Das “Universum” der Leerdenker, Impfgegner etc.
Ein sonderbares Gemisch von hoher sozial-politischer Heterogenität, bestehend aus Gegnern der notwendigen Maßnahmen gegen das Corona-Virus ist brandgefährlich: „Querdenker“ die nicht logisch denken können, Verschwörungs – Mythologen, “Wutbürger”, Esoteriker, Satanisten, Abenteurer, Hasardeure, Spinner, Verwirrte, Träumer, Realitätsverweigerer, Erfolglose, auf der Strecke Gebliebene, am Rande der Gesellschaft Lebende, Masochisten, Sekten – Anhänger, Reichsbürger, Rechtsextremisten, Faschistoide, Neofaschisten, Introvertierte, Chaoten, Schlaumeier, intellektuell Unterbelichtete, Wissenschaftsignorante, Wissenschaftlerfeinde, deutsche Trumpisten, einseitig gebildete Ärzte, Vertreter zahlreicher Mikrokosmen und auch einzelne normale Bürgerliche.Sie wissen alles besser als die Virologen und die Epidemiologen und maßen sich an, die offizielle Politik bestimmen zu können.Aber zum Glück haben wir eine WEHRHAFTE Demokratie.
-Impfgegner etc.: So hat es begonnen: EU-Skeptiker, EU – Ablehner, Klima – Leugner, Corona – Leugner, Schutzmaßnahmen – Gegner, Querdenker, Impfskeptiker, Impfgegner. Und dahinter steht die hellbraune AfD.
-Demokrit, Widerspiegelungstheorie: Die Realität und nicht irgendwelche Wunschvorstellungen widerspiegeln. Die Sache hat offenkundig mit dem BILDUNGSNIVEAU zu tun. Hier herrscht das Stammtischniveau und oft noch tiefer. Die Bildzeitung, die Privat-Kanäle, die Leerdenker, die AfD haben ganze VERBLÖDUNGSARBEIT geleistet Siehe ausführlich Michael Jürgs, Seichtgebiete, Warum wir hemmungslos verblöden, München 2009.,
-Verhältnis von Demonstrationsrecht und Recht auf Gesundheit: Es gibt eine Hierarchie der Grundrechte. Bereits das Bundesverfassungsgericht hat darauf hingewiesen, dass das Recht auf Gesundheit einen höheren Stellenwert besitzt. Das Demonstrationsrecht kann hingegen auch nach der Internationalen Menschenrechtskonvention von 1966 unter Umständen eingeschränkt werden. Gleiches hat auch das Österreichische Verfassungsgericht klargestellt. Ich glaube, hier geht es um fehlende Kenntnisse. Also ideale Opfer für die Bauernfänger (“Querdenker” AfD)
-An die LEERdenker und die Impfgeggner: Den Leerdenkern und den Impfgegnern fehlen das GESELLSCHAFTSBEWUSSTSEIN, das RECHTSBEWUSSTSEIN, das STAATSBEWUSSTSEIN und vor allem das VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN. Ein Glück, dass die Mehrheit normal ist.
-Der Staat hat die Sorgepflicht gegenüber seinen Bürgern alles zu tun, um sie vor Krankheiten zu schützen, denn das Recht auf Gesundheit gehört zu den Grundrechten und besitzt nach dem Bundesverfassungsgericht Deutschlands, nach dem Verfasssungsgericht Österreichs sowie nach der Internationalen Menschenrechtskonvention von 1966 einen höheren Stellenwert als das Demonstrationsrecht. Es liegt also eine Hierarchie der Grundrechte vor. All dies ist den LEERdenkern, den verwirrten Impfgegnern (nicht alle sind so) und der hellbraunen AfD nicht bekannt ?
-Ohne Gesetze kann kein Gemeinwesen existieren und gedeihen. Gesetze gibt es seit 5500 Jahren mit ihrem typischen Merkmal der Durchsetzung, wenn die Menschen es nicht respektieren, vermittels des Zwanges. Gerade dieser wesentliche Aspekt ist durch die 68er unvernünftiger weise beiseite geschoben worden. So erleben wir gegenwärtig eine Verachtung der staatlichen Institutionen und einen zunehmenden Hang zur Verletzung der Gesetze, ja zur Gesetzlosigkeit.
Protagonisten dieses Verfalls sind die „Querdenker“, die Coronaleugner und etliche Impfgegner, wobei hinter ihnen Rechtsradikale und die AfD stehen. M.E. handelt es sich größtenteils um Feinde der liberal-demokratischen Grundordnung. Es ist schon längst an der Zeit, mit ihnen Tacheles zu sprechen oder besser, sie zur Raison zu bringen, denn die Demokratie muss wehrhaft sein, andernfalls wird sie vollends zerstört.
-Querdenker, Impfgegner, Verschwörungsmythologen: Um die Freiheit. Es gibt keine absolute Freiheit. 2. Die Freiheit ist konkret. 3. Zwischen der Freiheit
und des Verantwortungsbewusstseins gibt es ein dialektisches Wechselverhältnis. 4. Die Freiheit schließt die Anarchie aus.5. Die Freiheit des Einen darf die Freiheit des anderen nicht einschränken, denn das Individuum ist ein soziales Wesen. Jeder Punkt könnte zu einer Doktorarbeit ausgebaut werden. Verschwörer und Plebs (Ochlos)
-Im 6. Jh. v. Chr. gab es in Ionia (heutige West-Türkei, erstes Zentrum der altgriechischen Kultur und Wissenschaft) harte Klassen Auseinandersetzungen. Dies veranlasste den Dialektiker und Philosophen Heraklit (Ηράκλειτος) zu folgender Feststellung: “Der Edle kümmert sich um seine Bildung, und die Masse des Volkes frisst wie das Vieh”.
-Verantwortungs- und Skrupellosigkeit der “Querdenker”:1. In den Menschenrechtskonventionen der UNO von 1966 gibt es eine Hierarchisierung der Rechte und Freiheiten, was vor kurzem auch ein hohes Gericht bekräftigt hat: Das Recht auf Gesundheit besitzt Priorität gegenüber dem Recht auf Versammlungsfreiheit.
2. Bisher habe ich von keinem Einzigen “Querdenker” irgendetwas Konkretes (Konventionen, Deklarationen) über die Rechte und die Freiheiten der Bürger gehört. Es bleibt bei allgemeinen Meinungsäußerungen und Plakativitäten.
3. Rechte und Freiheiten sind nicht absolut. Se hören dort auf, wo die Rechte und Freiheiten der Mitbürger beginnen. Das ist für die “Querdenker” ein Buch mit sieben Siegeln.
4. In besonderen Situationen sind vorübergehende Einschränkungen der Rechte und Freiheiten im Interesse des Volkes durchaus erforderlich. Die “Querdenker gehen jedoch von Absoluten Rechten und Freiheiten aus. Und das ist grundfalsch.
5. Zwischen der Verantwortung und der Zuständigkeit der Regierung auf der einen und der Verantwortungslosigkeit und dem Chaos einer verschwindenden und skrupellosen Minderheit auf der anderen Seite gibt es wohl einen gewaltigen Unterschied.
-An die neuen”Taliban”-Impfgegner (es geht um die fehlende gesetzliche Impfpflicht)
In einer zivilisierten Gesellschaft gib es nicht nur Rechtsnormen, sondern auch Sozialnormen und ethische Normen, die sich im Spannungsverhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Citoyen und Staat befinden. Der hoch gezüchtete Individualismus/Egoismus hat weder mit der Selbstbestimmung des Individuums, noch mit den Menschenrechten und Grundfreiheiten gemäß der UNO-Menschenrechtskonvention über die zivilen und politischen Rechte von 1966 zu tun, in welcher es keine ABSOLUTEN Rechte gibt. Im Interesse u.a. der Gesundheit des gesamten Volkes sind Einschränkungen von Bürgerfreiheiten für eine gewisse Zeit durchaus zulässig.
-Antwort auf einen extrem individualistischen und egoistischen Impfgegner:
1. Der Mensch ist ein SOZIALES und POLITISCHES Wesen (bekannt seit Aristoteles). Also der Mensch kann nicht wie Robinson Crusoe leben.
2. Zwischen dem Menschen und der Gesellschaft sowie zwischen dem Bürger und dem Staat gibt es WECHSELBEZIEHUNGEN (bekannt seit Demokrit und Perikles).
3. Zwischen den Rechten und den Pflichten existieren gegenseitige Abhängigkeiten. Der demokratische Staat stützt sich auf Beides. Rechte und Pflichten werden in der Verfassung verankert. Konkrete Pflichten ergeben sich aus den Gesetzen.
4. Nur auf Rechte pochen und keine Pflichten akzeptieren, führt zu Egoismus, zur Anarchie und letztendlich zur Zerstörung des Gemeinwesens. Darauf warten die Anhänger der autoritären bzw. der diktatorischen Herrschaftsausübung.
5. Extremer Individualismus und Egoismus können als unsozial, sogar als asozial gewertet werden.
-Die Impfpflicht gegen das Corona-Virus
wird nicht nur in den USA kommen, weil sie im Interesse der Gesundheit des jeweiligen Volkes notwendig ist. Gestern hat der Europäische Menschenrechtsgerichtshof die Klage von 30 griechischen Medizinern zurückgewiesen, die sich gegen ihre Suspendierung und die Einstellung ihrer Bezüge durch die griechische Regierung wandten. Sie hat die IMPFPFLICHT aller im staatlichen Gesundheitstätigen angeordnet mit der Begründung, das gesamte Volk schützen zu wollen. Begründung durch das Gericht: Die Regierung ist dazu verpflichtet, sich um die Gesundheit des Volkes zu kümmern. Hierzu gehört auch die Gesundheit der Mediziner.
Ich gehe davon aus, dass bald die seltsamen Kapriolen der „Impfgegner“ vorbei sein werden. In den USA wird die Impfpflicht ebenfalls im gesamten Gesundheitswesen eingeführt. Dies gilt auch für das U.K.
Zeit (10.12.20, 5.1.21,19.10.21,13./14.12.21,28.12.21, 26.1.22),Focus (29.12.20, 4.11.21, 2./15.12.21,28.12.21), FAZ (14./15.12.21,28.12.21), Stern (15.12.21,28.12.21) ,Münchner Merkur (21.11.20,7.12.20), Wiener Zeitung (21.11.20 ,7.12.20), Frankfurter Allgemeine Zeitung (11./12.12.20)), Focus Münchner Merkur, Wiener Zeitung (7.12.20), Stern (9.12.20, 27.8.21, 9.9.21), Süddeutsche Zeitung (9.12.20, 2.12.21), Neue Zürcher Zeitung (29.12.20, 10.9.21,) (, 4.11.21, 4./19.11/ 23.11.21,10.12.21).
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Politische Soziologie der Corona-Proteste untersucht.
Das Ergebnis: Unter den Anhängern der Querdenker-Bewegung sind besonders viele Wähler der AfD, der Grünen und der Linkspartei.
„Sozialstrukturell handelt es sich um eine relativ alte und relativ akademische Bewegung. Das Durchschnittsalter beträgt 47 Jahre, 31 Prozent haben Abitur, 34 Prozent einen Studienabschuss, der Anteil Selbstständiger ist deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung“, ergänzt Nachtwey. Er bezeichnet Querdenken als „eine Bewegung, die mehr von links kommt, aber stärker nach rechts geht …
Für die Grünen könnte sie zu einem Problem werden, mutmaßt er. „Die Professionalisierung der Grünen, ihre langjährige Regierungstätigkeit, hat auch dazu geführt, dass ein Teil des grünen Milieus sich von dieser Partei nicht mehr repräsentiert fühlt. Münchner Merkur (11.12.20)
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Antimoderner Reflex mit Tradition
Die noch immer als links-alternativ geltenden Lebensreformbewegungen und die neuen „Querdenker“ haben mehr gemeinsam als gemeinhin bekannt.
Bloß gekapert von den Rechten? Nein, Irrationalität und Verschwörungstheorie liegen nah beisammen Foto: Peter Schneider/Keystone/dpa
Das anfängliche Erstaunen in Politik und Medien, wer ab Frühjahr 2020 die Proteste gegen die Pandemiemaßnahmen organisiert hat, überrascht. Auf der Straße versammelten sich Anhänger des alternativen Spektrums und der rechten Szene. Ihre teilweise Herkunft aus der Mitte der Gesellschaft kann aber keine Überraschung sein.
Bereits in der ersten Lebensreformbewegung war die Tendenz zu weit rechten Positionen evident. Ihre Protagonisten teilten schon vor über 150 Jahren die Sehnsucht nach einem „ganzheitlichen Dasein“ in einer „organischen Ordnung“. Ihr romantisierender Blick zurück galt der vermeintlich natürlichen, harmonischen Vormoderne. Die gegenwärtige Kritik an den staatlichen Maßnahmen gegen die Pandemie geht erneut mit einer Ablehnung der Moderne einher.
Als Reflex auf die ökonomischen Krisen war in den 2000er Jahren eine Gegenbewegung aufgekommen, beginnend mit der Finanzkrise 2008 und den ökologischen Folgen des anhaltenden Wachstums von Markt und Waren. Die Globalisierung ohne staatliche Regulierung löste in weiten Teilen der Gesellschaft Abwehr aus. Ein Weiter-so in der Waren- und Finanzwelt, in der Besitz und Dinge den Kern des Lebens ausmachen, stieß mehr und mehr auf Ablehnung.
Der Klimawandel sorgte für ein Gefühl der Endzeitstimmung. Oliver Nachtwey, Nadine Frei und Robert Schäfer nehmen die „Querdenker“-Proteste daher auch als „Ausdruck einer fundamentalen Legitimationskrise der modernen Gesellschaft“ wahr.
Entfremdung in der Hypermoderne
Schon 1980 mahnte Jürgen Habermas, die „Moderne“ sei ein „unvollendetes Projekt“. Die Versprechen der Aufklärung, mit Logik und Ratio eine universelle Grundlage für Moral und Recht für eine humanistische Welt zu erreichen, seien nicht erfüllt. 40 Jahre später ist dieses Projekt für die „Querdenker“ und Coronaleugner:innen endgültig gescheitert.
Die Entfremdung von der durchrationalisierten Hypermoderne spiegele sich nicht nur in der Skepsis gegenüber ihren Institutionen wie Parteien, Parlamenten oder Presse, sondern auch, so Nachtwey und Co-Autoren, in „einer romantisch inspirierten Hinwendung zu ganzheitlichen, anthroposophischen Denkweisen, dem Glauben an die natürlichen Selbstheilungskräfte des Körpers, Forderungen nach mehr spirituellem Denken und dem Wunsch, Schulmedizin und alternative Heilmethoden gleichzustellen.“
Die der Aufklärung eingeschriebenen Kategorien Ratio und Logik werden für Industrialisierung und Urbanisierung verantwortlich gemacht. Der „Entzauberung der Welt“ wird eine Verzauberung durch Remythologisierung und Respiritualität entgegengestellt. Von der „Erlösung vom Intellektualismus der Wissenschaft, um zur eigenen Natur und damit zur Natur überhaupt zurückzukommen“, schrieb Max Weber bereits 1919.
Die technologische Entwicklung der Arbeit, so Karl Marx, entfremde den Menschen von sich selbst, seiner Gattung und der Natur. Der entfremdete Mensch steht inmitten der entfesselten Moderne.
Die Verzauberung suchen
Die Auswirkungen einer Ratio, allein genutzt für eine ökonomische Realität, waren damals wie heute sicht- und spürbar. Die erste Gegen- und Suchbewegung propagierte unterschiedlichste Verzauberungen der entzauberten Welt: von alternativen Siedlungen und ökologischer Landwirtschaft über vegetarische Ernährung und ganzheitliche Medizin bis hin zu spirituellen Praktiken und pädagogischen Ideen.
Erste Organisationen wie der 1889 gegründete Deutsche Bund der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise entstanden. Aus Sorge um die Gesundheit des Individuums und des „Volkskörpers“ wurde 1886 der Homöopathische Verein in Heidenheim aufgebaut. Im Zuge des 1874 beschlossenen Reichsimpfgesetzes begründeten Impfgegner erste Organisationen, unter ihnen der Arzt und Naturheilkundler Eugen Bilfinger.
Er erklärte: „Nicht Impfungen, sondern nur gesunde Lebensbedingungen und gesunde Lebensgewohnheiten verschaffen und erhalten uns die Gesundheit. Die Natur hat immer recht.“ Die Natur solle nicht gemeistert werden, man habe von ihr zu lernen und „ihre Gesetze zu verstehen“.
Der damals deutschlandweit bekannte Impfgegner, Tierrechtler, Veganer und Antisemit Paul Förster stritt ebenso gegen die Impfpflicht. Er sah keinen Widerspruch zwischen seinem gesundheits- und tierrechtspolitischen Engagement und seinen völkisch-nationalistischen Aktivitäten. In seinem Denkkosmos griff alles ineinander. Hier flackerte die Verschwörung auf, dass die moderne Welt eine „jüdische Welt“ sei.
Förster denunzierte Humanismus, Rationalismus, Universalismus und Egalitarismus als „fremde Formen“. Sie widersprächen dem deutschen Wesen und seien dafür verantwortlich, dass dem „Menschen die Unmittelbarkeit des Gefühls und der Einklang mit der Natur“ verloren gegangen sei. Ein rechter Antimodernismus, der nicht bloß den Materialismus abwehren wollte, sondern auch Liberalismus und Humanität.
Atomkrieg und Selbstverwirklichung
Die Krisen der 1970er Jahre ließen erneut eine Gegenbewegung entstehen – die zweite Lebensreformbewegung. Der Wirtschaftsboom ging zu Ende, die Nachrüstung offenbarte die Gefahr eines Atomkriegs, die zerstörerischen Auswirkungen des Kapitalismus wurden wieder erkannt.
Die gegenwärtige Kritik an den Maßnahmen geht erneut mit einer Ablehnung der Moderne einher
Endzeit- und Aufbruchstimmung lagen erneut eng beieinander. Industrialisierung und Urbanisierung, Wirtschaftswachstum und Konsum waren nicht mehr mit Glücksversprechen verbunden. Der Ruf nach Umkehr wurde laut.
Das linksalternative Milieu löste nicht bloß ein kritisches Staatsverständnis aus, es trieb auch die Selbstsuche an. Selbstverwirklichung, Authentizität, Autonomie und Ganzheitlichkeit der Erfahrung waren die Leitideen. Die von Rudolf Steiner (1861-1925) begründee Anthroposophie, der ihr nahestehende biologisch-dynamische Landbau wie auch waldorfpädagogische Einrichtungen fanden Zulauf.
Als „Partei der Bewegung“ gründeten sich die Grünen – mit weit rechts stehenden Akteuren, was harte Richtungskämpfe und personellen Konsequenzen auslöste.
Patrioten und Rebellen
In diesem Kontext betonte der neurechte Publizist Karlheinz Weißmann 1991, dass „völkisch-religiöse Ideologien“ durch das „Einsickern einer Mischung grüner, alternativer, okkulter und neuheidnischer Vorstellungen“ Platz greifen könnten. Der Mitbegründer des Instituts für Staatspolitik wollte keine Warnung aussprechen, sondern einen Weg weisen. Jahre später ruft Martin Sellner, führender Kader der rechtsextremen Identitären Bewegung, im Compact Magazin „die Patrioten“ auf, sich den „Corona-Rebellen“ anzunähern.
Auch die ungezügelte Globalisierung und die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt wecken Sehnsüchte nach Entschleunigung und Einfachheit. Neben den Folgen des Klimawandels hat vor allem die Coronapandemie das Mensch-Natur-Verhältnis verstärkt in das gesellschaftliche Bewusstsein gebracht. Covid-19 offenbarte, dass die Natur den Menschen beherrschen kann.
Diese Gemütslagen treiben „Querdenker“ und Coronaleugner:innen an, die versichern, sie stünden weder links noch rechts. Die Tendenzen zum Spirituellen und Irrationalen gehen aber nicht nur von Wissenschaftskritik in Wissenschaftsfeindlichkeit über. Sie begründen ebenso Sympathien für Verschwörungsnarrative. Der den Lebensreformbewegungen immanente Kampf gegen die Moderne hat bereits den Weg zur Radikalisierung bereitet.
Schon 1952 betonte Georg Lukács zu den ideologischen Vorläufern des Nationalsozialismus, dass die Option einer „aggressiven reaktionären Ideologie in jeder philosophischen Regung des Irrationalismus sachlich enthalten ist“, bis hin zu einer faschistischen. Der Mythos, die Lebensreformbewegung sei per se links-alternativ, verhindert die Reflexion der Ambivalenzen und das Erkennen einer wenig überraschenden Nähe zu rechtem Gedankengut.“