Jungfräuliche Mütter in der Mythologie der Völker

Jungfräuliche Mütter in der Mythologie der Völker
Vom alten Ägypten bis China und bis zu der aztekischen Zivilisation taucht das “Wunder der göttlichen Geburt” durch eine Jungfrau in den Schriften vieler alter Zivilisationen auf. Folgend seien die wichtigsten Beispiele genannt.
Altes Ägypten
Horus, der Schutzgott der Könige des alten Ägypten mit dem Kopf eines Falken, wurde nach dem Mord an seinem Vater Osiris gefangen genommen. Der Legende nach tötete der Gott Seth seinen Bruder Osiris und verstreute die Teile seines zerstückelten Körpers. Isis, die Gattin des Osiris, nahm daraufhin die Teile ihres Mannes an sich, konnte aber seine Genitalien nicht finden. Also fertigte sie einen goldenen Phallus an, mit dem sie Osiris vervollständigte und wiederherstellte und dann durch goldene göttliche Kopulation schwanger wurde. Eine andere Version besagt, dass Horus am 25. Dezember als Sohn der Jungfrau Isis geboren und seine Geburt von der Erscheinung eines Sterns begleitet wurde, gefolgt von drei Weisen mit Geschenken.
Azteken
Die aztekische Mutter Erde Koatliké, fand ein Federbündel, das vom Himmel fiel, und wurde schwanger, als sie es in ihren Hosenbund steckte. Aus Wut über die verdächtige Schwangerschaft ihrer Mutter, töteten die 400 Söhne von Koatliké und ihrer Tochter Koyolxauhki ihre Mutter. Ihr Sohn Huitzilopochtli, der Gott des Krieges und der Sonne, entsprang ihrem Schoß, als Koatlike tot umfiel.
Indien
Krishna wurde von der Jungfrau Devaki geboren, wobei ein Stern im Osten sein Kommen ankündigte.
Persien
Mithra wurde am 25. Dezember von einer Jungfrau in einer Höhle geboren und erhielt sofort Geschenke von drei Hirten.
Hellas
1. Homer zufolge war Erechtheus, der Sohn von Hephaistos und Gaia, die ihn der Göttin Athene übergab, damit sie ihn aufzog. Die vorherrschende Meinung besagt jedoch, dass er das Ergebnis der Vergewaltigung der Göttin Athene durch Hephaistos war, und als sie sich mit einem Stück Wolle reinigte und es in die Erde warf, entstand daraus Erechtheus, der mythologische König des antiken Athen. So wurde Athene zur Ziehmutter von Erechtheus, und sein Ursprungsmythos wurde zu einem Symbol des Stolzes für die Athener, die sich als Ureinwohner betrachteten, als “Menschen, die der Erde selbst entsprungen sind”.
2. Als die Göttin Athene dem Kopf ihres Vaters Zeus entsprang, wollte Hera ein eigenes Kind zeugen. Dem römischen Dichter Ovid zufolge bat Hera die Göttin Flora (Anthos), ihr dabei zu helfen, ohne ihren Mann ein Kind zu empfangen.
3.  Dionysos wurde am 25. Dezember von der Jungfrau Semele geboren. Einige seiner Bezeichnungen waren “König der Könige”, “Sohn Gottes”, “das Alpha und das Omega”, “der von Gott geborene Herrgott” und viele andere.
4. Attis in Phrygien, wurde am 25. Dezember von der Jungfrau Cybele geboren.
China
Qi wurde auf wundersame Weise geboren, als seine Mutter Yang Yuan auf einen riesigen Fußabdruck trat, den die höchste Gottheit Shangdi hinterlassen hatte. Ohne einen irdischen Vater für ihr Baby versuchte Yang Yuan, es nach seiner Geburt auszusetzen. Aber Ki, dessen Name “der Verlassene” bedeutet, überlebte jedes Mal, wenn seine Mutter versuchte, ihn loszuwerden. Schließlich behielt Yang Yuan ihren Sohn, der sich als geschickter Bauer entpuppte und später als Huji bekannt wurde, dem Gott der Landwirtschaft und mythischen Vorfahren der chinesischen Zhu-Dynastie.
Literatur
-Mircea Eliade, Geschichte der religiösen Ideen (Orig. Histoire des croyances et ideees religieuses, Paris 1976, 1992), Breisgau 1978.
-Rachel Storm, Eastern Mythology (Übersetzung aus dem Englischen, U.K. 1999), Reichelsheim 2000.
-G. J. Bellinger, Knaur’s Wörterbuch der Mythologie, München 1999.
-H. Biedermann, Knaurs Lexikon der Symbole, Köln 2004.
-U. Müller-Kaspar, Die Welt der Symbole, Wien 2005.
-H. Gärtner, Kleines Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Leipzig 1989. -J. Irmscher, Lexikon der Antike, Leipzig 1987.
-H. Freydank, W. Reinicke et alt., Der Alte Orient in Stichworten, Leipzig 1978.
Veröffentlicht häufig in Griechisch in der Kathimerini, das letzte Mal am 23.12.18 in Auseinandersetzung mit dem griechischen Philosophen und Theologen Christos Giannaras
Aus: meinem Buch: (Panos Terz) Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος: Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Θρησκεία, Ιστορία, Εθνολογία, Πολιτισμός, Γλωσσολoγία, Δεύτερος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung: Religion, Geschichte, Ethnologie, Kultur, Linguistik, Zweiter Band), ISBN: 978-620-0-61339-4, Saarbrücken 2020, S.64 ff.
Prof.i.R.,Dr., Dr.sc., Dr.habil.

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