Marxismus-Leninismus und “Real existierender Sozialismus”, Warum Zusammenbruch

A) Marxismus-Leninismus und “Real existierender Sozialismus” theoria cum praxi
In meiner Jugend habe ich mich aus Interesse und Neugier freiwillig mit dem Marxismus-Leninismus, der marxistisch-leninistischen Philosophie (insbesondere mit dem dialektischen und historischen Materialismus), der politischen Ökonomie des Kapitalismus, der politischen Ökonomie des Sozialismus, der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung, der internationalen revolutionären Bewegung, der Revolutionstheorie und dem internationalen sozialistischen System befasst und weitere Studien betrieben. Der vorliegende Beitrag kann nur ein kleiner Überblick mit bestimmten Höhenpunkten sein. Es geht in erster Linie um das punctum quaestionis der Problemstellung
1. Konkret: Die marxistisch-leninistische Philosophie hat die Erkenntnistheorie des Demokrit übernommen und sie Widerspiegelungstheorie genannt: Widerspiegelung der objektiven Realität. Sie wurde jedoch auf die Praxis nie angewandt. Es ging vielmehr um eine gewollte Verfälschung der Realität.
2. Die Utopie der absoluten sozialen Gleichheit ist eine Sache, die enttäuschende Realität eine andere. In der Geschichte der Menschheit hat sich die Utopie meist schnell in Tyrannei verwandelt. So wurde die angebliche Diktatur des Proletariats in die Diktatur des Parteiapparats umgewandelt, dann in die Diktatur des Zentralkomitees der Partei, dann in die Diktatur des Politbüros, das sich aus konservativen Personen zusammensetzte, und schließlich in die Diktatur des Generalsekretärs der Partei, unabhängig davon, ob dieser kompetent oder bereits verkalkt war. Erinnern wir uns daran, dass der Niedergang des “Existierenden Sozialismus” in Polen begann, wo sich die Arbeiterklasse erhoben hatte.
3. Sozialpolitische Revolutionen sind nur dann notwendig und erfolgreich, wenn die objektiven Bedingungen bereits ausgereift sind, wie im 18. Jahrhundert in Frankreich, wo im Rahmen der feudalen Autokratie die wirtschaftlichen Bedingungen allmählich ausgereift waren und ein radikaler Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen entstanden war. Die Revolution hat das Problem dieser Opposition radikal gelöst. Auf diese Weise wurden das kapitalistische System (zuerst in England), die bürgerliche Demokratie und der Rechtsstaat geschaffen, und die Einführung von individuellen Grundfreiheiten und Menschenrechten usw. vollzogen. Unabhängig davon, ob uns dieses System gefällt, ist es objektiv das dynamischste und erfolgreichste in der Geschichte der Menschheit. Auf der Grundlage der Privatinitiative, der Kreativität der freien Bürger und der Wettbewerbsfähigkeit kam es zu einer Explosion der Produktivkräfte, der Wissenschaften und der technischen Erfindungen.
4. Es ist historisch hinreichend belegt, dass die großen Theoretiker und Politiker der deutschen Sozialdemokratie Karl Kautsky, Eduard Bernstein und August Bebel mit ihrer Position (grundlegende Reformen des Kapitalismus, keine gewaltsame Revolution) richtig lagen.
5. Nach der marxistisch-leninistischen Philosophie ist die Praxis das Kriterium für die Wahrheit, d.h. nicht nur Theorien und ideologische Doktrinen. Im “Real existierenden Sozialismus” gab es seitens des jeweiligen Politbüros der Partei eine voluntaristische und fehlerhafte Widerspiegelung der Realität und vor allem eine Widerspiegelung ideologischer Träume und Illusionen. Dieser unrealistische Ansatz war in der Tat antimaterialistisch und antimarxistisch. Genau das Gleiche gilt für die konservative, rückständige und unrealistische Kommunistische Partei Griechenlands.
6. Karl Marx hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die Wirtschaft vom Niveau der Produktivkräfte abhängt. Jedoch in den ehemaligen sozialistischen Ländern waren die Produktivkräfte unglaublich niedrig. Aber die Produktion ist die Voraussetzung für eine reiche Verteilung von Konsumgütern. Kurzum, die wirtschaftliche Situation in diesen Ländern war im Wesentlichen antimarxistisch.
7. Nach dem totalen Zusammenbruch des “sozialistischen” Wirtschaftsmodells ist dies keine Alternative mehr. Die einzige Möglichkeit für die Arbeitnehmer besteht darin, über die Gewerkschaften für die Verbesserung der Lebensbedingungen im Rahmen des bestehenden Systems und auf zivilisierte Weise wie in den Ländern nördlich der Alpen zu kämpfen.
8. Schließlich sei daran erinnert, dass es China gelungen ist, durch die Privatisierung veralteter und ineffizienter staatlicher Fabriken den Status einer internationalen Wirtschaftssupermacht zu erreichen.
B) “Real existierender Sozialismus”, “Sozialistisches Weltsystem” und die Sowjetunion, Zusammenbruch, Warum?
Zusammenbruch nicht nur der Sowjetunion. Warum ist nicht nur die Sowjetunion zusammengebrochen, sondern der “Real existierende Sozialismus” und das “sozialistische Weltsystem” im Allgemeinen? In Kenntnis des Problems theoria cum praxi haben wir bereits vor 30 Jahren festgestellt, dass die Hauptgründe für den oben erwähnten Zusammenbruch die folgenden sind:
1. Niedrige Produktivität im Vergleich zum Westen (nur 25 % der kapitalistischen Wirtschaft); die Produktivität der russischen Industrie hat heute 30 % der Produktivität der amerikanischen Industrie erreicht. Ein niederländischer Landwirt produzierte so viel wie 60 Kolchosbauern. Bereits Anfang der 1980er-Jahre wandte sich die Sowjetunion mit der Bitte um ein Darlehen an den Internationalen Währungsfonds. So begann der allmähliche Zusammenbruch des Sowjetsystems.
2. Mangel an Demokratie, bürgerlichen und politischen Freiheiten und Menschenrechten. In der gesamten Geschichte Russlands gab es keine Rechte und Freiheiten für den Menschen und den Bürger.
3. In den Staaten Mittel- und Ost -Europas herrschte dem Wesen nach eine sowjetische Besatzung (u.a. bewaffnete Intervention1956 in Ungarn und 1970 in der Tschechoslowakei) sui generis. Den überzeugenden Beweis hierfür lieferte der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Zusammenbruch des Sowjetsystems und dem NATO- Beitritt dieser Staaten. Es gab ferner keine Übereinstimmung zwischen der Souveränität des Staates und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Dies gilt in hohem Masse für die DDR.

4. Mangel an Individualität, Feindseligkeit gegenüber dem privaten Unternehmertum, Förderung der Mittelmäßigen, Kampf gegen und im Zusammenhang damit eine sehr begrenzte Kreativität. Dadurch vergrößerte sich der Abstand zum hoch entwickelten Westen bei den Hochtechnologien mit Ausnahme der Militärtechnologien. So ist es auch beim heutigen Russland.

5. Die USA haben unter Präsident Reagan die Sowjetunion durch einen Hochrüstungswettbewerb bewusst in die Knie gezwungen. Es gibt viele Gründe zu der Annahme, dass das heutige Russland das gleiche Schicksal haben wird.
6. Die Vorherrschaft der freien Marktwirtschaft, des bürgerlichen Staates und der liberalen westlichen wirtschaftlichen und politischen Grundordnung konnte sich international größtenteils durchsetzen. Hiermit wurde überzeugend der Nachweis erbracht, dass das westliche System dem “sozialistischen” System weit überlegen ist. 7. Gorbatschow hat ungewollt dazu beigetragen, den Zusammenbruch des wackligen Systems der Sowjetunion zu beschleunigen. Der Alkoholiker Jelzin hat den Staat fast demontiert.
8. Der autoritäre Putin versucht vergeblich, die ehemalige Sowjetunion wiederaufzubauen. Er glaubt, dass er durch moderne Waffensysteme sein Ziel erreichen wird. Die Sowjetunion war eine Supermacht, während Russland nur eine Großmacht ist. Auch dieses System wird zusammenbrechen, weil ihm die erforderliche wirtschaftliche und technologische Grundlage fehlt.
Veröffentlicht von 1915 bis 20019 in den griechischen Zeitungen Το Βήμα (To Vima), Καθημερινή (Kathimerini) und iefimerida in Auseinandersetzung mit fanatischen und verträumten griechischen Kommunisten
Aus meinem Buch Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S. 189ff.

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