Kurden, Die Endlose Tragödie

Die endlose Tragödie der Kurden

Ich bin davon überzeugt, dass es aus gegebenem Anlass zweckmäßig und notwendig ist, eine systematische Analyse des Kurdenproblems vorzunehmen. Teilanalysen bleiben nur ein Torso.

Der Vertrag von Lausanne von 1923 erwähnt vier Staaten, in denen Kurden leben:

a)Die Türkei, mit 18-20 % der Gesamtbevölkerung), wobei sie nicht als ethnische Minderheit anerkannt wurden. Dies war der Hauptgrund, dass die Kurden sechsmal sich gegen die Türkei erhoben, jedoch alle Aufstände sind im Blute erstickt worden. Noch bis vor einigen Jahren war die kurdische Sprache, die zu der indoeuropäischen Sprachfamilie, und genauer zum Zweig der iranischen Sprachen gehört, verboten. Die Kurden wurden offiziell als Bergtürken bezeichnet. Im Jahre 1984 begann erneut ein Aufstand, währenddessen der Ausnahmezustand von der türkischen Regierung verhängt wurde. Der Aufstand wurde mit der Verhaftung des PKK-Führers Özalan 1999 inoffiziell und 2013 offiziell beendet. Während des Aufstandes wurden 35 -40 tausend Menschen getötet. Im Rahmen der Bestrebungen der Türkei, in die Europäische Union aufgenommen zu werden, hat sie den Kurden einige Autonomierechte gewähren müssen. Seit einiger Zeit jedoch hat die EU die PKK als eine terroristische Organisation qualifiziert.

b) In dem Irak machen die Kurden ca. 16-20 % der Gesamtbevölkerung aus. Es entspricht der historischen Wahrheit, dass der Irak unter Saddam Hussein nicht nur allgemein Kriegsverbrechen, sondern darüber hinaus einen regelrechten Völkermord begangen hat, den die Kurden niemals vergessen werden.

Nur in einer kleinen Zeitspanne von 1970 bis 1972 wurde den Kurden eine eingeschränkte Autonomie und Beteiligung an der Regierung gewährt. Im Jahre 1991 wurde aufgrund einer Resolution der UNO eine Schutzzone geschaffen, und 2003 haben sich die Kurden am Kampf gegen das Regime des irakischen Diktators aktiv  beteiligt. Gegenwärtig besitzt die kurdische Bevölkerung im Norden des Irak Autonomie jedoch keinen eigenen Staat im Sinne des Staatsrechts und des Völkerrechts. Das Tragische der irakischen Kurden besteht auch darin, dass sich seit Jahrzehnten die beiden mittelalterlich anmutenden Dynastien der Barzani und der Talabani bekämpfen.

c) Der Anteil der Kurden an der Gesamtbevölkerung Syriens beträgt ca. 10 %. Bis 1971 wurden die Kurden von dem Regime des Hafez Assad   weder unterdrückt, noch erhielten sie irgendwelche Autonomierechte. Allerdings unter dem Regime des Bassar Assad wurden die Kurden wieder Objekt der Unterdrückung. Im  Rahmen des Aufstandes der sunnitischen Mehrheit gegen das Regime der alevitischen Minderheit (ca.18%)  ist es den Kurden gelungen, eine defacto- Autonomie zu erlangen. Dabei haben sie tapfer und erfolgreich gegen den Islamischen Staat gekämpft.  Sie wurden  lange von den amerikanischen Truppen unterstützt, die leider demnächst abgezogen werden. Hierdurch verraten die USA in dem chaotischen Syrien den militärisch wichtigsten Verbündeten, worauf die Türkei lange gewartet hat, um gegen die Kurden  massiv vorzugehen und damit wird das Völkerrecht gröblich verletzt. Die Kurden werden diesen großen Verrat der USA niemals vergessen.                                                                                                                                          d) In Iran machen die Kurden 15-20 % der polyethnischen (Perser, Araber, Aserbaidschaner) Bevölkerung aus. Das theokratische System des Chomeini war nicht gewillt, den Kuren Rechte einer ethnischen Minderheit mit der Begründung zu gewähren, dass in Iran Muslime leben, zwischen denen es nicht gestattet ist, Unterscheidungen vorzunehmen. Im Jahre 2005 fand der letzte Aufstand der Kurden in diesem Lande statt.

Lösung des Kurdenproblems

Die ideale Lösung des Kurdenproblems wäre die Schaffung eines einheitlichen Kurdenstaates, wie er von der Liga der Nationen vorgeschlagen wurde.  Allerdings, dies setzt das Vorhandensein eines ebenso einheitlichen Nationalbewusstseins voraus. Aus meiner langen Erfahrung mit kurdischen Studierenden aus verschiedenen Ländern habe ich den Eindruck gewonnen, dass es kein einheitliches kurdisches Nationalbewusstsein gibt. Es sei ferner darauf verwiesen, dass ohne Ausnahme alle Staaten und in erster Linie jene mit den Kurden als ethnische Minderheit , gegen die Schaffung eines einheitlichen und unabhängigen Kurdenstaates mit ca. 35 Millionen Einwohnern sind, der das Gleichgewicht in der neuralgischen Region des Vorderen Orients über den Haufen werfen würde.

Die einzige realistische Lösung des Problems besteht eher darin, dass die Kurden als ethnische Minderheit mit umfangreichen Rechten in den oben erwähnten Staaten anerkannt werden und zwar mit internationalen Garantien.

Die Zeit, Tagesspiegel (21.12.18), Frankfurter Allgemeine Zeitung, Spiegel Facebook (29.12.18), Münchner Merkur (29.12.18, 7.8.19) , Tagesspiegel Facebook (24.1.19)

Wiener Zeitung Facebook (16.10.19), LVZ Facebook (18.10.19)

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Türken, Dschihadisten, Kurden

Die Türkei hat am Anfang die Dschihadisten umfangreich und allseitig sogar mit Waffenlieferungen (offenes Geheimnis) unterstützt und zugleich zugeschaut, wie sie die Kurden angreifen und massakrieren. Auch jetzt wird zugeschaut, wie die Dschihadisten erneut die Kurden angreifen und sich von Tag zu Tag ausbreiten.

Die Kurden haben als kampferprobte Menschen den Hauptanteil an der Zerschlagung des “Islamischen Staates” geleistet. So haben sie die Anerkennung der Welt (Ausnahme Türkei) erlangt.
Und ausgerechnet sie will unbedingt der autoritäre Herrscher der Türkei “ausrotten” und dass nachdem die Kurden die syrische Regierung, die bekanntlich von Russland unterstützt wird, um Hilfe gebeten haben ? Ist die türkische Armee so sicher, dass sie im Falle eines Zusammenstoßes mit der syrischen Armee den Sieg davon tragen wird ?
Berechtigt ist in diesem Zusammenhang die folgende Frage: Wann und wo hat eigentlich die türkische Armee nach 1923 richtig, d.h. gegen eine andere reguläre Armee gekämpft ?  Die Zeit (8.1.19), Wiener Zeitung Facebook (16.10.19), LVZ Facebook (18.10.19)

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Kurden, kein einheitliches Nationalbewusstsein

Ich habe nie verstanden, warum es keine Solidarität zwischen allen Kurden im Orient gibt. Normalerweise sollten die zuständigen kurdischen Führer alles tun, damit ein gemeinsames kurdisches NATIONALBEWUSSTSEIN entsteht. Dies ist die conditio sine qua non für die Bildung eines kurdischen Staates. Neue Zürcher Zeitung Facebook (23.10.19)

 

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