Auferstehung in der Mythologie
Ausgangspunkt der These: Der Mythos ging der Religion voraus, aber die Religion enthält immer noch Elemente des Mythos. Dies gilt insbesondere für den heidnischen und den christlichen Mythos um die Auferstehung.
Ich beabsichtige nicht, die bekannten Fakten über die Auferstehung Jesu Christi aus dem Neuen Testament, der Hauptgrundlage der christlichen Religion, die zweifellos ein Mythos ist, zu wiederholen.
Nach Ansicht von Fachhistorikern und Mythologen stehen Götter und Halbgötter (mythische Helden) im Mittelpunkt des Auferstehungsphänomens.
Im Allgemeinen werden zwei Kategorien von mythischen Auferstehungen unterschieden:
α) Götter und Helden, die jährlich sterben und dann wieder auferstehen. Dies sind die Götter der Vegetation. Das allmähliche Verschwinden der Vegetation und das Einsetzen der Dürre bedeuten, dass der Gott stirbt. Dieses traurige Ereignis wird meist von Opferklagen begleitet (vgl. G. Billinger, Knaurs Lexikon Mythologie, München 2004, S. 59/60).
Aber wenn das lang ersehnte Regenwetter zurückkehrt und die Vegetation aus dem Hades wieder auftaucht, wird es von den Menschen mit Freude, Begeisterung und Hymnen begrüßt. Besonders in den heiligen Zeremonien (Hymnen, Klagen) findet eine Vereinigung der Gläubigen mit dem auferstandenen Gott statt (vgl. P. Fiebag et alt., Mysterien des Altertums, München, 2002, S. 156 ff.).
Die Gläubigen betrachten die Auferstehung Gottes als ihre eigene Auferstehung,das heißt, sie drücken ihre große Freude über die ihre zukünftige Wiederauferstehung im Voraus aus.
Bei den Göttern generell gehören die wichtigsten zu den Vegetationsgöttern, die direkt mit den Göttinnen verwandt sind, die aus dem Hades zur Erde getragen werden, wie Tamuzu (Tumuzi) durch Ishtar (akkadische Göttin, syrische Ashterut, griechisch: Ashtarte, Göttin der Liebe und Krieg, Vorbild für Aphrodite), Osiris durch Isis (bilden zusammen mit ihrem Sohn Horus eine Dreifaltigkeit (vgl. Die Enzyklopädie der östlichen Mythologie, München 1999, S. 67), Adonis (zunächst Phönizischer Gott: “Mein Herr”, daher Adonia: in der Antike berühmte mystische Riten) durch Aphrodite, der phrygische
Gott Attis durch Cybele (phrygische Göttin, Große Mutter, Magna Mater)
und Persephone durch eine andere Göttin, Demeter (vgl. H. Gärtner, Kleines
Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Leipzig 1989, S.
298).
b) Zu dieser Kategorie gehören Götter oder Helden, die von Göttern oder Menschen getötet wurden. Sie werden nach einem Jahr wiederbelebt.
Nach dem christlichen Glauben hat nach drei Tagen (die magische Zahl 3) die Auferstehung des Gottessohnes Jesus Christus stattgefunden.
In anderen Religionen bzw. Mythologien gibt es ebenso Fälle der Auferstehung:
Tod und Wiederauferstehung des hinduistischen Liebesgottes Kam (Sanskrit: erotischer Wunsch, aber philosophisch gesehen, handelt es sich nach den Veden (heilige Bücher der hinduistischen Elitenreligion) um eine Personifizierung der Macht der Welt. Kam wurde von dem Gott Shiva bestraft, indem er ihn in Asche verwandelte, weil er Shivas i beim Yoga gestört hat. Er wurde wiedergeboren und heiratete Rati (Lust).
Ungefähr das gleiche Schicksal ereilte den orphischen Zagreus,
der Shinto (Japan) O-Kuni-nushi, der Perückengott Ayar Cachi o
der polynesische Gott Ono, der griechische Gott Herkules und der germanische Gott Baldurn oder Baldr (vgl. W. Golther, Germanische Mythologie, Handbuch,
Gesamtausgabe, Essen, 2004, S.294 ff.,335 ff.423).
Folgend sollen einige ausführlicher erwähnt werden:
-Horus in Ägypten (“Sohn Gottes”, “guter Hirte”, “Lamm Gottes”, “die
Wahrheit”, “das Licht” usw.) wurde von einem Mann namens Typhon verraten, danach wurde gekreuzigt, begraben und nach drei Tagen ist er wieder auferstanden.
-Attis in Phrygien, wurde gekreuzigt, begraben und nach drei Tagen ist er auferstanden.
-Mithras in Persien hatte 12 Jünger und vollbrachte viele Wunder und nach
nach seinem Tod wurde er begraben und nach drei Tagen ist er auferstanden.
-Zitiert aus Platons “Politeia”, “Mythos des ᾿Helden des Armenius”:
“Jemand, der nach seinem Tod wieder ins Leben zurückgekehrt ist, beschreibt uns, wie die Seelen während des Zeitraums von tausend Jahren leben, zwischen der Zeit seines Todes und der Zeit seiner Rückkehr ins Leben, als er wieder von den Toten zurückkehrte.
“Wenn ein Mensch stirbt, wenn die Seele den Körper verlässt, bis zum Augenblick seines Todes, wenn die Seele den Körper verlässt
bis zum Zeitpunkt der nächsten Wiedergeburt: [“……
Der Armenier, der von Geburt an ein Pamphylus war. Er wurde im Krieg getötet, und als sie nach zehn Tagen kamen, um die Leichen der Toten zu holen, die
verwesen, war seine Leiche noch unversehrt und intakt.
Deshalb trugen sie ihn nach Hause, um ihn zu begraben. Nach seinem Tode lag er auf dem Feuer und zwölf Tage später kehrte er ins Leben zurück und begann zu erzählen, was er in der anderen Welt gesehen hatte.”
Schlussfolgerungen
α) Das Phänomen der Auferstehung ist ein Element der Mythologie und der Religionen in allen großen Kulturen. Das heißt, es ist etwas Menschliches, was bedeutet, dass der Mensch den Mythos in Verbindung mit dem religiösen Glauben erfand, der sich in seinem Gehirn und insbesondere in seinen Neuronen konzentriert, wie die Neurowissenschaft bewiesen hat.
b) Die Auferstehung spiegelt in der Mythologie die Auferstehung der Natur nach dem Winter wider, nach dem das Saatkorn in der Erde (“Reich des Todes”) gelegen hat, und drückt im Wesentlichen transzendent und mystisch die Hoffnung des Menschen auf ein Leben nach dem physischen Tod aus.
c) Die Auferstehung ist naturwissenschaftlich nicht beweisbar, aber sie ist seit mindestens viertausend Jahren Bestandteil der Weltreligionen.
d) Die Auferstehung Jesu Christi ist ein Mythos als Ausdruck des absoluten Vorrangs des Glaubens vor dem WISSENSCHAFTLICHEN WISSEN. Aber der Glaube ist eine persönliche Angelegenheit des Menschen.
Veröffentlicht in Griechisch seit 2014 oft in der Καθημερινή (Kathimerini)
aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz): Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Θρησκεία, Ιστορία, Εθνολογία, Πολιτισμός, Γλωσσολoγία, Δεύτερος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung: Religion, Geschichte, Ethnologie, Kultur, Linguistik, Zweiter Band) , ISBN: 978-620-0-61339-4, Saarbrücken 2020, 284 S., S. 52