Der Vertrag zwischen den USA und der UdSSR /Russland aus Sicht der Theorie der internationalen Beziehungen (spezielle der Gleichgewichtstheorie und der Interessentheorie)
Einleitend : Die Theorie der internationalen Beziehungen hat in erster Linie die folgenden Kategorien aufzuweisen : Interessen, Macht, Einfluss, Gleichgewicht, Stabilität, Veränderung, Vertrauen.
1.Bis zum Zusammenbruch der Supermacht UdSSR herrschte zwischen diesem Staat und den USA ein Gleichgewicht (der militärstrategischen Kräfte), das auch als „Gleichgewicht des Schreckens“(„Wer zuerst schießt, stirbt als zweiter“) bezeichnet wurde. Gerade dieses Gleichgewicht trug zur Erhaltung der internationalen Sicherheit und des Weltfriedens bei.
2. Seit dem Ende des Imperium Sovieticum ist nunmehr das Gleichgewicht zerstört , und das Imperium Americanum kann als die einzige Supermacht seine Pax Americana mühelos und ungestört durchsetzen.
Das heutige Russland hingegen kann insgesamt unter Berücksichtigung aller Kriterien nur als eine Großmacht eingeschätzt werden, jedoch nur auf militärstrategischem Gebiet stellt ohne Zweifel eine Supermacht dar und versucht mit allen Mitteln , eine Gleichwertigkeit mit den USA zu demonstrieren. Sollte es erneut zu einem Wettrüstung auf der Basis der militärstrategisch genutzten Hochtechnologien kommen, so wird das wirtschaftlich schwache Russland nicht lange mithalten können.
3. Inzwischen entwickelt sich China zu einem dritten entscheidenden Player der internationalen Beziehungen und hinsichtlich der Wirtschaftskapazität und der Hochtechnologien zur zweiten Supermacht der Welt, was eigentlich zum einen eine Deklassierung Russlands und zum anderen eine gefährliche Konkurrenz für die USA bedeutet. Im Endeffekt ist hierdurch bereits jetzt eine Tripolare Welt entstanden, deren Mitglieder von recht unterschiedliche Potenz sind.
4. Im Rahmen der Tripolarität entsteht sukzessive ein annäherndes Gleichgewicht (balance of power, balance du pouvoir), dass durchaus als Basis der neuen internationalen Ordnung zur Gewährleistung des Weltfriedens betrachtet werden kann. Hieraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass alle drei Player sich an notwendigen Abrüstungsverhandlungen gleichberechtigt beteiligen müssten.
5. Natürlich lässt sich jeder Staat von seinen eigenen Interessen leiten , jedoch der Durchsetzung kann nicht im Sinne des nationalen Egoismus, auf Kosten anderer Staaten und unter Verletzung der geltenden Normen des Völkerrechts, des Internationalen Wirtschaftsrechts und des Internationalen Finanzrechts erfolgen. Speziell in der Epoche der Globalisierung und der Zunahme gegenseitiger Abhängigkeiten zwischen allen Staaten, kommt nur ein Interessenausgleich in Frage, was beim Abschluss von notwendigen Abkommen vorwiegend durch Interessenkoordinierung erzielt werden kann.
6. International dominieren geostrategische Interessen, die das Grundverhaltensmuster der jeweiligen Player mit unterschiedlicher Gewichtung entscheidend bestimmen. Dies gilt in erster Linie im Verhältnis der USA gegenüber der sich herausbildenden Supermacht China , das expressis verbis offiziell die Absicht verkündet hat, in den nächsten Jahren die USA zu überholen. Es ist durchaus verständlich, dass die neuentstandene Situation bei den amerikanischen Politikern Alpträume verursacht.
6. Es kann konstatiert werden, das dass die EU als ökonomischer Riese und politische- diplomatischer Zwerg gar keine Rolle zu spielen vermag. Nur eine Neuorientierung der EU könnte andere Perspektiven schaffen .a) Militärische Aufrüstung, was kostspielig wäre. Es entsteht auch die berechtigte Frage cui bono ? b) Nach Neudefinierung der Haltung gegenüber Russland Beziehungen auf der Basis gegenseitiger Interessen und des gegenseitigen Vorteils.
In diesem Falle sollten allerdings Voraussetzungen für parallele, gemeinsame und in der Perspektive für übereinstimmende Interessen geschaffen werden. Es ist übrigens nicht einzusehen, warum immer wieder in den Beziehungen zwischen der EU und Russland Spannungen im Sinne konträrer Interessen entstehen. Dazu könnte man noch mehr schreiben.
Quellen :
- Panos Terz, Interessentheorie, Eine Abhandlung im Koordinatensystem von Philosophie, Epistemologie und Völkerrechtssoziologie ,in : Papel Politico , Vol. 14, No. 1 2009. pp. 223-274 ), Universidad Pontificia JAVERIANA, In honorem philosophi Graeci, praestabilis Epicuri
-Panos Terz, Völkerrechtssoziologie als Bestandteil der Völkerrechtswissenschaft und als Wissenschaft in statu nascendi, Eine Abhandlung, “Die Völkerrechtssoziologie, Versuch einer Grundlegung in den Hauptzügen. Defensio Scientiae Iuris inter Gentes” , in : Papel Politico, Pontificia Universidad JAVERIANA, Vol. 11, No. 1 , 2006, pp. 261-303 )
-Panos Terz , Gleichgewichtstheorie und Theorie von den Gegengewichten, Eine Völkerrechtssoziologische Abhandlung, Erster Teil, Gleichgewicht und Gegengewichte in der Geschichte ( Anfänge bis 1945 ); Zweiter Teil, Das Gleichgewicht und die Gegengewichte nach dem Zweiten Weltkrieg, (befindet sich im Verlag einer Päpstlichen Universität). Zeit, Münchner Mekur, Berliner Zeitung (3.8.19), Berliner Zeitung (29.7.21)