Irak, Konfessions- und Stammesbewußtsein, kein Nationales und Staatsbewußtsein, Eine Föderation ?
Es sei mir gestattet, etwas Grundsätzliches zu der verworrenen Situation nicht nur in dem Irak zu machen, sonst fällt es uns Europäern aüßerst schwer, uns in dem großen Gewirr von Nationen, Ethnien, Stämmen, Konfessionen und zahlreichen fanatischen Gruppierungen zurecht zu finden.
In Europa haben sich in erster Linie im 18./19. Jh. allmählich zuerst die Nationen herausgebildet , die sich jeweils eigene Nationalstaaten schufen. Die letzten auf diesem Gebiet waren die Deutschen, die Italiener und insbesondere die Balkanvölker.
In Asien und in Afrika sind , abgesehen von wenigen Ausnahmen, insbesondere nach dem Zusammenbruch des Kolonialsystems willkürlich Grenzen gezogen und Staaten geschaffen worden , innerhalb derer suksessive Nationen herausbilden hätten können. D. h. aus den vorhandenen Ethnien und Stämmen sollten Nationen geschmiedet werden als die ethnishe Grundlade des jeweiligen Staatswesens. In concreto bedeutet dies, dass verglichen mit der Entwicklung in Europa der umgekehrte Weg beschritten worden ist und zwar erst die Entstehung eines einheitlichen Staatsbewußtseins und dann die Herausbildung des erwünschten Nationalbewußtseins.
Dies ist jedoch den meisten Staaten nicht ganz gelungen. Es gab schon Anzeichen für die Herausbildung eines Staatsbewußtseins ausgerechnet in Staaten, in denen Diktatoren herrchten (z.B. in Lybien, in dem Irak und in Syrien) jedoch das Stammesbewusstsein sowie das Konfessionsbewußtsein sind nach wie vor derart stark, dass die große Gefahr des Auseinanderfallens der Staatswesen besteht. Gerade das erleben wir gegenwärtig in dem Irak
Die Schiiten haben als die Bevölkerungsmehrheit die Wahlen gewonnen und infolgedessen die Regierungsgewalt übernommen, jedoch die Regierung handelt nur im Interesse der Schiiten und nicht der ganzen irakischen Nation, die ohnehin nur auf dem Papier existiert.
Die Lösung des Problems wird nicht unbedingt die Bildung von drei Staaten sein, weil die Schiiten im Süden und die Kurden im Norden zwar über reiche Erdölquellen verfügen, während die Sunniten solche Reichtümer nicht besitzen, sondern die Schaffung einer irakischen Föderation, also eines Bundesstaates , was übrigens auch für die Ukraine in Frage käme.
Im übrigen sei darauf hingewiesen, dass auch der Iran ethnisch nicht homogen ist, sondern hauptsächlich aus drei Nationen bzw. Ethnien besteht und zwar aus Persern, Arabern und Aserbaidschanern. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch dort in der Perspektive die Frage nach der Bildung einer Föderation zu stellen sein wird. Dies gilt in besonderem maße für Pakistan und AfghanIrakKeinStaatsbewußtseinistan.
Veröffentlicht als Kommentar in : Frankfurter Allgemeine Zeitung (10.8.14), Focus (10.8.14), Die Welt (11.8.14), Die Zeit (11.8.14) , Frankfurter Rundschau (11.8.14), Berliner Zeitung (11.8.14), Wiener Zeitung (11.8.14), ( alle Elektronische Ausgabe).
-Irak, Einheitsstaat oder Föderation ? Irak, Estado Unitario o Federación ? 2014
1.Von Anfang an war der irakische Einheitsstaat eine Fehlgeburt, weil die Unterschiede zwischen den drei Regionen zu groß waren und weiterhin sind. Die Entwicklung hat nunmehr deutlich gezeigt, dass der Einheitsstaat passe ist.
2. Die beste Lösung wäre die Bildung eines Bundesstaates (Föderation). Es gibt zahlreiche Beispiele von durchaus gut funktionierenden Bundesstaaten, jedoch nicht im Orient, in der Geburtsregion des Staates überhaupt schon vor fünf tausend Jahren und zwar stets des Einheitsstaates.
3. Eine weitere Möglichkeit wäre die Gründung von drei Staaten, allerdings hätte diese Lösungsmöglichkeit einen erheblichen Mangel: Der kurdische Norden und der schiitische Süden verfügen über reiche Erdölfelder, während der sunnitische Staat hätte nicht derartige Ressoursen und wäre infolgedessen nicht lebensfähig.
4. Im falle der Gründung von drei Staaten könnten sich die Kurden des Irak mit den Kurden Syriens und in der Perspektive mit den Kurden der Türkei vereinigen und ein neuen Staat gründen und zwar Großkurdistan. Allerdings könnte dies Folgen in dem Iran haben, dessen Staatlichkeit auf drei Grundethnien stützt, auf Perser, Aserbaitschaner und Araber. Hieraus folgt, dass der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arbien mit allen Mittel versuchen würden , die Bildung von drei Staaten in dem Irak zu verhindern.
Veröffentlicht als Kommentar in : Die Welt (30.6.14), Der Tagesspiegel (7.8.14) , (elektronische Ausgabe).
_______________________________________________
Irak, Estado Unitario o Federación?
( 7 de Agosto de 2014 ), Por: Panos Terz )
(Texto original en Alemán: Irak, Einheitsstaat oder Föderation?. Traducción: Mario Arroyave)
1. El Estado unitario iraquí fue desde un comienzo un error de nacimiento, porque las diferencias entre las tres regiones eran y continúan siendo muy grandes. El desarrollo ha mostrado que el Estado unitario es pasado.
2. La mejor solución sería la creación de una Federación. Existen numerosos ejemplos de Federaciones que funcionan muy bien, sin embargo no oriente, en la región del nacimiento del Estado (unitario) ya hace cinco mil años.
3. Otra posibilidad sería la creación de tres Estados. Sin embargo, esta solución tiene una enorme deficiencia. El norde kurdo y el sur chiíta disponen de ricos campos de petróleo, mientras que el Estado sunita no tendría suficientes recursos, y por lo tanto, no podría sobrevivir.
4. En el caso de la creación de tres Estados, los Kurdos se podrían unificar con los Kurdos-sirios y poner la perspectiva para la unificación con los Kurdos de Turquía y así crear un nuevo Estado, es decir un Grankurdistán.Sin embargo, esto podría tener consecuencias en Irak, cuya estatalidad se fundamenta sobre tres principales etnias: persas, azerbaiyanos y arabes.
De esto se deriva que la Iran chiíta y la Arabia Saudita sunita intenten con todos sus medios impedir la creación de tres Estados en Irak.
Publicado como comentario en : Die Welt (30.6.14), Der Tagesspiegel (7.8.14). Versión Electrónica