Friedlicher Wettbewerb oder Konfrontation zwischen den USA und China?
Hauptprämisse: Zwischen den USA und China ist ein Krieg so gut wie ausgeschlossen. Es wird allerdings heftige Auseinandersetzungen in den Feldern der Politik, der Einflusssphären und der Diplomatie geben. Weitere Prämissen: Supermacht, Hegemon, Interessendurchsetzung.
1. Die USA als Supermacht betrachten China als Rivalen und versuchen erfolglos, China daran zu hindern, sich als zweite Supermacht zu etablieren und etwas später die USA vom ersten Platz in der Welt zu verdrängen. Die Geschichte zeigt, dass die Imperien (assyrisches, altes persisches, römisches, mongolisches, englisches etc.) nicht ewig existieren können. Bereits jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass das US-amerikanische Imperium dem Untergang geweiht ist. Zugleich zeichnen sich bereits die Konturen des chinesischen Imperiums ab.
2. Objektiv betrachtet, besteht zwischen den beiden Supermächten die Möglichkeit des friedlichen Wettbewerbes hauptsächlich auf den Gebieten der Wirtschaft und der Wissenschaft /Hochtechnologien. Bisher sind zwar diesbezüglich die USA führend, China verstärkt jedoch die Anstrengengen, die USA ein- bzw. zu überholen.
3. Da Imperium Supremum Americanum geht zur politischen Offensive über und versucht, seine Pax Americana allen Staaten aufzuzwingen, die angeblich auf den universellen Werten des Abendlandes stützt, aber in der Realität der internationalen Beziehungen geht es, wie oft nachgewiesen worden ist, um die Durchsetzung der egoistischen amerikanischen Interessen, was übrigens bei jedem Imperium der Fall gewesen ist.
4. Zu diesem Zweck benötigen die USA politische, diplomatische sowie auch militärische Verbündete, die bereit sind, die USA als Hegemon anzuerkennen. Dies ist auch für die jetzige amerikanische Regierung selbstverständlich, zumal der britische Premier kürzlich von der Führung der westlichen Welt durch die USA expressis verbis sprach.
Vertreter der amerikanischen Theorie of international relations haben bereits vor Jahren im Sinne der Apologetik Konstrukte geschaffen, um die Hegemonie der USA in der westlichen Welt zu untermauern. ES ist z.B. die Rede von den „hierarchischen Beziehungen zwischen nominell unabhängigen Akteuren“, von „wohlwollender Hegemonie“, von „Sicherheitshegemonie“, vom Hegemon als „Ordnungsstifter“ etc. Die wichtigste Aufgabe des Hegemons sei die Schaffung einer seinen Interessen entsprechende internationalen Ordnung, wozu er die Unterstützung durch seine Gefolgschaft (Verbündete) benötigt.
Unter diesem Licht betrachtet, wird der Sinn der Meinungsäußerung des amerikanischen Außenministers („regelbasierte Ordnung, auf der die weltweite Stabilität beruht“) evidenter. Es fällt auf, dass er weder die UNO-Charta, noch das Völkerrecht erwähnt, sondern allgemein gehaltene Werte des Westens, die natürlich nicht für die ganze Welt gelten können.
5. Auch in den Beziehungen zwischen den USA und China kann nur die friedliche Koexistenz zwischen Staaten unterschiedlicher Kultur- und Rechtskreise gelten. Dabei soll der friedliche Wettbewerb im Mittelpunkt stehen.
Fachliteratur
- C.Kegley, E Wittkopf, World Politics, Boston 1999.
-L. Brilmayer, American Hegemony. Political morality in a on superpower world, New Haven 1994.
-A., Bachmann, Politik zwischen Hegemonie und Gleichgewicht: die Geschichte der internationalen Beziehungen, Saarbrücken 2007.
-S.Brooks, S./Wohlforth, World out of balance international relations and the challenge of American primacy, Princeton 2008.
-.L., Hewel, L., Hegemonie und Gleichgewicht in der europäischen Integration: eine Untersuchung der Führungsproblematik, Baden-Baden 2006.
-H., Münkler, Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Berlin 2005. Zeit (23.3.21), Neue Zürcher Zeitung (24.3.21), Wiener Zeitung (26.7.21)