Lateinamerikanische Mentalität, Grundzüge, Eine systematische Sicht
Um die lateinamerikanischen Völker besser verstehen zu können, bedarf es unbedingt der Beleuchtung des historischen, ethnologischen, ökonomischen, sozialen und politischen Rahmens, der in ganz Lateinamerika etliche Gemeinsamkeiten ausdrückt:
1. Diese gewaltigen Gebiete wurden von den spanischen Conquistadores mit größer Brutalität erobert und regelrecht jahrhundertelang ausgebeutet.
2. Die Frauen der Indigenas (Ureinwohner) wurden massenweise vergewaltigt (noch heute gilt die Vergewaltigung als Kavaliersdelikt) wodurch eine Mischbevölkerung entstanden ist. Hinzu kamen die afrikanischen Sklaven, die sich ebenfalls mit den Indigenas, den Weißen und den Mestizen vermischt haben. Somit können wir in den meisten lateinamerikanischen Ländern neben den Vertretern von Indigenas, von Weißen und von Afrikanern, die Mestizen ( Mischung von Einheimischen und Weißen), die Mulatten (Mischung von Weißen und Afrikanern) sowie verschiedenen Mischungen, zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, was sich in den vergangenen Jahrhunderten sukzessive vollzogen hat.
3. In der inoffiziellen, aber reell vorhandenen sozialen Pyramide stehen die Weißen ganz oben, ihnen folgen die Mulatten, danach folgen die Mestizen und an letzter Stelle befinden sich die Nachkommen der Ureinwohner. Nur in Mexiko rangieren die Mestizen vor den Afrikanern. Aus dieser sozialen Pyramide lässt sich die Schlussfolgerung ableiten, dass die Gesellschaft ethnologisch betrachtet, seit Jahrhunderten gespalten ist.
Es existiert noch eine Spaltung, die noch größer und verheerender ist: Zwischen der Mehrheit der armen Menschen vor allem der campesinos (Bauern) auf der einen Seite und der Oligarchie, bestehend vorwiegend aus Latifundistas (Großgrundbesitzer), Großhändlern, höheren Beamten und Offizieren und in den entwickelten Ländern wie in Brasilien kommen hinzu Industrielle. Die Mittelschicht ist relativ schwach, oder gar nicht existent. Sie versucht, zu der Oligarchie vorzustoßen.
4. Die lateinamerikanischen Gebiete wurden nicht gerade von den am meisten entwickelten europäischen Staaten kolonisiert (Spanien und Portugal), die immer noch mit großen ökonomischen und sozialen Problemen konfrontiert werden. En passant sei erwähnt, dass in beiden Ländern jahrzehntelang Diktaturen herrschten. Im Unterschied dazu, wurde Nordamerika mitunter von europäischen Eliten kolonisiert, woraus sogar die heutige Supermacht USA hervorgegangen ist.
5. Den Ureinwohnern wurde die katholische Variante des Christentums gewaltsam aufgezwungen, aber im Katholizismus sind solche ethischen Kernsätze wie Arbeitsliebe und Leistungsprinzip nicht besonders verbreitet. Gerade diese ethischen und religiösen Grundsätze sind die solide allgemeine Basis für die rasante Entwicklung der USA, die wie ein Magnet für die Lateinamerikaner wirken.
6. Die lateinamerikanischen Völker haben keine Renaissance und keine Aufklärung erlebt (Individuum, freies, logisches und vor allem kritisches Denken, Befreiung von religiösem Aberglauben) und vor allem keine bürgerliche Revolution mit ihren welthistorischen Errungenschaften wie z. B. der citoyen, die Demokratie, der moderne Staat, die Freiheiten der Bürger und die grundlegenden Menschenrechte, der Rechtsstaat, das Staatsbewusstsein und das Rechtsbewusstsein der Bürger.
Die Lateinamerikaner haben sich in einem reinen nationalen Unabhängigkeitskampf von der spanischen Kolonialherrschaft befreit unter der Führung des Venezolaners Simon Bolivar (beachte den vollständigen Namen: Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar y Ponte Palacios y Blanco) genannt in ganz Lateinamerika „El Libertador“ (“Der Befreier“), war übrigens ein Latifundista und ideologisch zwar Anhänger der Französischen Revolution, aber seine Vorliebe galt in erster Linie dem Freimaurertum, d h. abstrakte Gerechtigkeit, keine konkrete soziale Gerechtigkeit. Die vor etwa zweihundert Jahren entstandenen unabhängigen Staaten haben fleißig die französische Verfassung und die Gesetze kopiert, jedoch dafür gab es nicht im Geringsten die politischen, sozialen und vor allem ökonomischen Voraussetzungen. Kurzum: Die Basis entsprach nicht dem Überbau. Das Unvorstellbare besteht darin, dass diese Länder die umfangreichsten Verfassungen der Welt haben, aber sie können nicht effektiv sein.
7. Es ist also kein Zufall, dass die meisten Lateinamerikanischen Länder keine richtig funktionierende Staaten und Gerichte und insgesamt keine entwickelte Demokratie besitzen, sie werden von Diktatoren oder von autoritären Regimes beherrscht. Dabei liegt die Korruption als „Geburtsfehler“ in der DNA dieser Staatsgebilde.
8. Unter den oben erwähnten Bedingungen in ihrer Komplexität ist ein eigenartiges Grundverhaltensmuster (Mentalität) entstanden, welches die folgenden Charakteristika aufweist:
a) Emotio vor Ratio, bekannt international auch als surrealismo Latinoamericano, d. h. starke Verwechslung der Wunschträume mit der Realität. Dies kommt zutreffend in dem Musical „Evita“ zum Ausdruck: „Son ilusiones No son soluciones“ : „Sie sind Illusionen, Sie sind nicht Lösungen“. b) Viele Worte und wenige Taten, weil die Worte fast als Selbstzweck betrachtet werden. c) Fehlende Disziplin und Selbstdisziplin, Verwechslung der Freiheit mit der Anarchie. d) Das Leben genießen und zwar nach Möglichkeit mit wenig Arbeit und geringster Anstrengung. Es sei daran erinnert, dass Fidel Castro sich nach nur wenigen Jahren „Sozialismus“ veranlasst sah, ein Zwangsarbeitsgesetz zu verabschieden. e) Unzureichend entwickelte Eigenschaften wie Organisationstalent, Systematik, Methodik, Dynamik, Zielgerichtetheit, Willensstärke, Geduld und vor allem Ausdauer. f) Fehlen des Gemeinsinns und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Für das eigene Versagen werden andere verantwortlich gemacht. g) Unterentwickeltes Rechtsbewusstsein, aber dafür ein überdurchschnittlich entwickeltes Gerechtigkeitsgefühl, welches natürlich extrem subjektiv und fast voluntaristisch interpretiert wird.
Wenn aber Lateinamerikaner in Ländern mit protestantischer Tradition studieren, passen sich dort an und vermögen, ausgezeichnete Leistungen zu erbringen. Wir haben diesbezüglich große Erfahrungen gemacht.
Diese Mentalität ist möglicherweise der Hauptgrund dafür, dass die Lateinamerikaner jahrzehntelang eine leichte Beute für die pragmatischen und dynamischen Nordamerikaner waren und vielleicht noch sind.
9. Die USA betrachteten bis zum Präsidenten Clinton die Länder Lateinamerikas als Hinterhof und Einflusssphäre (z.B. Monroe-Doktrin). Der amerikanische Geheimdienst organisierte Putsche („Revolutionen“), gegen unliebsame Regierungen und sogar während innerer Auseinandersetzungen wurde die amerikanische Regierung von den „Aufständischen“ um Hilfe gebeten und dann setzte sie die Ledernacken in Marsch.
10. In den meisten lateinamerikanischen Ländern herrschten häufig Militärs, die sich an die Macht putschten, jedoch weder gewillt noch imstande waren, die sozialökonomischen Probleme zu lösen. Ansonsten wechseln sich ab, Linkspopulisten und Rechtspopulisten, die einige Gemeinsamkeiten aufzuweisen haben: Surrealismo latinoamaricano, Unfähigkeit zu Problemlösungen beizutragen, Unfähigkeit, die Wirtschaft richtig zu organisieren.
Prof.Dr., Dr.sc., Dr.habil, Panos Terz, Leipzig, Prof. Dr. Eduardo Pastrana, Bogotá, Dr. Mario Arroyave, Leipzig, Hannover. Aus: Panos Terz, Völkerrecht und Internationale Beziehungen, Populärwissenschaftlich, ISBN: 978-620-0-44645-9, Saarbrücken 2020
Zeit (8.6.20, 5.7.21, 10.8.23), Berliner Zeitung (8.8.22), Neue Zürcher Zeitung (23.11.22, 21.11.23), Wiener Zeitung (9.12.22), FAZ (17.8.23), NZZ (8.3.24)
Mentalidade Latino Americana, Principais Características, Uma Visão Sistemática
A fim de melhor compreender os povos latino-americanos, é essencial iluminar o quadro histórico, etnológico, económico, social e político que exprime uma série de pontos comuns em toda a América Latina:
1. estes vastos territórios foram conquistados com grande brutalidade pelos conquistadores espanhóis e literalmente explorados durante séculos.
2. as mulheres dos povos indígenas foram violadas em massa (ainda hoje a violação é considerada um peccadillo), criando uma população mista. A isto se juntaram os escravos africanos, que também se misturaram com os indígenas, os brancos e os mestiços. Assim, na maioria dos países da América Latina, além dos representantes indígenas, brancos e africanos, podemos encontrar mestiços (uma mistura de indígenas e brancos), mulatos (uma mistura de brancos e africanos) e várias misturas entre os diferentes grupos populacionais, o que tem vindo a acontecer gradualmente ao longo dos últimos séculos.
Na pirâmide social não oficial mas real, os brancos estão no topo, seguidos pelos mulatos, depois pelos mestiços e em último lugar os descendentes dos povos indígenas. Só no México é que os mestiços estão acima dos africanos. A partir desta pirâmide social, pode concluir-se que, etnologicamente falando, a sociedade tem estado dividida há séculos.
Há outra divisão ainda maior e mais devastadora: entre a maioria dos pobres, especialmente os camponeses, por um lado, e a oligarquia, constituída principalmente por latifundistas (grandes proprietários de terras), grossistas, funcionários públicos superiores e oficiais, e em países desenvolvidos como o Brasil, industriais, por outro. A classe média é relativamente fraca, ou mesmo inexistente. Eles estão a tentar juntar-se à oligarquia.
4. os territórios da América Latina não foram exactamente colonizados pelos países europeus mais desenvolvidos (Espanha e Portugal), que ainda enfrentam grandes problemas económicos e sociais. En passant, deve ser mencionado que ambos os países foram governados por ditaduras durante décadas. Em contraste, a América do Norte foi por vezes colonizada por elites europeias, o que deu mesmo origem à actual superpotência, os EUA. 5.
5 A versão católica do cristianismo foi imposta à força aos povos indígenas, mas os princípios éticos fundamentais como o amor ao trabalho e o princípio da realização não estão particularmente difundidos no catolicismo. São precisamente estes princípios éticos e religiosos que constituem a sólida base geral para o rápido desenvolvimento dos EUA, que actuam como um íman para os latino-americanos.
6. os povos latino-americanos não experimentaram um renascimento e esclarecimento (o indivíduo, o pensamento livre, lógico e sobretudo crítico, a libertação da superstição religiosa) e sobretudo uma revolução burguesa com as suas conquistas históricas mundiais tais como o citoyen, a democracia, o Estado moderno, as liberdades dos cidadãos e os direitos humanos básicos, o Estado de direito, a consciência de Estado e a consciência legal dos cidadãos.
Os latino-americanos libertaram-se do domínio colonial espanhol numa pura luta nacional pela independência sob a liderança do venezuelano Simon Bolivar (note-se o nome completo: Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar y Ponte Palacios y Blanco) chamado em toda a América Latina “El Libertador” (“O Libertador”), era, por acaso, um Latifundista e ideologicamente um apoiante da Revolução Francesa, mas a sua preferência era principalmente pela Maçonaria, ou seja, pela Maçonaria. justiça abstracta, não justiça social concreta. Os Estados independentes que emergiram há cerca de duzentos anos copiaram diligentemente a constituição e as leis francesas, mas não havia a mínima base política, social e, sobretudo, económica para tal. Em suma, a base não correspondia à superestrutura. O inconcebível é que estes países tenham as constituições mais completas do mundo, mas não podem ser eficazes.
7 Não é portanto por acaso que a maioria dos países latino-americanos não têm Estados e tribunais em bom funcionamento e, de um modo geral, nenhuma democracia desenvolvida; são governados por ditadores ou por regimes autoritários. A corrupção é um “defeito de nascença” no ADN destas estruturas estatais.
8. Sob as condições acima mencionadas na sua complexidade, surgiu um peculiar padrão básico de comportamento (mentalidade), que tem as seguintes características
a) Emotio before Ratio, também conhecido internacionalmente como surrealismo latinoamericano, ou seja, forte confusão de sonhos desejosos com a realidade. Isto está adequadamente expresso no musical “Evita”: “Son ilusiones No son soluciones” : “You are illusions, you are not solutions”. b) Muitas palavras e poucos actos, porque as palavras são quase consideradas um fim em si mesmas. c) Falta de disciplina e autodisciplina, confundindo liberdade com anarquia. d) Desfrutar da vida e, se possível, com pouco trabalho e o mínimo esforço. É preciso lembrar que após apenas alguns anos de “socialismo”, Fidel Castro sentiu-se obrigado a aprovar uma lei do trabalho forçado. e) Qualidades insuficientemente desenvolvidas, tais como talento organizacional, sistematização, metodologia, dinamismo, determinação, força de vontade, paciência e, sobretudo, perseverança. f) Falta de espírito público e de responsabilidade para com a sociedade. Outros são culpados pelos seus próprios fracassos. g) Um sentido de justiça subdesenvolvido, mas um sentido de justiça acima da média, que é, evidentemente, interpretado de forma extremamente subjectiva e quase voluntarista.
Mas quando os latino-americanos estudam em países com uma tradição protestante, adaptam-se lá e são capazes de ter um desempenho excelente. Tivemos grandes experiências a este respeito.Esta mentalidade pode ser a principal razão pela qual os latino-americanos foram, e talvez ainda sejam, presas fáceis para os pragmáticos e dinâmicos norte-americanos durante décadas.
9. Até ao Presidente Clinton, os EUA consideravam os países da América Latina como um quintal e uma esfera de influência (por exemplo, a Doutrina Monroe). Os serviços secretos americanos organizaram golpes (“revoluções”), contra governos desagradáveis e mesmo durante os conflitos internos, o governo americano foi solicitado a ajuda dos “rebeldes” e depois pôs os pescoços de couro em marcha.
10 Na maioria dos países da América Latina, os líderes militares governaram muitas vezes, couberam ao poder, mas não estavam dispostos nem eram capazes de resolver os problemas socioeconómicos. Caso contrário, os populistas de esquerda alternam com os populistas de direita, que têm algumas coisas em comum: Surrealismo latinoamaricano, incapacidade de contribuir para a resolução de problemas, incapacidade de organizar correctamente a economia.
Prof.Dr., Dr.sc., Dr.habil, Panos Terz, Leipzig, Prof. Dr. Eduardo Pastrana, Bogotá, Dr. Mario Arroyave, Frankfurt.
Panos Terz, Völkerrecht und Internationale Beziehungen, Populärwissenschaftlich, ISBN: 978-620-0-44645-9, Saarbrücken 2020
Zeit (8.6.20, 5.7.21), Berliner Zeitung (8.8.22), Neue Zürcher Zeitung (23.11.22)