Patriarchat vs. Matriarchat
Wann, wo und warum hat Gott die Göttin ersetzt?
Viele Archäologie-Fachleute vertreten die Auffassung, dass die radikale Umstellung der Produktivkräfte durch die Erfindung des Pfluges, die erreichte Überproduktion von Getreide und der auf dieser Grundlage wachsende Wohlstand dynamisch zur Wertsteigerung der Felder, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen um landwirtschaftlichen Besitz, zur Stärkung der Rolle des Mannes in Familie und Gesellschaft, zur Aufteilung der Gesellschaft in Schichten und Klassen und zur Bildung von Staaten beigetragen hat.
Dies waren die Gründe, warum zwischen dem 2. und 3. Jahrtausend v. Chr. das Patriarchat (ein Begriff der Sozialanthropologie) allmählich das Matriarchat ablöste (vgl. G. Lerner, Die Entstehung des Patriarchats, Oxford University Press, 1986, Frankfurt/New York, 1995, S. 185-192). Nicht mehr das Matriarchat (Frauenherrschaft) sondern das Patriarchat (Phalokratie, Androkratie), nicht mehr die Göttin, sondern der Gott, in Mesopotamien nicht mehr Tiamat sondern Marduk. In den überlieferten Texten wird der grausame und tödliche Kampf zwischen den weiblichen und männlichen Göttern ausführlich erwähnt.
Gleichzeitig änderten sich die vorherrschenden Symbole, nicht mehr der weibliche Mond, die oberste Göttin vor allem im Paläolithikum, Mesolithikum und teilweise im Neolithikum, sondern die männliche Sonne als oberster Gott, nicht mehr Gynaikokratie, sondern Phalokratie (Androkratie), nicht mehr die Göttin, sondern der Gott. In uralten Dokumenten wird der heftige und vernichtende Kampf zwischen den weiblichen und den männlichen Göttern ausführlich erwähnt. Es schaudert einen, wenn man die überlieferten Texte der Mythen in Keilschrift aus einer Zeit liest, als der Iapeter (erste Indoeuropäer) noch nicht nach Griechenland gekommen waren. Letzten Endes haben die männlichen Götter die weiblichen Göttinnen für immer verdrängt.
Durch das Christentum hat sich das Patriarchat in ganz Europa und dann auf anderen Kontinenten verbreitet. In muslimischen Ländern herrscht immer noch de Patriarchalismus in seiner primitivsten Form.
Dies erklärt die Vorherrschaft Gottes in den monotheistischen Religionen, und es versteht sich von selbst, dass die Spitzen der monotheistischen Religionen ausschließlich aus Männern bestehen. Dies geschah zuerst im Nahen Osten (Sumerien -Akkadien und Ägypten).
veröffentlicht in: Kathimerini (3.11.17, 16.2.2018), iefimerida (13.8.2019)
Aus meinem Buch: Panos Terz: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz): Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Θρησκεία, Ιστορία, Εθνολογία, Πολιτισμός, Γλωσσολoγία, Δεύτερος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung: Religion, Geschichte, Ethnologie, Kultur, Linguistik, Zweiter Band) , ISBN: 978-620-0-61339-4, Saarbrücken 2020, 284 S. (σελ.) , ISBN: 978-620-0-61339-4, Saarbrücken 2020, 284 S.
NZZ (30.4.23)