Islamisches Menschenbild

Orientalisch – Islamisches Gesellschafts- und Menschenbild, Eine historische und kulturelle Betrachtungsweise

Ohne ernsthafte Kenntnisse über das Orientalisch-Islamische Gesellschafts- und Menschenbild ist es ausgeschlossen, in den Kern der zahlreichen kulturellen, politischen und sozialökonomischen Probleme des Orients einzudringen. Meistens ist es so, dass man aus lauter Bäumen den Wald nicht sieht. Aus meinen jahrzehntelangen zahlreichen Kontakten zu Studierenden (Studenten, Doktoranden) aus islamischen Ländern weiß ich, dass die folgenden Ausführungen nicht als Beleidigung empfunden werden.

1. In dieser Region sind zwar die ersten Staaten (vor 5500 Jahren!), die ersten Kodices (vor 4250 Jahren !), die ersten Wissenschaften entstanden und später zwischen dem 8. und dem 11. Jh.nach Chr.  erfolgte eine Art Renaissance des altgriechischen Geistes vorwiegend in Damaskus und in Bagdad (Al Farabi, Ibn Sina (Avicenna), Ibn Ruschd (Averroes), Ibn Haldun et alt.), aber man hat später die Moderne regelrecht verpasst.

2. Es ist fast unvorstellbar, jedoch bittere Realität, dass dem Wesen nach das orientalische Gesellschafts – und Menschenbild seit fast fünftausend Jahren sich nicht wesentlich verändert hat. Der Islam konnte zwar ab dem 6./7. Jh. einige kleinere Veränderungen herbeiführen, jedoch die prägenden Merkmale dieses Bildes sind bis heute geblieben. Es sind die folgenden:

a) Theozentrismus und teilweise auch Theokratie, die hochaktuell geworden ist. Im Grunde geht es darum, dass im Mittelpunkt des Menschenlebens der Gott steht. Es sei daran erinnert, dass im Antiken Hellas der Anthropozentrismus (Protagoras: „Πάντων χρημάτων μέτρον άνθρωπος εστί», „Panton chrematon metron anthropos esti“, „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“,) sich durchsetzen konnte, was zu einer bis dahin unbekannten Emanzipation des Menschen, zur Entwicklung der Wissenschaften führte und die Grundlagen der westlichen Zivilisation führte.

b) Gerade auf den so verstandenen Menschen konnte sich das Individuum (Ατομον, Atomon) und auf ihn der antike Polisbürger (Πολίτης, Polites) stützen. In der Zeit der europäischen Aufklärung wurden diese bahnbrechenden Gedanken aufgegriffen und in Verbindung mit der bürgerlichen Revolution wurde der Citoyen (Bürger) geboren. Und so stehen sich gegenüber der selbstbewusste Bürger des westlichen Kulturkreises, zu dem selbstverständlich auch Israel gehört, und die Masse oder höchstens der Einzelne im Orientalisch-Islamischen Kulturkreis, der weder Individuum, noch Staatsbürger ist. Deswegen ist es relativ leicht, ihn zu fanatisieren.

c) Von Anfang an herrschten Pharaonen, gottähnliche Könige, Satrapen, Autokraten, Diktatoren etc. absolut und uneingeschränkt, während bereits vor 2500 Jahren im alten Griechenland die Demokratie erfunden wurde.
Gerade dieses System verleiht dem Westen eine große politische Überlegenheit gegenüber der orientalisch-islamischen Welt. Die Diktatoren in den islamischen Staaten sind in gewisser Hinsicht die heutigen Pharaonen, gottähnliche Könige, Despoten und Satrapen. Das diktatorische Regime entspricht der Natur der orientalisch-islamischen Welt, während die Demokratie ihm wesensfremd ist. Noch schlimmer: Islam und Demokratie stellen eine contradictio in adiecto (Widerspruch in sich) dar.
Ich habe nie verstanden, wie unwissend und träumerisch jene “Experten“ und „Wissenschaftler“ aber auch Politiker und einige Staatsmänner waren, die im Ernst angenommen haben, dass es möglich wäre, die westliche Demokratie-Erfindung den Moslems im Orient aufzuzwingen.

d) Während der westliche Kulturkreis die wunderbaren Menschenrechte und allgemein den Rechtsstaat geschaffen hat, ist dies in den islamischen Ländern eine Chimäre und daher  völlig ausgeschlossen. Dass die Frauen in der Realität keine Rechte besitzen, ist kaum zu bestreiten.Sie werden zu Gebärmaschinen degradiert. Keine einzige meiner Studentinnen aus islamischen Ländern durfte zu Hause wegen der ” Ehre” ihres Gatten arbeiten. So war das ganze Studium für die Katz.

e) Gestützt auf das altgriechische Kultur- und Wissenschaftserbe konnte sich im Westen das jus rationis (Vernunft, logisches und kritisches Denken) durchsetzen und führt zu einer Explosion aller Wissenschaften, während der Orient im spekulativen Denken erstickt und daher nichts Kreatives hervorbringt.

f) Die islamische Welt ist in der Tat hoffnungslos zurückgeblieben. Und vielleicht deswegen schafft ständig irgendwelche Ungeheuer (Al Kaida, Taliban, Fanatiker etc.). Der vortreffliche Philosoph Al Farabi in Bagdad (9. Jh.) machte sich, gestützt auf Aristoteles Gedanken über das Verhältnis von Logos (Ratio, Vernunft) und Glauben. Am Anfang gab er der Vernunft den Vorrang, bis er von der Obrigkeit gezwungen wurde, die Vernunft über Bord zu werfen und die Priorität des Glaubens anzuerkennen.Den größten Schaden hat aber der islamische Theologe und erklärte Feind der griechischen Philosophie Al Ghasali in Kairo (11.Jh.) angerichtet, der als Erster im Orient meinte, man brauche nicht das Wissen der heidnischen Griechen (Junani), denn das heilige Buch der Muslime, der Koran, enthalte Antworten auf alle Fragen des Lebens.Danach fing man im Orient damit an, die Schriften der Griechen sowie der aufgeklärten Philosophen des Orients öffentlich zu verbrennen. Damit begann der unaufhaltsame Niedergang der islamischen Hochkultur und zugleich tauchte schon damals der islamische Fundamentalismus auf. Hieraus ergibt sich, dass dieser Niedergang jahrhundertelang gedauert hat.

g) Das streng logische und systematisch- methodische Denken, auch eine Erfindung des Kulturkreises des Westens bereits vor 2500 Jahren, ist im heutigen Orient weitestgehend unbekannt. Im gesamten Schulsystem überwiegen das Auswendiglernen und die Autoritäts-Zitate.
Als Hochschullehrer konnte ich jahrzehntelang dies bei zahlreichen Studenten und Doktoranden aus dem Orient feststellen. Wenn sie es aber gelernt haben, dann konnte sie mit sehr guten Leistungen glänzen (mehrere magna cum laude bei den Doktorarbeiten).

Literatur

-Abdel-Samad. H., Mohammed, Eine Abrechnung, München 2015.

-Adel-Th.Khury, Der Glaube des Islam, Leipzig 1981.

-Blume, M., Islam in der Krise, Eine Weltreligion zwischen Radikalisierung und stillem Rückzug, Ostfildern 2017.

-Essad Bey, „Allah ist gross“, Niedergang und Aufstieg der islamischen Welt, München 2002.

-Seibert, I., Die Frau im Alten Orient, Leipzig 1973.

-Panos Terz, Völkerrecht und Internationale Beziehungen, Populärwissenschaftlich, ISBN: 978-620-0-44645-9, Saarbrücken 2020.

Veröffentlicht oft in zentralen Zeitungen: Die Süddeutsche Zeitung (25./26. 7. 14.),  Neue Zürcher Zeitung (27.7.14, 6.12.23), Wiener Zeitung (9.8.14.), Berliner Zeitung (12.8.14, 1.8.23), Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt,  Tagesspiegel (14.8.14), Leipziger Volkszeitung (27.11.18) , Frankfurter Allgemeine Zeitung (7.1.19), Welt  (7.1.19), FAZ (2.4.22)

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-Pakistan
Kurze Bemerkungen: 1. Pakistan ist zweifelsohne ein failed state (gescheiterter Staat). 2. In diesem Land herrscht eine besonders rückständige Ausprägung des Islam mit folgenden Merkmalen: a) Theozentrismus, b) absolutes Patriarchat wie vor Jahrhunderten c) keine richtige Demokratie, d) Unterdrückung der Frau, e) keine Menschenrechte und Grundfreiheiten, f) kein Individuum und kein citoyen, g) Intoleranz vermischt mit primitivem und tödlichem Fanatismus gegenüber anderen Religionen. Frankfurter Rundschau (31.10.18)

-In Pakistan ist eine hochexplosive Mischung von archaischem Denken, bösartigem Patriarchat, ökonomischer, politischer und kultureller Rückständigkeit, religiösem Fanatismus, psychologischer Paranoia, mörderischer Intoleranz und orientalischer Irrationalität festzustellen. Ausgerechnet dieser Staat verfügt über Atomwaffen. Frankfurter Allgemeine Zeitung (3.10.18)

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Mitte der 80er- Jahre fragte ich meinen palästinensischen Doktorand S.M., warum gibt es denn keine Geburtenregelung ? Antwort: Sie ist gegen den Islam. Zweite Frage: Wie und wer soll sie ernähren ? Antwort: Allah!. Dritte Frage: Die Kinder werden krank und schließlich werden sie wegen der Ernährung sterben. Antwort: Allah gibt sie, Allah nimmt sie. Ich war entsetzt.
Es sei darauf verwiesen, dass er schon neun Jahre in Deutschland gelebt hat. Man kann sich vorstellen, wie die einfachen (und Analphabeten) Muslime denken.

Noch bis Mitte der 80er- Jahre ist die Überbevölkerung speziell in den “Entwicklungsländern” in zahlreichen UNO -Resolutionen als ein globales Problem der Menschheit eingeschätzt worden. Heute würden einige sagen, dies sei rassistisch.
Wenn das so weiter geht, werden die Länder mit islamischer Tradition kollaborieren, weil auf der einen Seite die Bevölkerung regelrecht explodiert , jedoch auf der anderen Seite die ökonomische Entwicklung fast auf der Stelle tritt. NZZ (22.5.19)

Die Bevölkerungsentwicklung in einigen islamischen Ländern :
-Ägypten: 1951: 21 Mill. ; 1980: 43 Mill. ; 2919: ca. 99 Mill.
-Algerien: 1951: 9 Mill.; 1980: 20 Mill.; 2018: 42 Mill.
-Indonesien: 1960: 88 Mill.; 1980: 148 ; 2019: 272 Mill.
-Marokko: 1951: 9 Mill.; 1980: 20 Mill.; 2018: ca. 36 Mill.
-Nigeria: 1951: 38 Mill.; 1980: 73 Mill. ; 2018: ca. 195 Mill.
-Pakistan: 1951; 38 Mill. ; 1980: 77 Mill., 2019: 200 Mill.
-Türkei: 1951: 22 Mill. ; 1980: 43 Mill.; 2019: ca. 84 Mill. NZZ (22.5.19)

 

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