Völkerrechtstheorie, Völkerrechtsphilosophie, Völkerrechtsmerthodologie

Theorie, Philosophie und Methodologie des Völkerrechts, Unterschiede, Θεωρία, Φιλοσοφία και Μεθοδολογία του Διεθνούς Δημοσίου Δικαίου

Hier geht es aber lediglich um die Zusammenfassung des gleichnamigen Artikels:
Panos Terz,Völkerrechtstheorie, Völkerrechtsphilosophie und Völkerrechtsmethodologie, Unterschiede. Demonstratio et Defensio Scienciae latae iuris inter Gentes , Ηράκλειτος: ” Εκ πάντων έν και εξ ενός πάντα”,  Ιn: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, 2010/96/3, S.322-336.

Zusammenfassung

1. Die Völkerrechtswissenschaft ist die Summe und das System von Kenntnissen , Erkenntnissen und Methoden über völkerrechtlich bedeutsame Materien. Ihr Gegenstand ist viel breiter als jener des Völkerrechts als internationale Rechtsordnung.

2. Die Völkerrechtswissenschaft hat folgende Bestandteile und zugleich Wissenschaftsgebiete in statu nascendi: Völkerrechtstheorie, Völkerrechtsphilosophie, Völkerrechtssoziologie. Weitere integrale Bestandteile der Völkerrechtswissenschaft existieren bereits : Völkerrechtsdogmatik, Geschichte des Völkerrechts und Geschichte der Völkerrechtswissenschaft.

3. In epistemischer Hinsicht geht es bei der Theorie um das “Was”, bei der Philosophie um das “Warum” und bei der Methodologie um das “Wie”.

4. Die Völkerrechtstheorie stellt eine systematisch-logisch geordnete Menge von Aussagen und Erkenntnissen über die gesamte Völkerrechtsordnung, über ihre eigenen Bestandteile sowie über ihr Verhältnis zu der Völkerrechtsphilosophie und zu der Völkerrechtsmethodologie dar.

5. Die Völkerrechtstheorie hat folgende funktionen: Empirische, Durchdringungs-, Analytische, Ordnungs-, Normative, Prognostische und Erklärungsfunktion.

6. Die Völkerrechtsphilosophie versteht sich als die Wissenschaft von der Anwendung philosophischer bzw. rechtsphilosophischer Erkenntnisse auf völkerrechtlich bedeutsame Materien in den internationalen Beziehungen.

7. Die Theorie der Völkerrechtsphilosophie untersucht in erster Linie Wesen und Bedeutung der Völkerrechtsphilosophie, das Verhältnis der Völkerrechtsphilosophie zu den anderen Bestandteilen der Völkerrechtswissenschaft und durchdringt theoretisch alle Gegenstände der Völkerrechtsphilosophie selbst.

8. Die Völkerrechtsmethodologie besteht aus der Methodologie der Völkerrechtsdogmatik und der Methodologie der Völkerrechtswissenschaft. Die Methodologie der Völkerrechtsdogmatik hat die folgenden Grundsätze: Reflexivität, Normativität, Funktionalität, Rechtsanalyse und Komparativität.
Die Grundsätze der Methodologie der Völkerrechtswissenschaft sind Komplexität, Systemhaftigkeit, Globalität, Historismus, Differenziertheit und Realitätsbezogenheit.

9. Die Theorie der Völkerrechtsmethodologie befasst sich hauptsächlich mit Wesen und Bedeutung der Völkerrechtsmethodologie, mit ihrem Verhältnis zu den anderen Bestandteilen der Völkerrechtswissenschaft und wirkt theoretisch auf alle Gegenstände der Völkerrechtsmethodologie ein.

10. Von der Methodologie der Völkerrechtswissenschaft sind Methodiken zu unterscheiden, die eher einen technischen Charakter besitzen (Verfahren , Arbeitstechniken).

11. Jeder Bestandteil der Völkerrechtswissenschaft hat bei Beachtung auch der Grundsätze der Allgemeinen Methodologie der Völkerrechtswissenschaft eine eigene Methodologie.

12. Die Methodologie der Völkerrechtsphilosophie stellt die Lehre von den völkerrechtsphilosophischen Methoden, Mitteln und Verfahren dar.

13. Der Völkerrechtsphilosoph muss vor allem die Forschungsergebnisse des Völkerrechtstheoretikers, des Völkerrechtsmethodologen , des Völkerrechtsdogmatikers und des Völkerrechtssoziologen kennen.

14. Zwischen den Bestandteilen der Völkerrechtswissenschaft als System gibt es Wechselbeziehungen, die in ihrer Gesamtheit die gnoseologische Struktur der Völkerrechtswissenschaft ausmachen.

15. Theorie, Methodologie und Geschichte der Völkerrechtsphilosophie als Teilsystem der Völkerrechtswissenschaft sind Subsysteme. Ihre Beziehungen untereinander stellen die Struktur der Völkrrechtsphilosophie dar.

16. Das Völkerrecht ist ein IUS COEXISTENTIAE zwischen Staaten unterschiedlicher Kultur- und Rechtskreise (meine Position, entwickelt zum ersten Mal 2006).

Theorie, Philosophie, Methodologie

Theorie, Philosophie, Methodologie
Linguistische und epistemische Explikationen der Begriffe Theorie, Philosophie und Methodologie
Einleitung
Die Beschäftigung mit diesen termini scientifici hat sich vor ca. 40 Jahren als notwendig erwiesen, weil meinerseits konstatiert wurde, dass hinsichtlich der Begriffe Theorie, Philosophie und Methodologie ein regelrechtes terminologisches Chaos bestand. Daher war die Erzielung einer wissenschaftlichen terminologischen Klarheit die conditio sine qua non, um spezielle und sehr komplizierte Untersuchungen auf dem Gebiet der Völkerrechtswissenschaft realisieren zu können. Es hat sich dabei erneut bestätigt, dass die Spezialwissenschaften das philosophische Fundament unbedingt benötigen. Andernfalls besteht die große Gefahr der fachwissenschaftlichen Horizont-Begrenzung und der kreativitätsindifferenten Nabelschau.
1.Theorie
Das Substantiv Theoria (Θεωρία) ist auf das altgriechische Verb theorein (θεωρείν), im Präsens theoro (θεωρώ) zurück zu führen. Im ursprünglichen Sinne des Wortes bedeutet Theoria das Betrachten oder auch Untersuchungen. Durch die großen Leistungen der altgriechischen Philosophen erlangte der Begriff Theoria die Bedeutung der “geistigen Betrachtung von Ideen , Sachverhalten oder abstrakten Zusammenhängen, die der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich sind” (C. Thiel). In der wissenschaftlichen Fachliteratur liegt ein consensus generalis professorum et doctorum darüber vor, welche die prägenden Merkmale der Theorie sind: a) die systematisch geordnete Menge von Aussage, die in einem Zusammenhang stehen; b) die Aussagen beziehen sich auf einen Bereich der objektiven Realität oder des Bewusstseins; c) Erklärung von Phänomenen bzw. Lösung von Problemen. Die Theorie hat eine Reihe von Funktionen wie z.B. die Rationalisierungsfunktion, die Selektionsfunktion (das Relevante aus zahlreichen Informationen herausfiltern), die Ordnungsfunktion (Informationen zusammenfügen, ordnen und systematisch darstellen), die Erklärungsfunktion (es geht um die Kausalität der Zusammenhänge) und schließlich die prognostische Funktion. In linguistischer sowie in epistemische Hinsicht geht es bei der Theorie um da”Was”.
2. Philosophie
Auch bei diesem bedeutungsvollen Begriff bedarf es etymologisch-semantischer Explikationen. Der Begriff Philosophie (Φιλοσοφία) besteht aus zwei Wörtern: a) philein (φιλείν: lieben) und sophia (σοφία: Weisheit). Das zusammengesetzte Werb philosophein (φιλοσοφείν) bedeutet wörtlich “lieben die Weisheit” und dem Wesen nach etwas genauer untersuchen, hinterfragen und über etwas nachdenken. Somit geht es in der Philosophie dem Wesen nach um das “Warum”. Die Fragestellung ist zum ersten Mal bei den ionischen materialistischen Philosophen aufgetaucht. Αυτό αποτελεί την απαρχή της φιλοσοφικής καθώς και της κριτικής επιστημονικής σκέψης. Το φιλοσοφικό διατί είναι σε άλλους Κύκλους Πολιτισμού, όπως στον Κονφουκιανικό, στον Ισλαμικό και στον Ινδουιστικό άγνωστο. Επίσης άγνωστο είναι και στην Ορθοδοξία, γιατί κριτική επιστημονική σκέψη και πίστη αποτελούν ένα οξύμωρον. Platon (Πλάτων) gebrauchte als Erster den Begriff Philosophia und verstand darunter das “Streben nach Weisheit”. Dieser Auffassung entspricht das heutige Verständnis von der Philosophie als “besondere Form der Reflexion und der Wissensbildung” (J. Mittelstraß) sowohl epistemisch als auch disziplinär.
3. Methodologie
Die Methodologie (Μεθοδολογία) ist auf den Begriff Methodos (Μέθοδος) zurückzuführen, der sich aus zwei Wörtern zusammensetz: meta (μετά:nach) und hodos (οδός: Weg). Der altgriechische idealistische Philosoph Parmenides (Παρμενίδης, 6.Jh.v.Chr. verwendete als Erster den Begriff “hodos”) als “Weg der Suche”, als”Weg der Untersuchung” bzw. als “Weg der Forschung”. Der “hodos” des Parmenides entspricht im Prinzip dem gegenwärtig allgemein gebräuchlichen terminus scientificus “Methodos”. Nach vorherrschender Auffassung stellt die Methodologie die Lehre von den wissenschaftlichen Methoden dar, mit dem Ziel, die existierende Realität zu erkennen. Hierbei geht es um die Allgemeine Methodologie, die sich aus dem Entwicklungsstand und den Anforderungen der sozialen Realität sowie aus der Notwendigkeit ergibt, wissenschaftlich begründete Methoden zu entwickeln, die konkreten Phänomenen adäquat sind. Gleichwohl existiert die Allgemeine Methodologie nicht unabhängig von anderen Wissenschaften. Im Gegenteil, zwischen ihnen bestehen ein wechselseitiger Zusammenhang sowie eine beiderseitige Ergänzung und Befruchtung. Die Methodologie ist besonders entwickelt in den USA und in Schweden.
Ist die Methodologie die Lehre von den Methoden (Methodenlehre), so bedeutet die Methode ein Herangehen (approach, approche, acercamiento, avvicinamento) an etwas (Phänomen, Problem etc.) und stellt ein “System von Regeln” dar, das Klassen möglicher Operationssysteme bestimmt, die vom gewissen Ausgangsbestimmungen zu einem konkreten Ziel führen. Allgemeines Ziel, auf das sich alle Methoden richten, ist die Veränderung und (oder) die Erkenntnis der Wirklichkeit. Dabei ist die Zielgerichtetheit ein besonders wichtiges Merkmal jeder Methode. Die Methode ist letztendlich ein Mittel, um gesetzte Ziele zu realisieren. In der Wissenschaftstheorie werden drei Aspekte der Methode besonders unterstrichen: das zielgerichtete Vorgehen, das Verhältnis von Mittel und Einsatz sowie das Verhältnis von Zweck und Realisierung.
Regeln der Methodologie
1. Objektivität
Nach der Theorie der Widerspiegelung (Demokrit, Δημόκριτος) reflektieren wir Phänomene, die objektiv sind, d. h. sie sind außerhalb des menschlichen Gehirns angesiedelt, aber das menschliche Gehirn muss sie mit dem Ziel untersuchen, um zum punctum quaestionis (Kern einer Frage) vorzudringen und herauszufinden, was dieses tatsächlich ist. Genau das ist der Kern der Theorie seit der Zeit der antiken griechischen Philosophen. Demokrit nennt das Ergebnis der Widerspiegelung “dunkle Wahrheit” und empfiehlt eine vertiefte Untersuchung. Aber wie läuft eine solche Untersuchung ab? Phänomene, Ereignisse usw. können interpretiert werden, aber sie können nicht fehlinterpretiert oder sogar absichtlich durch Ideologie und auf der Grundlage des Subjektivismus oder, schlimmer noch, gezielt auf der Grundlage des Voluntarismus verzerrt werden. Der ewige Aristoteles hat in seinen Werken den folgenden methodischen Ansatz verfolgt: Zunächst müssen wir die Natur und die Gesellschaft betrachten.Danach lesen, was andere über sie geschrieben haben. Und schließlich Schlussfolgerungen zu ziehen, die auf den Regeln der Logik beruhen.
2. Komplexität
Aristoteles war der Erste, der auf die Komplexität der Phänomene aufmerksam machte, die in den Massenmedien zu wenig bekannt zu sein scheint, denn die ideologische Besessenheit lässt nur einseitige Sichtweisen zu und wirkt sich somit äußerst negativ auf das Denken aus, das letztlich getrübt wird. Die Linken z.B. betonen den wirtschaftlichen und den sozialen Aspekt, die Rechten den politischen, die Rechtsextremen sehen nur illegale Einwanderer, die Kommunisten lästern über Imperialismus und Plutokratie, der führende Intellektuelle und Philosoph Stelios Ramphos in Griechenland betont vor allem das rückständige Menschen- und Gesellschaftsbild der christlichen Orthodoxie in der heutigen griechischen Tradition und der Theologe und Philosoph Christos Giannaras , einer der führenden Intellektuellen und Kolumnisten, beschäftigt sich mit Moral und anderen Tugenden.
3. Systemhaftigkeit
Aus philosophischer Sicht gibt es Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Aspekten eines Phänomens bzw. eines Problems. Stellt man sich einen Kreis vor, in dem die Aspekte des Problems in gleichen Abständen unter dem Status von Elementen gebündelt sind, so kann man konstatieren, dass jedes Element so eng miteinander mit allen anderen verbunden ist, dass ein neues einheitliches Gebilde entsteht, das das größte Potenzial enthält und eine höhere Qualität als die Qualitäten der zuvor getrennten Elemente hervorbringt. Der systemische Charakter einer allgemeinen Krise z.B. führt zu der Schlussfolgerung, dass von Anfang an ein schrittweises Vorgehen in Bezug auf alle ihre wichtigsten Aspekte eingeleitet werden muss.
4. Globalität
Es gibt viele Aspekte der Globalisierung, wie z. B. wirtschaftliche Verflechtungen, den schädlichen Neoliberalismus mit seinen verhängnisvollen Hedgefonds, das Internet mit Facebook, kulturelle Aspekte (die rasche Verbreitung des American Way of Life (mit all seinen Vorteilen und vielen Nachteilen) und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern in Verbindung mit der Polyglottie. Diese Entwicklungen haben jedoch nichts mit einem Ultra-Patriotismus zu tun, der den Patriotismus für egoistische Zwecke instrumentalisiert. In der europäischen Geschichte waren Superpatrioten meist gefährlich für ihr Land und haben es letztendlich zerstört. Erforderlich sind auch Kenntnisse über andere europäische Völker (Geschichte, Kultur, Religion, Literatur, Ethnologie, Sprache usw.) und darüber hinaus Kenntnisse über andere Kulturkreise (konfuzianischer, islamischer und hinduistischer). Die Erziehung eines Menschen hat ebenso eine globale Dimension. Jedes Volk sollte bereit sein, Wissen von anderen Völkern zu empfangen, insbesondere von den höher weiter entwickelten Völkern, und dabei nicht so sehr an vergangene “Größe” denken. Insgesamt haben Ultranationalisten bzw. Ethnozentristen einen starken Hang zur Selbstüberhöhung, zum Selbstbetrug und zur Fremdenfeindlichkeit.
5. Relativität
Mit wenigen Ausnahmen ist alles relativ, z. B. die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Freiheit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse usw. In der Realität aber des Lebens, z.B. hinsichtlich der Europäischen Union liegt das Problem vor allem darin, dass linke Parteien und viele Gewerkschafter die absolute Gerechtigkeit und die absolute Gleichheit fordern. Andere wiederum pochen auf der absoluten Freiheit, was dem Wesen nach Anarchie bedeutet. In der Weltgeschichte hat sich jedoch gezeigt, dass, wenn solche gesellschaftlichen oder politischen Kräfte die Zügel der politischen Macht übernommen haben, all diese Dinge nicht nur relativiert wurden, sondern darüber hinaus völlig über Bord geworfen wurden. Es stellt sich ohnehin die berechtigte Frage, wie es möglich ist, wirtschaftliche Probleme in erster Linie durch ideologische und politische Maßnahmen und durch den antiquierten und inkompetenten Etatismus zu lösen, da es eine contradictio in adiecto (Widerspruch in sich) zwischen Etatismus und wirtschaftlichem Fortschritt gibt. Die Staatswirtschaft z.B. in den ehemaligen Ländern des “Realen Sozialismus” ist zusammengebrochen. Die Forderung nach absoluter sozialer Gerechtigkeit ist auch ein Ausdruck von Surrealismus und Utopismus. Cicero hat sich bereits mit dem sehr interessanten Thema des absoluten Rechts beschäftigt: “summum ius, summa iniuria” (“absolutes Recht, absolute Unrecht”).
6.Differenziertheit
Die bestehenden Besonderheiten und Unterschiede zwischen Menschen, Nationen und Phänomenen müssen berücksichtigt werden, da sonst eine Bewertung auf der Grundlage von Vereinfachung und Verallgemeinerung nicht nur falsch, sondern auch ungerecht sein kann. In der Regel wird eine unzulässige Verallgemeinerung getroffen, wenn es sich beispielsweise um ethnopsychologische Fragen (Grundverhaltensmuster) handelt. Es ist zum Beispiel nicht richtig, die Ansicht zu vertreten, dass alle Deutschen fleißig und diszipliniert seien. Richtig ist vielmehr die differenzierte Betrachtung, dass eben die meisten Deutschen fleißig und diszipliniert sind. Es wäre auch sehr falsch und ungerecht, die Ansicht zu vertreten, dass alle Griechen faul seien. Es stimmt schon, dass für einen großen Teil der Griechen die Arbeitsliebe schon als Begriff unbekannt ist. Insgesamt widersprechen die allgemein bekannten Klischees über Menschen und Nationen den Regeln der Logik, sie können die Realität nicht widerspiegeln und werden daher auch als ungerecht empfunden.
7. Komparativität
Nur durch den Vergleich mit anderen Menschen kann man besser verstehen, wo man steht, was die Ausbildung, die beruflichen Erfolge usw. angeht. Das Gleiche gilt für die Völker. Vergleicht man beispielsweise den Lebensstandard der Griechen mit dem der anderen Balkanvölker, so stellt man fest, dass die Griechen viel besser leben, auch wenn manche meinen, sie würden “dahinvegetieren”. Wir können aber auch andere Vergleiche anstellen, etwa bei der Produktivität und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Produkten, der Effizienz des öffentlichen Sektors, dem Bildungsniveau, dem Organisationsgrad, der Systematik, der Methodik und der Effizienz. In diesen Bereichen ist Griechenland, verglichen mit den EU-Ländern Zentral- und vor allem Nord-Europas in einem unvorstellbaren Ausmaß im Rückstand. Daher ist es nicht übertrieben zu sagen, dass Griechenland immer noch auf dem Weg nach Europa ist. Normalerweise sollten die Griechen aus eigenem Antrieb die notwendigen Anstrengungen unternehmen, um das Niveau der fortgeschrittenen europäischen Länder zu erreichen.
8. Historizität
Sie bedeutet im Allgemeinen, dass Phänomene und Meinungen der Vergangenheit in ihrem spezifischen historischen Kontext und nicht anhand von Kriterien der Gegenwart bewertet werden müssen. Im Falle einer einseitigen Betrachtungsweise besteht die Gefahr, dass man nicht zu ihrem eigentlichen Kern vordringen kann und das Wissen über die Vergangenheit falsch auf die Gegenwart anwendet. Wir nennen nur zwei Beispiele. Der materialistische Philosoph Demokrit stammte aus den mittleren demokratischen Schichten, was seine Denkweise maßgeblich beeinflusste, während der Idealist Platon ein Vertreter der Sklavenhalterordnung war und ähnliche Einflüsse auf seine Theorie hatte, wie z. B. seine Ansicht, dass Gerechtigkeit das ist, was im Gesetz steht. Fast zur gleichen Zeit sagte der höchst pragmatische Konfuzius als Vertreter der chinesischen Aristokratie genau das Gleiche. Aus historischer Sicht wichtiger ist die Tatsache, dass eine der Voraussetzungen für intellektuellen Erfolg im antiken Griechenland das Eigeninteresse war. Aus einer korrekten Anwendung der Regel der Historizität auf die heutigen Griechen können wir nicht den Schluss ziehen, dass wir als Nachkommen der intelligenten alten Griechen a priori (von Anfang an) ebenso intelligenter als die anderen Völker seien. Gerade diese Absurdität wird im heutigen Griechenland vor allen in der Schulerziehung oft behauptet.
9. Realismus
Fast jeden Tag stößt der aufmerksame Beobachter auf den Surrealismus, der bereits die Dimension einer hedonistischen Sucht angenommen hat. Der Durchschnitts-Grieche fühlt sich glücklich, wenn er sich selbst betrügt und die harte Realität mit seinen nationalistischen Illusionen verwechselt. Ich habe dies oft auf individueller Ebene erlebt, vor allem, wenn eine der vielen Erscheinungsformen des Surrealismus die maßlose Selbstüberschätzung ist. Das ist die Paranoia par excellence schlechthin. Es liegt auf der Hand, dass der heutige Durchschnittsgrieche seinen pathologischen Surrealismus nicht überwinden kann, denn er ist eines seiner charakteristischen Merkmale. Das Fehlen eines realistischen Geistes ist ein Hinweis auf das Fehlen des Rationalismus, was aber nicht bedeutet, dass in Griechenland nur Surrealisten leben würden. Surrealismus in Verbindung mit einer Neunmalklugheit ist unter Künstlern und Politikern, insbesondere auf des linken Spektrums, weitverbreitet.
10. Entwicklung und Veränderung
Der heutige Durchschnittsgrieche haben die unverständliche Angewohnheit, nur die Errungenschaften der alten Griechen zu berücksichtigen, aber wenn es um die Europäer und insbesondere um die Deutschen geht, erwähnen sie die nicht so zivilisierten alten Deutschen sowie die Verbrechen der Nationalsozialisten. Sie sind weder willens noch in der Lage, die Realität zu erkennen, dass “panta rei” ( “πάντα ρεi”, Heraklit zugeschrieben) bedeutet, dass Völker sich entwickeln, Fortschritte machen, Gewohnheiten und Einstellungen ändern sich und sich an neue internationale Standards anpassen. Der Nationalsozialismus herrschte in Deutschland nur 12 Jahre lang, von 1933 bis 1945, aber die deutsche Geschichte ist länger und vor allem seit dem 18. Jahrhundert mit kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften von internationaler Bedeutung verwoben (u.a. 86 Nobelpreise). Es ist allgemein bekannt, dass die Wissenschaft, nicht nur das einseitige Wissen, zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit im 6. Jahrhundert v. Chr. in Ionien mit der Verwendung des Wortes “Warum” (Διατί”) in Erscheinung trat, wodurch das kritische Denken eingeführt wurde. Dieses “Diati” verlangt logische und überzeugende Antworten ohne ideologische Scheuklappen, wie wir sie täglich in den Massenmedien Medien sehen. Außer in seltenen Fällen sind die Journalisten weder willens noch in der Lage, dieses “Warum” anzuwenden und strukturierte, logische und überzeugende Texte zu schreiben. Die Artikel in den meisten Zeitungen sind durch Oberflächlichkeit, Rechthaberei, Demagogie und billigem Populismus durchdrungen. Es ist auch daran zu zweifeln, ob manche Politiker und Journalisten intellektuell überhaupt in der Lage wären, auf berechtigte Fragen vernünftige, logische und überzeugende Antworten zu geben. Nur qualifizierte Wissenschaftler verfügen über das notwendige methodische Rüstzeug, die Erfahrung, das Wissen und die notwendigen besonderen Voraussetzungen wie Fleiß, Systematik, Organisation, starken Willen, Ausdauer, Geduld und Beharrlichkeit, um vertiefte Untersuchungen objektiv und erfolgreich durchzuführen. Ein seriöser Forscher konzentriert seine Aufmerksamkeit auf die wissenschaftliche Forschung und nicht auf die Kanäle, d.h. er leidet nicht an einem kranken Narzissmus.
11.Prognose
Ausgangspunkt für die Vorhersehbarkeit ist die Kenntnis der aktuellen Situation in ihrer Gesamtheit. Die nationalen und internationalen Dimensionen der bestehenden Probleme werden in ihrer dialektischen Verflechtung berücksichtigt. Ausgehend von den Regeln der Logik werden Schlussfolgerungen über mögliche mittel- und langfristige Entwicklungen gezogen. Wir beobachten kontinuierlich die tatsächliche Entwicklung der Phänomene (soziologische Methode im Sinne von Aristoteles). Diese Herangehensweise an die Probleme unterscheidet sich natürlich von den Prophezeiungen, und Utopien, die bekanntlich vorwiegend den Ultra-Linken sehr verbreitet sind.
4. Unterschied zwischen der Theorie und der Methodologie (Methode)
Zwischen der Theorie und der Methode besteht zwar ein inneres Wechselverhältnis, es erweist sich jedoch im Interesse einer weitergehenden begrifflichen Klarheit als erforderlich, auf die zwischen ihnen vorhandenen Unterschiede hinzuweisen. Dabei hat man sich auf die wissenschaftstheoretischen Erkenntnisse zu stützen. Es geht vorwiegend um die folgenden Unterschiede:
a) Die Theorie beschreibt jeweils einen bestimmten Bereich der objektiven Realität. Die Methode hingegen beschreibt die Mittel und die Vorgehensweise, wie hierüber entsprechende Erkenntnisse erzielt werden können. Epistemologisch (erkenntnistheoretisch) formuliert, widerspiegelt die Methode das Verhältnis zwischen dem Objekt des Erkennens und dem erkennenden Subjekt.
b) Bei der Theorie handelt es sich “um ein System von Aussagesätzen”. Die Methode hingegen stellt “ein System von Regeln ” dar (Philosophisches Wörterbuch).
c) Die Theorie hat Aussagecharakter und besitzt eine beschreibende Funktion, während die Methode einen Aufforderungscharakter aufweist. Es könnte grundsätzlich eine gewisse Abhängigkeit der Methode von der Theorie bejaht werden: Ist die Theorie entwickelt, dann liegen Voraussetzungen für eine ebenso entwickelte Methode vor. Genauso war es bei den Auffassungen der Philosophen im Antiken Hellas. Eine wissenschaftliche Methode wiederum vermag, die Theorie ebenso positiv zu beeinflussen.
5. Verhältnis von Theorie, Philosophie und Methodologie
Zwischen der Theorie, der Philosophie und der Methodologie als die wichtigsten Bestandteile der Wissenschaft gibt es inhaltliche Zusammenhänge und Wechselbeziehungen. Diese Feststellung scheint allerdings nicht ausreichend zu sein. Vielmehr sind weitergehende Überlegungen erforderlich. Es wäre z.B. durchaus logisch, von einer Theorie der Philosophie zu sprechen. In diesem Fall würde es in erster Linie um das “Was” der Philosophie” gehen. Im Mittelpunkt der Überlegungen müsste demnach die Fragestellung stehen, was die Philosophie überhaupt ist. Gleiches würde auch für das Verhältnis von Philosophie und Methodologie gelten. Konkret würde es sich um das “Wie” der Philosophie, d.h., um Wege und Verfahren zur Erzielung philosophischer Erkenntnisse, handeln. Es wäre genauso möglich, von einer Philosophie der Theorie zu sprechen. Hier ging es um das “Warum” der Theorie. Bei der Philosophie der Methodologie würde z.B. das “Warum” der Methodologie im Zentrum der Überlegungen stehen. Derartige Gedanken sind, in der Anwendung für die Völkerrechtstheorie , die Völkerrechtsphilosophie und die Völkerrehtsmethodologie von grooßer Bedeutung sein. Das würde wie folgt aussehen: Philosophie und Methodologie der Völkerrechtstheorie, Theorie und Methodologie der Völkerrechtsphilosophie, Theorie und Philosophie der Völkerrechtsmethodologie. Es sei betont, dass es sich hier um Ergebnisse jahrelanger Grundlagenforschung handelt. Es ist nicht Aufgabe des vorliegenden Beitrages, die allgemein bekannten Methoden und Regeln der wissenschaftlichen Betrachtungsweise wie z.B.die soziologische, die erkenntnistheoretische (Deduktion, Induktion), etc. zu wiederholen, sondern darüber hinauszugehen und Methoden und Regeln zu erarbeiten, die den Erfordernissen des gegenwärtigen Lebens eher entsprechen.
Folgend soll die Anwendung der oben gewonnenen Erkenntnisse auf das Völkerrecht als eine internationale Rechtsordnung sowie auf die Völkerrechtswissenschaft erwähnt werden (veröffentlicht in vielen entsprechenden Publikationen, siehe LIteratur-Quellen). 1. Völkerrechtstheorie
a) Die Völkerrechtstheorie ist ein Bestandteil der Völkerrechtswissenschaft sowie ein Wissenschaftsgebiet in statu nascendi. Sie stützt sich größtenteils auf philosophische und teilweise auch auf rechtstheoretische Grundkenntnisse. Sie hat allgemeinen Charakter (Allgemeine Völkerrechtstheorie).
b) Die Völkerrechtstheorie stellt eine systematisch-logisch geordnete Menge von Aussagen bzw. Erkenntnissen über die gesamte Völkerrechtsordnung sowie über das Verhältnis der Bestandteile der Völkerrechtswissenschaft untereinander dar.
c) Zu den Gegenständen der Völkerrechtstheorie gehören vor allem das Wesen des Völkerrechts als Recht, das System und die Struktur des Völkerrechts und der Völkerrechtswissenschaft, die Funktionen des Völkerrechts, die Prinzipien und Normen, das Völkergewohnheitsrecht, die „Allgemeinen Rechtsgrundsätze“, die Normenhierarchie, die Normenbildung und Normendurchsetzung, die Zweige und die Institute des Völkerrechts.
d) Hauptfunktionen des Völkerrechts: a). Ordnungsfunktion: Sie besteht in erster Linie darin, das Verhalten der Staaten so zu steuern, dass das friedliche Zusammenleben der Völker gesichert wird. Hierdurch wird in den internationalen Beziehungen völlige Anarchie verhindert. Die Ordnungsfunktion liegt im Interesse aller Staaten. b). Friedensfunktion: Gewährleistung der internationalen Sicherheit und des Weltfriedens als wichtige Voraussetzung für die Lösung vor allem der globalen Probleme der Menschheit sowie für das Wohlergehen aller Völker. c). Kooperationsfunktion: Förderung der Zusammenarbeit der Staaten auf allen relevanten Gebieten der internationalen Beziehungen durch entsprechende internationale Rechtsinstrumente. d) Stabilisierungsfunktion: Sie wird realisiert hauptsächlich durch die Schaffung stabiler internationaler Vertragsbeziehungen, vorausgesetzt, dass die Verträge auch tatsächlich erfüllt werden (Pacta sunt servanda). e) Anpassungs- und Umgestaltungsfunktion: Zwischen ihr und der oben erwähnten Stabilisierungsfunktion besteht ein dialektisches Wechselverhältnis. f) Sicherungs- und Konfliktregulierungsfunktion: Es geht um die Sicherung der Prinzipien und Normen der gesamten Völkerrechtsordnung durch die dafür geeigneten Organe, Methoden und Maßnahmen. Hierdurch wird ein höheres Maß an Rechtssicherheit in den internationalen zwischenstaatlichen Beziehungen erreicht. g). Gerechtigkeits- und Entwicklungsfunktion: Gewährleisten, dass ein Mindestmaß an Gerechtigkeit in den internationalen Beziehungen herrscht, was in einigen Konventionen (z. B. Staatennachfolge in Verträge, Seerechtskonvention) durch die sachbezogene bevorzugte und präferenzielle Behandlung von Entwicklungsländern sowie durch die Anwendung des Grundsatzes der Nichtgegenseitigkeit beachtet worden ist. h) Legitimitätsfunktion: Es geht vorwiegend darum, dass Handlungen militärischen Charakters durch den UN-Sicherheitsrat gemäß Kapitel VII der UN-Charta legitimiert sein müssen. j) Sanktionsfunktion: Das Völkerrecht verfügt über viele, deren Anwendungen von dem konkreten Kräfteverhältnis abhängt. Es ist z. B. gegenwärtig nicht möglich, die USA für ihr völkerrechtswidriges Vorgehen gegen andere Staaten zur Verantwortung zu ziehen. i) Schutzfunktion: Schutz hauptsächlich der kleinen und schwachen Staaten sowie der Menschenrechte. Die Völkerrechtstheorie besitzt empirische Durchdringungs-, analytische Ordnung-, Erklärungsnormative und prognostische Funktion.
2. Völkerrechtsphilosophie
a) Die Völkerrechtsphilosophie versteht sich als die Wissenschaft von der Anwendung philosophischer bzw. rechtsphilosophischer Erkenntnisse auf völkerrechtlich bedeutsame Materien in den internationalen Beziehungen.
b) Die Völkerrechtsphilosophie kann nicht isoliert von den anderen Säulen der Völkerrechtswissenschaft, vor allem von der Völkerrechtstheorie und der Völkerrechtssoziologie betrieben werden: Es darf zu keiner Verwechslung von Idealität und Realität, von Moralität und Normativität, von Rechtsvorstellungen und Rechtsnormen kommen.
c) Die Völkerrechtsphilosophie setzt sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen: Theorie, Methodologie, Geschichte.
d) Die Theorie der Völkerrechtsphilosophie untersucht in erster Linie Wesen und Bedeutung der Völkerrechtsphilosophie, das Verhältnis der Völkerrechtsphilosophie zu den anderen Bestandteilen der Völkerrechtswissenschaft und durchdringt theoretisch alle Gegenstände der Völkerrechtsphilosophie selbst.
e) Zum Gegenstand der Völkerrechtsphilosophie gehören vor allem: Werte, Gerechtigkeit und Billigkeit, Gleichheit/Ungleichheit, Commune bonum humanitatis, Solidarität/Hilfeleistung, Moral, Moralnormen, Verantwortung, Pflicht, Interessen der gesamten Menschheit, Rechtsbewusstsein, Rechtsgefühl, System/Struktur.
f) Zu den Hauptkategorien der Völkerrechtsphilosophie gehören insbesondere die Werte (Gerechtigkeit und Billigkeit, Gleichheit, Commune bonum humanitatis, Interessen der gesamten Menschheit, Solidarität/Hilfeleistung) und die Moralnormen.
g) Die in Resolutionen der UN-Generalversammlung enthaltenen konkreten Moralnormen sind Ausdruck eines consensus opinionis moralis. Die allgemeinen Moralprinzipien (commune bonum humanitatis, Gerechtigkeit, Verantwortung, Pflicht) bringen einen consensus opinionis moralis generalis zum Ausdruck.
h) Während die Rechtsnormen moralische Elemente enthalten, weist nicht jede Moralnorm rechtliche Aspekte auf. Moralnormen können im Rahmen des Normenbildungsprozesses Ausgangspunkt für juristische Regelungen werden. Unter Umständen können konkrete Moralnormen in Rechtsnormen umgewandelt werden.Die Moralnormen stellen Verhaltensaufforderungen dar. Deswegen sind sie von den Staaten zu respektieren.
i) Aus der obligatio moralis ergibt sich die moralische Verantwortung. Bezüglich der Verpflichtungen aus den Moralnormen gilt nicht das Prinzip pacta sunt servanda, sondern vielmehr der allgemeine Grundsatz bona fides. Die Verletzung von Moralnormen zieht moralisch ausgerichtete Reaktivmaßnahmen (Sanktionen) nach sich.
3. Völkerrechtsmethodologie
Die Völkerrechtsmethodologie als internationale Rechtsordnung stellt die Lehre über völkerrechtliche Methoden dar, um völkerrechtsspezifische Erkenntnisse zu erlangen sowie Problemlösungen zu erzielen. Zu diesen Methoden gehören vorrangig die Deskriptivität, die Normativität, der Geneseprozess (historische Methode), die Funktionalität, die Analyse, die Systemhaftigkeit, die Strukturalität, die Differenziertheit, die Komparativität, die empirische Methode, die Stabilität, die Veränderung und die Prognose. Überdies bestehen spezielle Methoden für Völkerrechtszweige sowie für Probleme mit Querschnittcharakter (z. B. Interpretationsmethoden).
4. Methodologie der Völkerrechtswissenschaft
Die Methodologie der Völkerrechtswissenschaft besteht vorwiegend aus der Methodologie der Völkerrechtstheorie, der Völkerrechtsphilosophie und der Völkerrechtssoziologie. Folgend erfolgt eine Beschränkung auf die Methodologie der Völkerrechtsphilosophie. Die Methodologie der Völkerrechtsphilosophie als Bestandteil der Völkerrechtswissenschaft sowie als Wissenschaftsgebiet in statu naschend ist die Lehre über Methoden, um völkerrechtsphilosophische Erkenntnisse zu erzielen. Sie besitzt eine Reihe von Methoden wie z. B. die Objektivität, die Komplexität, die Globalität, die Differenziertheit, die Systemhaftigkeit, die Analyse-Synthese, die Historizität, die Normativität, die Funktionalität, die Komparativität und die Prognose. Sie beziehen sich auf die Gegenstände der Völkerrechtsphilosophie, d. h., sie weisen einen spezifischen Inhalt auf.
veröffentlicht oft von 2013-bis 2018 in der griechischen Zeitung Καθημερινή (Kathimerini) in Auseinandersetzung mit dem griechischen Theologen und Philosophen Christos Giannaras
aus meinem Buch Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S. 50 sowie aus mehreren wissenschaftlichen Büchern und Abhandlungen (siehe im Literaturvezeichnis
Literatur-Quellen
-Platon, Die Meisterdialoge, Düsseldorf 2005
-Θ. Μητσόπουλος, Ιστορία και ανθολογία της αρχαίας ελληνικής σκέψης, τόμος Β, Αθήνα 1984
-Lexikon unregelmäßiger Verben der Altgriechischen Sprache, (1958, in Griechisch) -Lexikon der philosophischen Begriffe, hrsg. von A. Ulfig, Köln 1977
-E. Frauwallner, Geschichte der indischen Philosophie,2 Bände, Salzburg 1953, 1956 -Thiel, Stichwort “Theorie”in: Enzyclopädie, Philosophie und Wissenschaftstheorie, hrsg. von J. Mittelstraß, Band, Stuttgart-Weimar 1982, S. 260
-Philosophisches Wörterbuch hrsg. von G.Klaus/ M.Buhr, Band 2, Berlin 1976, S.120 -G. Gurst G., Große Materailisten, Leipzig 1965
-A. Grabner-Haiders (Hrsg.), Philosophie der Weltkulturen, Wiesbaden 2006 -Konfuzius, Der gute Weg, Worte des großen chinesischen Weisheitslehrers, zusammengestellt von W. Felitz, Köln 2005
-Laudse, Daudedsching, Leipzig 1973
-A. Menge, Einführung in die Methodologie, Elementare allgemeinwissenschaftliche Denkmethoden im Überblick, 1980
-K. Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1981
-K. Popper, Die Welt des Parmenides. Der Ursprung des europäischen Denkens, München et alt. 1998
-Veränderung und Entwicklung, Studien zur vormarxistischen Dialektik, hrsg. von von G. Stieler, Berlin 1974
-F. Jürs. Edit., Geschichte des wissenschaftlichen Denkens im Altertum, Berlin 1982. -C. Andresen et alt., Edit., Lexikon der Alten Welt, 3 Bände, Düsseldorf,2001
-A. Pichot, Die Geburt der Wissenschaft (Orig. La naissance de la science), Paris, 1991, Köln, 2000
-F. Jürss et alt., Griechische Atomisten, Texte und Kommentare, Leipzig 1977
-M. Hackemann, Übers., Die Vorsokratiker, Köln, 2007.
-J.Irmscher/R.Johne, Edit., Lexikon der Alten Welt, Leipzig, 1987.
-J. Mehlig, Weisheit des alten Indien, Buddhistische und nicht Texte, 2 Bände, Leipzig-Weimar, 1987
-E. Schwarz, Übers., So sprach der Weise, Chinesisches Gedankengut aus drei Jahrtausenden, Berlin 1981.
-R. Freydank-T. Scheterlich, Der Alte Orient in Stichworten, Leipzig 1978
-Panos Terz, Wissenschaft vom Völkerrecht: Theorie des Völkerrechts, Philosophie des Völkerrechts, Soziologie des Völkerrechts, Methodologie des Völkerrechts, ISBN: 2021978-620-0-67264-3, Saarbrücken 2021
-Panos Terz, The science of international law, ISBN: 978-620-3-97855-1, Saarbrücken 2021
-Panos Terz, Quelques problèmes de droit international, Recueil d’écrits, ISBN: ‎ 978-620-4-10192-7, Saarbrücken 2021
-Panos Terz, La ciencia del derecho internacional, ISBN: 978-620-3-97856-8, Saarbrücken 2021
-Panos Terz, Панос Терц, Отдельные проблемы международного права, ISBN-13: 978-620-4-10170-5, Saarbrücken 2021
-Panos Terz, La scienza del diritto internazionale, ISBN: 978-620-3-97858-2, Saarbrücken 2021.
-P. Terz, Die Polydimensionalität der Völkerrechtswissenschaft oder Pro scientia lata iuris inter gentes, in: Archiv des Völkerrechts, 4/1992, 30, S. 442- 481
-P.Terz, Die Völkerrechtsmethodologie, Versuch einer Grundlegung in den Hauptzügen, Ad promotionem gradus investigationis scientiae iuris inter gentes, in: Papel Politico, Pontificia Universidad Javeriana, 1/2007/12, pp.173- 208
-P.Terz, Die Völkerrechtstheorie, Versuch einer Grundlegung in den Hauptzügen, Pro theoria generalis scientiae iuris inter gentes, in: Papel Politico, Pontificia Universidad Javeriana, 2/2006/11, pp. 683- 737
-P.Terz, Die Völkerrechtssoziologie, Versuch einer Grundlegung in den Hauptzügen, Defensio scientiae iuris inter gentes, in: Papel Politico, Pontificia Universidad Javeriana, 1/2006/11, pp. 250- 303
-P.Terz, Die Völkerrechtsphilosophie, Versuch einer Grundlegung in den Hauptzügen, Pro scientia ethica iuris inter gentes, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, 2/2000/86, S. 168- 184
-P.Terz, Völkerrechtstheorie, Völkerrechtsphilosophie und Völkerrechtsmethodologie, Unterschiede, Demonstratio et Defensio Scientiae latae juris inter gentes, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, 96/2010/3, S.,322-336

Maßhalten, Mesotes-Prinzip, Aurea mediocritas

Maßhalten, Mesotes-Prinzip, Aurea mediocritas
Einleitende Bemerkung
Das Verständnis und die Interpretation antiker Zitate und philosophischer Texte im Allgemeinen setzen historische, philosophische und methodische Kenntnisse voraus, andernfalls besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen und bedeutungslosem oberflächlichem Wissen auf der Ebene des Nachplapperns. Überdies stellt sich die Frage, ob eine Anwendung der Zitate auf die Probleme der heutigen Zeit möglich ist.
1. Methodische Aspekte
α) Wir stellen fest, dass die altgriechischen Zitate als das verdichtete Welt- und Menschenbild der sieben Weisen Βίας ο Πριηνεύς Πιττακός ο Μυτιληναίος Σόλων ο Αθηναίος Χίλων ο Λακεδαιμόνιος Κλεόβουλος ο Ρόδιος (Thales von Milet, Pittakos von Mytilene, Bias von Priene, Solon von Athen, Kleobulos von Lindos, Myson von Chenai, Chilon von Sparta) später die philosophischen Konzepte der meisten bekannten Philosophen der Antike in dem Sinne beeinflusst haben, dass sie Prämisse entscheidender philosophischer Theorien waren. b) Es ist außerdem zu konstatieren, dass ein Gedanke von verschiedenen Weisen auch auf unterschiedliche Weise formuliert worden ist. Daher ist es notwendig, die vergleichende Methode anzuwenden, um gemeinsame Merkmale zu finden. c) Es sei daran erinnert, dass die kulturell unterlegenen römischen Eroberer unter anderem fast alle Zitate übernommen und ins Lateinische übersetzt haben, wobei sie wegen ihrer praktischen Denkart versuchten, den wesentlichen Inhalt wiederzugeben. d) Mitunter wurde der Wortlaut der Zitate in irgendeiner Weise verändert oder einem bestimmten Philosophen zugeschrieben, wobei die grundlegende Bedeutung anderer Zitate oder seines gesamten Werks berücksichtigt wurde. Im zweiten Fall ist dies mit der bekannten Maxime “πάντα ρει” (“panta rhei” (oder “ta panta rhei”: “alles fließt”) geschehen, die Heraklit zugeschrieben wird. Ähnlich verhält es sich mit der Maxime “μέτρον άριστον” (metron ariston” oder “pan metron ariston”: “edel ist das Maßhalten”), die in verschiedenen Formen formuliert worden ist. e) Im Übrigen haben wir festgestellt, dass in diesem speziellen Fall Zitate und termini scientifici (wissenschaftliche Begriffe) letztlich fast denselben punctum quaestionis haben. Dies gilt zum Beispiel für “metron ariston”, “μηδέν άγαν” (meden agan”:nichts übertreiben) und die “aurea mediocritas” (“goldene Mitte”).
2. Quellen und Formulierungsformen der Maximen “Metron Ariston”, “Meden agan” und “aurea mediocritas”
Vor allem vor Platon (Πλάτων: “Der mit den breiten Schultern) und Aristoteles (Αριστοτέλης: “Edler Zweck”) aber auch nach ihnen, haben sich viele Philosophen, aber auch andere Vertreter des griechischen Geistes zu diesem Thema geäußert. Die wichtigsten Maximen werden im Folgenden genannt: «μέτρον επί πάσιν άριστον» Πυθαγόρας (Pythagoras:”edel ist das Maßhalten in allen Dingen” (Χρ. Επη, 38);«Το μέτριον άριστον και το μέσον»: “das Gemäßigte ist edel sowie die Mitte) Αριστοτέλη (Πολιτικά, 1295b); »μέτρο χρώ» (das Maßhalten ist notwendig”) Πιττακού (Ανθ. Στοβ. Γ, 79δ); «μέτρον άριστον»(“das Maßhalten ist edel”), von ihm stammt der Spruch) Κλεοβούλου (“um den Ruhm des Willens) (Διογ. Λαέρτ. Βίοι Φιλ. Ι, 93); «Mέτρα φυλάσσεσθαι» (das Maßhalten immer beachten”) Ησιόδου (Εργα και Ημέραι (Werke und Tage. 694); «πάντων μέτρον άριστον, υπερβασία δ`αλγειναί»: “in allen Dingen Maßhalten, die Übertreibung wird schmerzhaft” (Φωκυλίδη (Γνώμαι, 36); « έντεχνον δέ τό τήν μέσην εν άπασει τέμνειν«: (“es ist gescheit, bei allen Dingen die Mitte zu beachten”) Πλουτάρχου(Herrschaft des Reichtums), (Ηθικά, 7β); «πάντων μεσ άριστα» (aller Dinge ist die Mitte edel”) Θέογνι (Ελεγ. 335, West); «Εί τις υπερβάλλει το μέτριον τεπιτερπέστατα ατερπέστατα αν γίνοιτο» («Wenn man übertreibt, verwandeln sich die angenehmsten Dinge in unangenehmeste”Δημοκρίτου, Demokrit (“Urteil des Volkes”), (Ανθ. Στοβ. ΙΖ, 39); «Τα δe υπερβάλλοντα ουδένα καιρόν δύναται θνητοίς» (“die Übertreibungen können die Menschen nicht glücklich machen” Ευριπίδη, Euripides (Μήδεια, 127-128); «Παιδός, ου ανδρός το αμέτρως επιθυμείν”, Δημοκρίτου (“Es ist das Kennzeichen eines Kindes und nicht eines Mannes, Begierden ohne Mäßigung zu haben”) Demokrit (Απόσπ. 70, Diels); »Ουδ υγιείης της περί σώμ αμέλειαν έχειν χρή, αλλά ποτού τε μέτρον καί σίτου γυμνασίων τε ποιείσθαι, μέτρον δέ λέγω τόδ ό μή σ ανιήσει» (“Du sollst die Gesundheit des Körpers nicht vernachlässigen, sondern maßvoll trinken, essen und dich körperlich betätigen, ich meine maßvoll, das, was dich nicht bedrückt”Πυθαγόρα, Pythagoras (Χρυσά Επη, 32-34): »Σιτία ποτά, ύπνοι, αφροδίσια, πάντα μέτρια» (“Essen, Trinken, Schlaf, fleischliche Liebe, alles in Maßen» Ιπποκράτη (Pferdebändiger), (Ανθ. Stov. PA,22); «Μηδέν άγαν « («Nichts übertreiben” Χίλωνα (Chilon), (Διογ. Λαέρτ. Φιλ. Ι, 41). Aus diesen Beispielen kann die Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass der Gedanke des Maßhaltens bei den altgriechischen Philosophen omnipräsent und omnipotent war. Manche Historiker meinen, das würde mit dem betont ausgeglichenen Klima der Ägäis zusammenhängen. Platon war der Erste, der etwas angehobener die Mäßigung (Besonnenheit, Maßhalten) zu der arete (αρετή,Tugend) der σωφροσύνη (sophrosyne, Vernunft) erhoben und damit zum Gegenstand des theoretischen Denkens gemacht hat. Platon hält σωφροσύνη in enger Verbindung mit Besonnenheit, Mäßigung und Maßhalten für unabdingbare Tugenden der Regierenden und der Regierten in einem Staat (Πολιτεία).
3. Das Mesotes – Prinzip des Aristoteles
Platons ehemaliger Schüler Aristoteles war jedoch der erste Philosoph, dem es gelang, eine ausgereifte Theorie der Mäßigung zu entwickeln, die in der Weltphilosophie als der kanon der μεσότητος (Mesotes-Prinzip), ein terminus scientificus, bekannt ist. Im Vergleich zu allen anderen griechischen Philosophen der Antike befasste er sich ausführlich mit dem Problem des Maßes und des Übermaßes und widmete ihm fast das gesamte Kapitel B (insbesondere 1106a bis 1108b) in seinem großen Werk “Nikomachische Ethik” sowie teilweise auch im Werk “Politika” (Politik). Im Mittelpunkt seiner Theorie steht eine Tugend, die sich auf zwei gegensätzliche Laster konzentriert, nämlich aus dem das Übermaß und dem Mangel, und zwischen ihnen in gleichem Abstand als die richtige Mitte liegt: “Die Tugend ist also ein Usus, der vom Individuum frei gewählt wird und in der Mitte liegt [aber in der Mitte heißt “in Bezug auf uns”); diese Mitte wird von der Vernunft bestimmt – genauer gesagt, von der Vernunft, wie ich glaube, vom Weisen bestimmt. Sie ist ein Mittelweg zwischen zwei Übeln, dass die einen auf der Seite des Überschusses und die anderen auf der Seite des Mangels stehen, und ferner in dem Sinne, dass einige Laster Mangel und andere wiederum Überschuss sind im Verhältnis zu dem, was angemessen ist, sei es in den Leidenschaften oder in den Handlungen, während die Tugend sowohl das Mittel findet als auch wählt. Unter dem Gesichtspunkt ihres Wesens und soweit wir an der Definition ihrer Natur interessiert sind, ist die Tugend also ein Mittel, aber unter dem Gesichtspunkt dessen, was richtig und ausgezeichnet ist, ist sie natürlich etwas auf der höchsten Stufe.” “Jedenfalls gilt diese Theorie der Mitte nicht für jede Handlung und jede Leidenschaft; es gibt in der Tat Leidenschaften, bei denen schon das Wort, das sie bezeichnet, an etwas Negatives und Niedriges denken lässt, z. B. Unmut, Schamlosigkeit, Neid, und im Falle von Handlungen: Ehebruch, Diebstahl, Mord; denn all dies – und alle anderen Dinge – werden mit der Gewissheit gesagt, dass sie selbst negativ und niederträchtig sind, und nicht das Übermaß oder der Mangel an ihnen. Es gibt daher keine Möglichkeit, in Verbindung mit ihnen jemals das Richtige zu tun; sie sind immer falsch. Es ist auch nicht möglich, sich nach ihnen richtig oder falsch zu verhalten, indem man Ehebruch mit der Frau begeht, mit der man ihn begehen sollte, zu der Zeit, zu der man ihn begehen sollte, und auf die Art und Weise, wie man ihn begehen sollte; und nur eines dieser Dinge zu tun, ist falsch. Ähnlich ist es also, wenn man erwartet, dass es in Ungerechtigkeit, Feigheit und Ausschweifung Mitte, Verschwendung und Mangel gibt, denn dann gibt es Mittelmäßigkeit in Verschwendung und Mangel, Verschwendung in Verschwendung, Mangel in Mangel.” (Original Αltgriechisch: “λόγῳ καὶ ᾧ ἂν ὁ φρόνιμος ὁρίσειεν. μεσότης δὲ δύο κακιῶν, τῆς μὲν καθ᾽ ὑπερβολὴν τῆς δὲ κατ᾽ ἔλλειψιν· καὶ ἔτι τῷ τὰς μὲν ἐλλείπειν τὰς δ᾽ ὑπερβάλλειν τοῦ δέοντος ἔν τε τοῖς πάθεσι καὶ ἐν ταῖς πράξεσι, τὴν δ᾽ ἀρετὴν τὸ μέσον καὶ εὑρίσκειν καὶ αἱρεῖσθαι. διὸ κατὰ μὲν τὴν οὐσίαν καὶ τὸν λόγον τὸν τὸ τί ἦν εἶναι λέγοντα μεσότης ἐστὶν ἡ ἀρετή, κατὰ δὲ τὸ ἄριστον καὶ τὸ εὖ ἀκρότης. οὐ πᾶσα δ᾽ ἐπιδέχεται πρᾶξις οὐδὲ πᾶν πάθος τὴν μεσότητα· ἔνια γὰρ εὐθὺς ὠνόμασται συνειλημμένα μετὰ τῆς φαυλότητος, οἷον ἐπιχαιρεκακία ἀναισχυντία φθόνος, καὶ ἐπὶ τῶν πράξεων μοιχεία κλοπὴ ἀνδροφονία· πάντα γὰρ ταῦτα καὶ τὰ τοιαῦτα λέγεται τῷ αὐτὰ φαῦλα εἶναι, ἀλλ᾽ οὐχ αἱ ὑπερβολαὶ αὐτῶν οὐδ᾽ αἱ ἐλλείψεις. οὐκ ἔστιν οὖν οὐδέποτε περὶ αὐτὰ κατορθοῦν, ἀλλ᾽ ἀεὶ ἁμαρτάνειν· οὐδ᾽ ἔστι τὸ εὖ ἢ μὴ εὖ περὶ τὰ τοιαῦτα ἐν τῷ ἣν δεῖ καὶ ὅτε καὶ ὡς μοιχεύειν, ἀλλ᾽ ἁπλῶς τὸ ποιεῖν ὁτιοῦν τούτων ἁμαρτάνειν ἐστίν. ὅμοιον οὖν τὸ ἀξιοῦν καὶ περὶ τὸ ἀδικεῖν καὶ δειλαίνειν καὶ ἀκολασταίνειν εἶναι μεσότητα καὶ ὑπερβολὴν καὶ ἔλλειψιν· ἔσται γὰρ οὕτω γε ὑπερβολῆς καὶ ἐλλείψεως μεσότης καὶ ὑπερβολῆς ὑπερβολὴ καὶ ἔλλειψις ἐλλείψεως. ὥσπερ δὲ σωφροσύνης καὶ ἀνδρείας οὐκ ἔστιν ὑπερβολὴ καὶ ἔλλειψις διὰ τὸ τὸ μέσον εἶναί πως ἄκρον, οὕτως οὐδ᾽ ἐκείνων μεσότης οὐδ᾽ ὑπερβολὴ καὶ ἔλλειψις, ἀλλ᾽ ὡς ἂν πράττηται ἁμαρτάνεται· ὅλως γὰρ οὔθ᾽ ὑπερβολῆς καὶ ἐλλείψεως μεσότης ἔστιν, οὔτε μεσότητος ὑπερβολὴ καὶ ἔλλειψις”).
Hierin kommt auch der Gedanke des Ausgleichs zum Ausdruck, der auch bei der Bestimmung der drei Gewalten im Polisstaat eine wichtige Rolle spielt. Ferner: “Οτι δεί το μέσον αιρείσθαι και μή την υπερβολήν μηδέ τήν έλλειψιν, τό δέ μέσον εστίν ώς ό λόγος ό ορθός λέγει» Αριστοτέλη (Ηθ. Νικομ. 1138b, 18-20). Hierdurch stellt Aristoteles eine inhaltliche Verknüpfung zwischen dem Mesotes-Prinzip und der Logik dar, zumal er als Begründer auch der Logik als Wissenschaft gilt. Zusammenfassung: Die Tugend, wie auch die eudaimonia, besteht nach Aristoteles in der “Mitte zwischen zwei Extremen”, zwischen einer Übertreibung und einem Mangel. Die Bescheidenheit zum Beispiel ist ein Mittelmaß zwischen der Arroganz, die ein Zustand der Übertreibung ist und der Kleinlichkeit, die einen Mangel darstellt. Auch der Mut ist ein Mittelmaß zwischen der Kühnheit und der Feigheit, die Freundlichkeit zwischen der Schmeichelei und der Feindseligkeit etc. Im Allgemeinen ist es nicht bekannt, dass Aristoteles das Mesotes-Prinzip auch auf die Politik anwendet. In seinem Buch Politik (Πολιτικά) unterscheidet er zwischen den beiden Übeln, nämlich der Oligarchie und der Tyrannei, und stellt die Demokratie in die Mitte der beiden Extreme, die er lobt, auch wenn sie nicht vollkommen ist. Aristoteles nennt sogar die Schwächen der Demokratie ziemlich ausführlich (Polit. D11.1289a/19), jedoch Platon war ein ausgesprochener Demokratie- und Freiheitsgegner. Aristoteles stellt auch klar, dass die Nichtanwendung des “metron ariston” in der Politik aufgrund von Übertreibungen zu großen Ungerechtigkeiten kommen kann. “Die größten Vergehen werden durch exzessive Begierden und nicht für den Erwerb des Notwendigen begangen” (Politik, 1267a ). Die Stoiker haben eine besondere Variante des “metron ariston ” gepredigt und zwar die αταραξία (Gelassenheit), die allerdings m.E. als eindimensional erscheint. Horaz, der dem Denken Epikurs prinzipiell folgte, spricht von der Mäßigung als der “goldenen Mitte” (aurea mediocritas) und will damit dem richtigen Mittelweg zwischen zu hohem Anspruch und verächtlicher Niedrigkeit (ne quid nimis) folgen.
Schlussfolgerungen
1. Das Adjektiv “ariston” (edles) wird an das Metron angehängt und damit zu einem Prinzip der höchsten Qualitätsstufe erhoben: “metron ariston.
2. Das “μέτρον άριστον ” (“edles Maßhalten”) entspricht vollständig der Logik (“orthos logos”, “ορθός λόγος”).
3. Unkenntnis oder Ablehnung des “metron ariston” in allen Aspekten des menschlichen Lebens führt zu einer vollständigen Metamorphose bis hin zum Gegenteil eines Phänomens.
4. Das “edle Maßhalten” steht im Gegensatz zum Übermaß, das in der Tat ein Hybris bedeutet, die logischerweise die Nemesis nach sich zieht. 5) Das “edle Maßhalten” entspricht den Naturgesetzen und den Regeln der Logik.
5. Anwendung des Wissens auf der Grundlage des “metron ariston”, des “Mesotes-Prinzips”und der “aurea mediocritas” auf die Politik im Allgemeinen und im Besonderen:
α) In den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts gelangte es extremen Ideologien, insbesondere der Ultrarechten, faschistischen und rassistischen in Form des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus sowie der menschenfeindlichen und der extremen Linken in Form des russischen “Kommunismus”-Stalinismus die Herrschaft zu übernehmen und totalitäre Herrschaftssysteme zu errichten, und zwar den italienischen faschistischen Totalitarismus, den deutschen nationalsozialistischen Totalitarismus und den russischen kommunistisch-stalinistischtischen Totalitarismus.  Gegenwärtig konstatieren wir den chinesischen konfuzianisch – kommunistischen Totalitarismus und den persischen orientalisch – islamischen Totalitarismus. Inzwischen entwickelt sich das russische autokratische Herrschaftssystem unter Putin sukzessive zu einer Variante des Totalitarismus.  Dies war und ist eine eklatante Verletzung des “metron ariston” und des Mesotes-Prinzips des Aristoteles.
b) Ablehnung der extremen Parteien in Griechenland, primär der extremen Rechten (Goldene Morgenröte) und der extremen Linken (Kommunistische Partei Griechenlands und der leninistischen, trotzkistischen und maoistischen Komponenten von SYRIZA) ist geboten, da ihre extremen Positionen den Regeln der Logik widersprechen und außerdem eine Gefahr für die Demokratie darstellen. In Deutschland die beiden Parteien AdF und Die Linke als Übel der Politik betrachten und behandeln und sich trotz vorhandener Probleme, sich für die Mitte, d.h. für die liberal – demokratische Grundordnung und konkret für demokratische Parteien entscheiden. Die Herrschaft extremer Ideologien und Parteien führt unweigerlich zu gewaltigen politischen und nationalen Katastrophen (italienischer Faschismus, deutscher Nationalsozialismus und sowjetischer Kommunismus-Stalinismus).
c) Bevorzugung einer Politik, die im Großen und Ganzen mit dem bestehenden System (Demokratie, bürgerlicher Staat, Gewaltenteilung, freie Marktwirtschaft, Bürgerfreiheiten und individuelle Menschenrechte) übereinstimmt. Dies bedeutet nicht, dass die Auswüchse des international zerstörerischen Neoliberalismus übersehen werden dürfen.
d) Die Bürger sollten keine absoluten Forderungen stellen, z.B. absolute soziale Gerechtigkeit, absolute soziale Gleichheit, absolute politische Freiheit, perfekte Menschen und ideale Politiker. Das Absolute ist in Utopien oder in der hohlen und penetranten Rhetorik von Populisten, oder in den Sirenengesängen utopischer Tagträumer und Wolkenreiter angesiedelt. Auch in solchen Fällen ist das “metron ariston” notwendig, manchmal sogar existenziell.
e) Im Allgemeinen sollten die Wähler in einer liberal-demokratischen Grundordnung nicht auf der Grundlage des verhängnisvollen Ultranationalismus und des betrügerischen und hochtoxischen Rechtspopulismus entscheiden.
f) Das Mesotes-Pinzip kann ferner auf hochaktuelle Themen angewandt werden: Ultranationalismus (z.B. in Russland)- Patriotismus- Ethnonihilismus (üblich bei den linken Parteien). Oder sich für das Bremsen des Klimawandels in der Mitte und Desinteresse auf der einen und Gewaltanwendung auf der anderen Seiteeintreten.
g) Der Anwendung des aristotelischen Mesotes-Prinzips sollten sachbezogene Kriterien zugrunde liegen. Geht es z.B. um Soziales, um Politisches, um Ökonomisches oder um internationale Beziehungen, dann sollten die entsprechenden Kriterien erarbeitet werden.
Literatur-Quellen
-A.Picho, Die Geburt der Wissenschaft (Orig. La naissance de la science, Paris 1991), Köln 2000
-Geschichte des wissenschaftlichen Denkens im Altertum, hrsg. von F.Jürss, Akademie der Wissenschaften, Berlin 1982
-Lexikon der Alten Welt, drei Bände, hrsg. von C.Andresen, H.Erbse, O.Gigon et alt., Düsseldorf 2001 (236 Autoren aus dem gesamten deutschen Sprachraum)
-Lexikon der Antike, hrsg. von J. Irmscher, Leipzig 1987 -Χ. Μπαρακλή, Γνωμικά και παροιμίες, Αθήνα 1989 -Griechische Atomisten, Texte und Kommentare zum materialistischen Denken der Antike, Leipzig 1977
-Die Vorsokratiker, Von Thales bis Demokrit, Köln 2016
-Platon, Die Meisterdialoge, Düsseldorf 2005
-Platon, Frühe Dialoge, Frankfurt a./Main 2016
-Αριστοτέλης, Ηθικά Νικομάχεια, Θεσσαλονίκη 2000
-Aristoteles, Nikomachische Ethik, Köln 2009
-Aristoteles, Metaphysik, Köln 2015
-Aristoteles, Die Politik, Düsseldorf 2006
-Seneca, Von der Seelenruhe, Leipzig 1986
-Georges, Kleines Handwörterbuch, Lateinisch-Deutscher Teil, Leipzig 1890,
-O.F. Bollnow, Wesen und Wandel der Tugenden, Frankfurt 1958
-J.Pieper, Das Viergespann: Klugheit, Gerechtigkeit,Tapferkeit, Maß, München 1998
-Th. Vogel, Mäßigung, München 2018
-N. Hartmann, Ethik, Berlin 1949
-F. Kambartel, Gelassenheit, in: J. Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Wissenschaftstheorie Bd. 3, Stuttgart 2008
Der Beitrag wurde von 2014 bis 2018 oft in Καθημερινή (Kathimerini) in Griechisch in Auseinandersetzung mit griechischen “Zitatologen” veröffentlicht.
aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S.100

Gesellschaftsvertrag, Antiphon, Epikur, Rousseau

Gesellschaftsvertrag, Antiphon, Epikur, Rousseau
vs. Christos Giannaras
Als orthodoxer Theologe hat der Kolumnist viele intellektuelle und psychologische Probleme mit dem “verdammten Westen” im Allgemeinen und insbesondere mit der europäischen Aufklärung, die international als eine der größten intellektuellen, kulturellen und politischen Errungenschaften der gesamten Menschheitsgeschichte gilt. Ohne sie gäbe es weder die moderne Demokratie, noch den Rechtsstaat, noch den Bürger, noch die weltgeschichtlichen individuellen Menschenrechte und Bürgerfreiheiten, noch die atemberaubenden wissenschaftlichen Errungenschaften auf der Basis des freien Individuums, durch die sich weitere gesellschaftliche Entwicklungen vollziehen. Dass es dabei auch vielfältige Probleme gibt, ist nur natürlich. Die ständige Übertreibung in seinen Artikeln kann jedoch in erster Linie als ein psychologisches Problem sui generis angesehen werden. Es ist bekannt, dass die orthodoxe und die römisch-katholische Kirche wegen ihres Atheismus heftig auf die europäische Aufklärung reagiert haben, aber inzwischen sind viele Jahrzehnte vergangen, und die Neurowissenschaften haben bereits bewiesen, dass der Glaube an eine höhere metaphysische Macht im Allgemeinen, aber nicht an eine bestimmte Religion, dem Menschen angeboren ist. Unverständlich ist jedoch, warum der Autor in fast jedem Artikel den bürgerlichen Begriff des Individuums und der Individualität diffamiert und als Individualismus und Egoismus verdreht. Nun greift er auch den Contrat social (Gesellschaftsvertrag) an, indem er ihn ebenfalls entstellt. Dies ist für mich ein Grund, diese wunderbare intellektuelle und politische Errungenschaft des westlichen Kulturkreises etwas systematischer darzustellen.
Der Gesellschaftsvertrag des Epikur Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. reiften in Athen die gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Beschäftigung mit anthropologischen Fragen, die im Mittelpunkt philosophischer Untersuchungen standen, deren methodische Grundlage das Bild des Menschen, nämlich das einzelne Atomon (Individuum) mit eigener Individualität und Selbstbewusstsein, war. Die Individuen wurden gleichgestellt, und so wurde die Frage aufgeworfen, wie eine überzeugende Erklärung für die Rolle des Individuums im Zusammenhalt der Gesellschaft gegeben werden kann. Hierdurch hat sich die Gesellschaftsvertragstheorie allmählich durchgesetzt. Der Erste, der sich mit diesem neuen Thema beschäftigt hat, war der Sophist Antiphon (Αντιφών): “Und die Regeln des Stadtstaates sind das Ergebnis einer gegenseitigen Vereinbarung, aber nicht vorgegeben. Die Regeln der Natur … sind nicht das Ergebnis gegenseitigen Einverständnisses”. Dieses sophistische Konzept hat seit Demokrit eine weltliche Dimension angenommen: Die Schaffung einer Gesellschaft durch die Übereinkunft von ursprünglich vereinzelten Individuen, so wie das Universum durch die Verschmelzung von Materieteilchen entstanden ist. Epikur übernahm einige der Erkenntnisse der Sophisten, entwickelte sie aber weiter: “Das entsprechende Recht in der Natur ist eine Συνθήκη (Syntheke, Vertrag), die den Nutzen (Συμφέρον, Symferon) betrifft, mit dem Ziel, einander nicht zu schaden und keinen Schaden zu dulden”. Es gibt weitere ähnliche Formulierungen von Epikur.
Im Folgenden wird der Versuch unternommen, seine Theorie zu interpretieren:
1. Die Mythen über Götter und Halbgötter, die angeblich die Gesellschaft und den Staat erschaffen haben, werden damit ad acta gelegt.
2. Die Beziehungen zwischen den Individuen (Ατομα) werden durch ihre Interessen bestimmt. Dieses Grundkonzept des Philosophen ist utilitaristisch, und omnipotent auch heute.
3. Der Vertrag setzt voraus, dass die Partner aus eigenem freiem Willen (Freiwilligkeit) handeln und damit gleichberechtigt sind.
4. Außerdem wird der Grundsatz der Gegenseitigkeit aufgestellt, der auch die gegenseitige Unterlassung betrifft.
5. Überdies wird in der Regel eine individualistische Sichtweise geäußert, denn das Hauptziel ist das Wohl des Einzelnen.
Der Gesellschaftsvertrag bzw. Herrschaftsvertrag der europäischen Philosophen
Die Theorie des Gesellschaftsvertrages von Epikur hat fast alle Philosophen beeinflusst, insbesondere die Staatsphilosophen, die sich in vielen europäischen Ländern mit dem Vertrag entsprechend den Erfordernissen ihrer Zeit (17. und 18. Jahrhundert) befasst haben.
Wir nennen hier nur die wichtigsten Beispiele: die spanischen Covarruvias, Vasquez (Escuela de Salamanca), die Deutschen J. Althusius, C. Wolff (aufgrund des gemeinsamen Zwecks der Vereinbarung tritt der Bürger einen Teil seiner Freiheit ab) und S. Pufendorf (gemeinsame Zwecke des Bürgers und des Staates als Grundlage der Vereinbarung) und die Engländer J. Locke (Ziel der Vereinbarung ist ein sicheres und friedliches Leben in der Gesellschaft und im Staat) und Hobbes (Herrschaftsvertrag, nach dem die Bürger Befugnisse an den Staat abgetreten haben und der Staat die Herrschaft ausübt und zugleich seinerseits verpflichtet ist, sich um das Volk zu kümmern.
All diese Konzepte haben den großen Aufklärer J.J. Rousseau stark beeinflusst, der jedoch den Mittelpunkt seines eigenen “contrat social” (Gesellschaftsvertrag) auf die Grundlage der Vernunft, des Nutzens und der volonté générale (allgemeiner Wille) stellte. Dies bedeutet, dass das allgemeine gesellschaftliche Interesse im Mittelpunkt steht und Vorrang vor individuellen Interessen besitzt. Aber das individuelle Interesse ist ein Teil des allgemeinen gesellschaftlichen Interesses. Ihr Hauptzweck war es, den verschiedenen Individuen eine moralische und politische Einheit zu vermitteln. Insbesondere in Bezug auf das Recht spiegelt sich die Auffassung von J.J. Rousseau in Artikel 6 der berühmten und weltgeschichtlichen Declaration de droits de l Homme et du Citoyen (1789): “La Loi est l expression de la volonté générale”.
Während die sophistische Vertragstheorie von einem individualistischen Menschenbild ausging, beruhte die konfuzianistische “Vertragstheorie” (Konfuzius) auf den charakteristischen Merkmalen der menschlichen Unterordnung und des Gehorsams. Es gab weder das Individuum noch den Bürger. Dies gilt auch heute noch und ist die dominierende Grundlage des konfuzianistischen Kulturkreises in seiner Variante und Weiterentwicklung, dem Konfuzianismus-Kommunismus. Dies ist der Hauptgrund, warum die Chinesen nicht in der Lage waren, eine Theorie des Gesellschaftsvertrages zu entwickeln. Es wurden jedoch Ansichten geäußert, die allenfalls als erste Schritte auf dem Weg zu einer Theorie Herrschaftsvertrages betrachtet werden könnten. Unabhängig von der Art des Vertrags, ob es sich um einen Gesellschafts- oder um einen Herrschaftsvertrag handelte, gab es jedoch im Allgemeinen ein Mindestmaß an Gegenseitigkeit zwischen den Partnern und ein gewisser Zusammenhang von Rechten und Pflichten.

 Literatur – Quellen

-Επίκουρος, Απαντα, Αθήνα 1994

-Χ. Κεχρολόγου, Η Επικούρεια Φιλοσοφία- Ατομο και Κοινωνία, Θεσσαλονίκη 2013

-Θ. Πελεγρίνης, Ηθική Φιλοσοφία, Αθήνα 1997

-Epikur, Briefe, Sprüche, Werkfragmente, Stuttgart 1980

-M. Hosenfelder, Epikur, München 1991

-J.-J. Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag, Leipzig 1984

-J. Locke, Bürgerliche Gesellschaft und Staatsgewalt, Leipzig 1980

-Th. Hobbes, Leviathan oder Materie, Form und Gewalt eines kirchlichen und  staatlichen Gemeinwesens, Leipzig 1978

-R. Wilhelm, Chinesische Philosophie, Wiesbaden 2007

-Konfuzius, Gespräche in der Morgenstille, Düsseldorf  2008

-Han Fei, Die Kunst der Staatsführung, Die Schriften des chinesischen

Meisters Han Fei, Köln 1994

veröffentlicht in Καθημερινή (Kathimerini), 4.6.2013 in Auseinandersetzung mit dem griechischen Theologen und Philosophen Christos Giannaras

aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S.,110.

Gerechtigkeit, Gleichheit

Gerechtigkeit, Gleichheit
1. Gerechtigkeit
Die Gerechtigkeit ist ein komplexes Phänomen. Daher ist nur eine partielle Beschäftigung mit dem Thema möglich. Es stellen sich viele Fragen. Wir erwähnen hier nur die wichtigsten davon: α) Um welche Art von Gerechtigkeit geht es? Ist sie subjektiv oder objektiv? Ist sie wirtschaftlich, sozial, politisch oder rechtlich? b) Wer und nach welchen Kriterien bestimmt den Inhalt der Gerechtigkeit? c) Wer könnte Subjekt oder Objekt der Gerechtigkeit sein? Zur Gerechtigkeit en general Subjektive Gerechtigkeit: Sie ist eine Tugend, eine allgemeine Haltung des Menschen, das heißt, sie ist die Grundtugend, die alle anderen Tugenden beeinflusst und damit den grundlegenden Verhaltenskodex eines Menschen bestimmt, der im Allgemeinen auf der Basis von Tugenden lebt. In diesem Sinne ist Gerechtigkeit ein Grundbegriff der christlichen Theologie und besteht im Gehorsam des gläubigen Christen gegenüber dem Willen Gottes, der das einzige Gesetz seines Willens und Handelns ist. Objektive Gerechtigkeit: Es handelt sich um eine Idee oder einen Grundsatz als Kriterium für die Bewertung von Regeln (Verfassungen, Gesetze und soziale Normen), Handlungen und Taten von normalen Bürgern oder sogar Politikern. Hier stellen sich zwei Fragen: a) Wie ist es möglich, jedem Menschen sein Recht zuzugestehen? Hier stellt sich das Problem der sozialen Gerechtigkeit im Kontext der Gleichheit. b) Wie können wir moralische und rechtliche Verhaltensregeln als gerecht betrachten, auch wenn sie unserem moralischen Willen widersprechen? Verhaltensregeln drücken das Allgemeine aus (vgl. J. Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie, Philosophie und Wissenschaftstheorie, vier Bände, Mannheim, 2004, Bd. 1, S. 745/746). Diese Fragen haben die wichtigsten antiken griechischen Philosophen, insbesondere Aristoteles, beschäftigt.
Wir haben in einer vergleichenden Studie gezeigt, dass im Vorderen Orient, wo die ersten Hochkulturen der Menschheit entstanden, die Gerechtigkeit eine besondere Rolle spielte. In Sumerien (vor 3500 bis 4000 Jahren) z,B., war die Gerechtigkeit das Geschenk eines Gottes (wie im heutigen Christentum) oder eines Königs. Von den vielen ähnlichen Texten werden wir nur diejenigen erwähnen, die auch in der Gegenwart eine gewisse Bedeutung haben. König Lipitischtar rühmt sich selbst als Verfechter der Gerechtigkeit und betont: “Der Starke raubt nicht, der Starke tut dem Schwachen kein Unrecht”. In der Zeit 2220 v. Chr. wurde in Ägypten ein wertvoller Text aufbewahrt, aus dem hervorgeht, dass die Vorstellungen von Gerechtigkeit tatsächlich klassenbezogen sind. Zu dieser Zeit fand die erste soziale Revolution in der Geschichte der Menschheit statt. Der Pharao wurde gestürzt und die Revolutionäre haben die Macht übernommen. Ein Höfling und Hohepriester schrieb unter anderem Folgendes: “Angeblich herrscht in diesem Land Gerechtigkeit. Aber es ist ungerecht, was sie in ihrem Namen tun. Die Reichen sind unglücklich und die Armen freuen sich…”.
Auf jeden Fall ist es interessant zu erwähnen, dass chinesische Philosophen sich intensiv mit sozialer Gerechtigkeit beschäftigt haben. Der Philosoph Mong Dsi aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. formulierte beispielsweise die Ansicht, dass die Gerechtigkeit im richtigen Verhältnis zwischen Rechten und Pflichten liegt (“Gau Dsi”, VI, A, 17). Diese Ansicht ist sehr zeitgemäß und richtig. Es ist unglaublich, aber wahr, dass 2400 Jahre später in der Grundeinstellung der Völker auf dem Balkan Verpflichtungen überhaupt keine Rolle spielen, weil sie kein Rechtsbewusstsein haben, sondern nur einen überentwickeltes “Gerechtigkeitsgefühl” besitzen, das nach eigenem Gutdünken interpretiert wird. Ein anderer chinesischer Philosoph und Vertreter der Mittelschicht, Mo Dsi, vertrat folgende Ansicht: “Humanismus ist Liebe, Gerechtigkeit ist eine gute Tat”. Das erinnert uns ein wenig an Epikur. Der Philosoph Hsün Dse (3. Jh. v. Chr.), der für sein negatives Menschenbild bekannt war, stellte einen Gegensatz her, indem er betonte, dass es einen Widerspruch zwischen Gerechtigkeit und Utilitarismus gibt (“der Wunsch, Eigennutz zu erreichen, unterdrückt die Gerechtigkeit”). Es werden zwei Arten von Interessen unterschieden: a) das individualistische Interesse, das was ungerecht ist, und b) das Interesse des Ganzen, was gerecht ist.
Der Daoismus, eine humanistische Religion und Philosophie, forderte, dass das Individuum und seine Interessen nicht eingeschränkt werden sollten. E bejahte die Gerechtigkeit nur für die Bauern, während die Rechtspositivisten das Gerechtigkeitspostulat mit der Begründung ablehnten, dass Gerechtigkeit in den Gesetzen bereits enthalten sei.
Was die alten griechischen Philosophen betrifft, stellen wir finden wir eine große Abhängigkeit ihrer philosophischen Ansichten von der sozialen Herkunft und der politischen Positionierung fest. Der materialistische Philosoph, Demokrat und Vertreter des Bürgertums, Demokrit (Δημόκριτος) z.Β., hat sich nie mit vager und allgemeiner Gerechtigkeit befasst, sondern sondern hat diese mit dem konkreten Handeln des Einzelnen in seinem eigenen Interesse verbunden. Thrasymachos (Θρασύμαχος)weist in seinem Dialog mit Sokrates auf (Platon, Politeia, I, 343a-3444c) das Folgende hin: Sokrates weiß, dass Gerechtigkeit und Recht und Gerechtigkeit in Wirklichkeit nur dem Stärkeren und dem Stärkeren zugutekommen, aber es ist der Schaden desjenigen, der gehorchen muß. Das heißt, Thrasymachos wollte darauf hinzuweisen, dass der Nutzen des Stärkeren mit der Gerechtigkeit identisch ist. Es ist nur natürlich, dass Demokrits philosophischer Gegner, der der idealistische “Philosophenfürst”und Vertreter der Sklavenhalterordnung Platon auch bei der Frage nach der Gerechtigkeit anders dachte als Demokrit: : “Was jeder Staat für gerecht und gut hält, das ist in der Tat gerecht und gut, solange der Staat es für gerecht und gut hält.” (Politeia, Theatet, 167B, 168B, meine Übersetzung). Es lohnt sich, dies zu interpretieren. α) Der Staat funktioniert im Wesentlichen wie ein orientalischer Despot, der die Gerechtigkeit nach seinem eigenen Geschmack und seinen Interessen durchsetzt und ihre Grenzen bestimmt. b) Zwischen dem Staat und dem Bürger besteht ein Verhältnis der Subordination, was den absoluten Vorrang des Staates vor dem Bürger bedeutet. c) Der Bürger hat weder das Recht noch im Allgemeinen die Möglichkeit, sich an der Gerechtigkeit zu beteiligen. d) Platon beabsichtigte offenkundig, das Sklavensystem aufrechtzuerhalten. e) Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass Platon teilweise totalitär dachte. Vielleicht war dies der Grund, warum die Deutschen Nationalsozialisten haben von allen alten hellenischen Philosophen nur Platon als solchen anerkannt haben.
Sein Schüler Aristoteles war realistischer und kreativer und hat in seinen berühmten Werken seine Werken “Politik”(Πολιτικά) und “Nikomachische Ethik” (“Ηθικά Νικομάχεια”,das gesamte Kapitel 5) eine Gerechtigkeitstheorie erarbeitet: «δίκαιον διορθωτικόν», «δίκαιον συναλλάγμασι διορθωτικόν» και «δίκαιον διανεμητικόν».
Wir werden hier nur die wichtigsten Elemente dieser Theorie erwähnen:
α) Die Forderungen der politisch-sozialen Gruppen oder Schichten an die Gerechtigkeit sind subjektiv und auf sie beschränkt. b) Die Schwachen in einer Gesellschaft fordern Gerechtigkeit, während die Starken sich nicht viel darum scheren. c) Gesetze enthalten im Allgemeinen Gerechtigkeit.
Aristoteles hat die Gerechtigkeit meisterhaft mit der Gleichheit verbunden, nämlich: “Was dem Gleichen gegeben wird, ist gerecht und ist es nicht, wird aber nicht immer dem Gleichen gegeben, und was dem Ungleichen gegeben wird, ist gerecht und ist es nicht, wird aber nicht immer dem Ungleichen gegeben”. (Politik C, 9, 1280a, 10-13 und “das Gesetz ist ein Vertrag und, wie Lykophron der Sophist sagte, ein Garant für alle Gerechten, aber nicht einer, der die Bürger gut und gerecht macht” (ebd. 1280b, 9, 10-13 ). Im altgriechischen Original: “Οίον δοκεί ίσον το δίκαιον είναι, και
έστιν, αλλ’ ου πάσιν αλλά τοις ίσοις  και το άνισον δοκεί δίκαιον είναι, και γαρ έστιν, αλλ’ ου πάσιν αλλά τοις ανίσοις”.(Πολιτικά Γ, 9, 1280α, 10-13  και   “ο νόμος συνθήκη και, καθάπερ έφη Λυκόφρων ο σοφιστής, εγγυητής αλλήλοις των δικαίων, αλλ’ ουχ οίος ποιείν αγαθούς και δικαίους τους πολίτας”(ό.π. 1280β, 9, 10-13 ). Bedeutung: In der Gesellschaft gibt es unterschiedliche Menschen, zum Beispiel reiche und arme, kleine und große Familien. Wenn Gesetze auf sie nach dem Prinzip der rechtlichen Gleichheit angewandt werden, wird das Ergebnis ungerecht sein. Aber Gerechtigkeit erfordert, dass unterschiedliche Gesetze auf unterschiedliche Menschen angewandt werden, damit das Ergebnis gerecht ist. Kurzum, der Staat ist verpflichtet, den Armen und Ohnmächtigen durch besondere Gesetze zu helfen (“gerechtes Mittel”), ein Gedanke, der zweifellos zu den “ewigen Wahrheiten” (“aeternae veritates”) gehört und sogar auf der UNO-Seerechtskonferenz von 1982 eine Rolle derart spielte, dass extra Kapitel für die armen Entwicklungsländer mit Bestimmungen über ihre präferenzielle und bevorzugte Behandlung eingebauten worden sind.
Genau 1700 Jahre später nach Aristoteles entwickelte der Theologe, Philosoph und Kenner des umfangreichen Werks von Aristoteles, Thomas von Aquin (Aquinas), auf der Grundlage der Theorie des Stageirites seine eigene Theorie: “iustitia commutativa”, “iustitia distributiva”, und “iustitia legalis”.Er hat eigentlich die termini des Aristoteles ins Lateinische übersetzt. Die katholische Soziallehre basiert auf diese Gerechtigkeitskonzeption.
Für den Materialisten Epikur war es eine Selbstverständlichkeit, dass das Interesse die Gerechtigkeit bestimmt: “Das Interesse ist Mutter der Gerechtigkeit.” Während die stoischen Philosophen (z.B. Chrysippos, Χρύσιππος) die Gerechtigkeit ausschließlich als einen Begriff der allgemeinen Ethik betrachteten, hat der Leiter der Akademie, Karneades (Καρνεάδης), eine bis heute gültige Auffassung formuliert: “Die Gerechtigkeit verlangt, dass man jedem das gibt, was ihm zusteht”, d.h. das, was ihm entspricht oder was er verdient. Dies wurde in der europäischen Geistesgeschichte als die Meinung des römischen Juristen Ulpianus bekannt: “Iustitia est … suum cuique tribuere”. Im Allgemeinen wurde es jedoch als etwas Abscheuliches bekannt, da es von den deutschen Nationalsozialisten zur Vernichtung der Juden (“Jedem das Seine”) im Konzentrationslager Buchenwald verwendet wurde. Der bereits erwähnte chinesische Philosoph Hsün Dse hat fast dasselbe formuliert wie Chrysippοs, wobei er die Existenz verschiedener sozialer Schichten und Klassen berücksichtigte: “Allen muss gegeben werden, was ihnen zusteht”.
2. Gleichheit
Der Sophist Antiphon (Αντιφών( hat eine ganze Theorie der Gleichheit ausgearbeitet, die Konsequenz der natürlichen Gleichheit wäre dann die (juristische) Gleichheit. Er konkretisiert seine naturalistische bzw. naturrechtliche Argumentation: “Atmen wir alle durch Mund und Nase in die Luft hinaus und essen mit Hilfe der Hände? … (“Αναπνέομεν τε γάρ είς τόν air άπαντες κατά τό στόμα καί κατά τάς ρίνας καί αισθίομεν ερσίν άπαντες”).
Der Sophist Alkidámas ( Αλκιδάμας ) argumentiert in einem Pamphlet sowohl religiös als auch naturalistisch: “Gott hat alle Menschen frei gemacht; die Natur hat niemanden zum Sklaven gemacht” (Scholion an Aristoteles, Rhetorik I 13, 1371b 18). Die Konsequenz der natürlichen Gleichheit wäre dann die (juristische) Gleichheit.
Der Rhetor Isokrates (Ισοκράτης) geht dem Problem auf den Grund: “Während angenommen wurde, dass es zwei Gleichheiten gibt, und die eine das Gleiche an alle und die andere das Entsprechende an jeden knüpft, haben sie die nützlichere Gleichheit nicht außer acht gelassen, sondern jene Gleichheit missbilligt, die lasterhafte Menschen der gleichen Belohnungen und Ehrungen für würdig hält, und jene vorgezogen, die jeden nach seinem Verdienst ehrt und bestraft.”
Schlussfolgerungen α) Die philosophischen Vertreter der oberen Gesellschaftsschichten halten das Gesetz automatisch für gerecht. b) Nach Ansicht der idealistischen Philosophen ist die Gerechtigkeit ein Begriff der allgemeinen Ethik. c) Die Armen und Ohnmächtigen fordern Gerechtigkeit, während die Reichen und Mächtigen sie nicht zulassen. d) Es gibt nirgendwo eine absolute Gerechtigkeit. Sie ist relativ und konkret. e) Die Sozialstaaten helfen den ärmeren Bevölkerungsschichten durch die Schaffung gerechter Lebensbedingungen. Die Anwendung von “horizontalen Maßnahmen” ist gegen die schwächsten sozialen Gruppen in der Gesellschaft und stellen einen Mangel an Gerechtigkeit dar.
Literatur-Quellen
-Platon, Der Staat, Leipzig 1978
-Platons sämtliche Werke in zwei Bänden, Erster Band, Wien MCMXXV
-Αριστοτέλης, Ηθικά Νικομάχεια, Θεσσαλονίκη 2000
-Aristoteles, Nikomachische Ethik, Berlin 1969
-Griechische Atomisten hrsg von F, Jürss etalt., Leipzig 1977
-Fragmente der Vorsokratiker, hrsg. von W.Kranz, Band 2, Berlin 1951
-Lexikon der Antike, hrsg. von J. Irmscher, Berlin etLeipzig 1977
-R.Müller, Menschenbild und Humanismus der Antike, Leipzig 1980
-R. Müller (Hrsg.), Der Mensch als Maß der Dinge, Belin 1976
-R. Wilhelm, Chinesische Philosophie, Wiesbaden 2012
-E. Schwarz, Einführung zu Laudse: Daudedsching, Leipzig 1977
-Geng Wu, Die Staatslehre desHan Fei, Wien, New York 1978
-B. Brentjes, Zum Problem des Humanismus und Menschenbild im Orient, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität, Jena 1972, S. 819ff.
-P.Terz, Menschenbild und Recht in den alten Hochkulturen: Eine universalhistorische und komparative Betrachtung, ISBN: 978-620-0-27129-7, Saarbrücken 2019, 223 S.(Vollständiger Titel: Menschen- und Gesellschaftsbilder sowie Rechts- und Gerechtigkeitsvorstellungen in den Schriftdokumenten der alten Hochkulturen, Eine komparative philosophiehistorische Untersuchung)

veröffentlicht von 2014 -20017 in Griechisch in Καθημερινή (Kathimerini) als Auseinandersetzung mit dem griechischen Theologen und Philosophen Christos Giannaras

aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und
Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht,  Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S.103 ff.

Interesse (Utilitarismus)

Interesse (Utilitarismus)
Orthodoxe Theologen und vor allem Kleriker der christlichen Orthodoxie (vor allem Russen und Griechen) starten abstrakt moralisierend, scharfe Angriffe gegen den Utilitarismus des Westens und vor allem der Protestanten, um die angebliche moralische “Überlegenheit” der mittelalterlichen byzantinischen Kultur, d. h. des Mystizismus und der Religiosität gegenüber der westlichen Kultur hervorzuheben (siehe in meinen Blog eine Studie über die byzantinische Kultur). Wir haben nicht die Absicht, den Westen und die Protestanten zu verteidigen, sondern uns systematisch und gründlich mit dem in der Tat immerwährenden, interessanten, aber etwas schwierigen Problem des Utilitarismus mit seinen Synonymen Interesse und Vorteil zu befassen. Der verehrte Herr Giannaras gibt uns erneut Anlass, eine zivilisierte und konstruktive Kritik zu üben. Wir werden nachweisen, dass die Inhalte dieser Begriffe tatsächlich aus dem Altgriechischen stammen. Gleichzeitig werden wir zeigen, wie wir den Wissensschatz unserer Vorfahren ohne zur Schau gestellte Anbetung und Ultranationalismus für wissenschaftliche Zwecke nutzen können. Der Westen trank und trinkt weiterhin aus der unerschöpflichen Quelle des antiken griechischen Geistes, während die modernen Griechen es vorziehen, von den Europäern und neuerdings auch von den Amerikanern zu lernen, was die antiken Philosophen gelehrt haben, anstatt ad fontes (zu den Quellen) zu gehen. Dies ist aus nationaler Sicht unwürdig. Und wenn sie die Quellen studieren, dann tun sie dies ausschließlich auf philologische oder linguistische Weise. Das heißt, seit der Zeit des bedeutenden Intellektuellen Korais (Κοραής) haben wir uns mit den antiken Hellenen vermittels des Westens beschäftigt, anstatt sie direkt und systematisch zu studieren und die notwendigen Schlüsse auch für unser heutiges Leben zu ziehen. Aber auch ein anderes, sehr unangenehmes Phänomen ist zu konstatieren, das in der Ignoranz oder, schlimmer noch, in der indirekten Ablehnung des antiken hellenischen Erbes und der Suche nach der Lösung für unsere gegenwärtigen Probleme im Mystizismus und Irrationalismus des byzantinischen Mittelalters liegt.
Die antiken hellenischen Philosophen und das Interesse
Von Anfang an war das Interesse mit dem Atomon (Individuum) verwoben. Der Redner Lysias (Lυσίας( hat dies deutlich gemacht: „Οτι ου περί πολιτείας εισίν αι προς αλλήλους διαφοραί, αλλά περί των ιδία συμφερόντων εκάστω“ (Δήμου καταλ. απολ.10 ):”"Die Meinungsverschiedenheiten unter den Menschen betreffen nicht das politische System, sondern das individuelle Interesse eines jeden”. Aus dieser Konzeption ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass das Wohl des Bürgers die Grundlage der Stadt war. Die Sophisten Antiphon (Αντιφών), Carneades (Καρνεάδης) und Protagoras (Πρωταγόρας) waren konkreter, was den Nutzen für den Einzelnen anging. Doch während Antiphon in erster Linie an das Individuum dachte, richtete Protagoras seine Aufmerksamkeit auf das Interesse der gesamten Gesellschaft. Das ist in der Tat erstaunlich, beeindruckend und auch bewegend für die heutigen Griechen, denn 2300 Jahre später ist genau derselbe Unterschied zwischen J. Bentham und John Mill gemacht worden. Das “allgemeine Interesse” wurde bereits von Demokrit (Δημόκριτος)und Epikur (Επίκουρος) aufgezeigt. Aristoteles (Αριστοτέλης) nannte es “το κοινόν καλόν” (“Das Gemeinwohl”) und Thomas von Aquin (Philosoph und Theologe) hat es übernommen und “commune bonum” genannt. Die sich entwickelnden gesellschaftlichen und politischen Notwendigkeiten haben nach und nach zu einer Verbindung von Interessen- und Vertragstheorie geführt, die für Wissenschaft und Praxis von großer Bedeutung war und ist. In der Mitte des 5. und am Ende des 4. Jh. v. Chr., als sich die Demokratie des Athener Stadtstaates auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung befand, begann eine systematische Beschäftigung mit anthropologischen Fragen und insbesondere mit dem Bild des Menschen. Das Atomon, sein Selbstbewusstsein und die Gleichheit der freien Bürger waren die Voraussetzungen für den Zusammenhalt der Gesellschaft und des Stadtstaates. Es wurde die philosophische und praktische Frage aufgeworfen, wie die dynamischen Beziehungen zwischen den Individuen untereinander sowie zwischen den Individuen und dem Stadtstaat funktionieren. Die Sophisten Antiphon und Protagoras waren die ersten, die die welthistorische Ansicht vertraten, dass die Gesellschaft durch einen Vertrag (Vertrag, Vereinbarung) zwischen den ursprünglich voneinander isolierten Individuen entsteht. Dies war der Ausgangspunkt für die Ausarbeitung einer ganzen Gesellschaftsvertragstheorie durch den ebenfalls anthropozentrisch, d.h. nicht theozentrisch denkenden Epikur. Auch Epikur hatte als Ausgangspunkt seiner Theorie die Vorstellung, dass die Gesellschaft in erster Linie aus miteinander verbundenen Individuen besteht, die durch Vereinbarungen auf der Grundlage gegenseitiger Interessen (Nutzen, Vorteil) und der Vermeidung von Gewalt eine große Einheit, die menschliche Gesellschaft, gebildet haben. Epikur hat die Theorie des Interesses nicht nur auf die Gesellschaft, die Stadt und die Gesetze angewandt, sondern auch auf die Freundschaft angewandt: “Jede Freundschaft wird als interessenorientiert gewählt. Aber das hat seinen Ursprung im Nutzen”); die bildenden Künste (“Gute Kunst ist eine Methode, die das schafft, was für das Leben nützlich ist”) und die wissenschaftliche Arbeit des Forschers (“Mit großer Aufrichtigkeit möchte ich als Forscher allen Menschen vermitteln, was für sie nützlich ist…”). Die Theorie des Interesses ist ein integraler Bestandteil des gesamten wissenschaftlichen Gebäudes von Epikur, das auf der Glückseligkeit und insbesondere auf dem Genuss basiert. Letzteres war für seine Gegner ein Grund, ihn zu verleumden, ohne zu berücksichtigen, was er mit “Eudaimonia” (“Ευδαιμινία”)und “Hedonismus” (“`Ηδονισμός”) meinte: “Es ist nicht möglich, lustvoll zu leben, ohne mit Vernunft, Anstand und Gerechtigkeit zu leben”. Tatsächlich hat Epikur möglicherweise den “geistigen Freuden” den Vorrang vor den materiellen Freuden gegeben.
Französische und englische Philosophen
Ich bitte die Leserinnen und Leser, den folgenden Text sehr aufmerksam zu lesen, denn er enthält den konzeptionellen und methodischen Schlüssel zum besseren Verständnis der theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen wichtiger Aspekte des gegenwärtigen Kulturkreises des Westens. Im 17./18. Jh. haben sich vor allem materialistische Philosophen unter anderen Vorzeichen mit dem Eudämonismus und der Frage des Utilitarismus beschäftigt. Der Franzose Holbach z.B. verwendete das Wort Nützlichkeit im Sinne des Beitrags eines jeden Menschen zum “Glück seiner Mitmenschen”, auch wenn “dies für seine eigene Eudaimonia notwendig ist”. Doch während er den Nutzen für die gesamte Gesellschaft bevorzugte, beschränkte Helvetius ihn auf den Egoismus des Einzelnen. Er hat die Vorstellung formuliert, dass das Interesse (“interet prive”) “das einzige Kriterium für das Handeln des Menschen” sei. Er gehört zu den ersten Philosophen, die das Interesse mit der Moral verbunden haben, indem er schrieb, dass moralische Meinungen Folgen der Wahrnehmungen des Interesses seien. Das Gegenteil von Helvetius hat der berühmte J.J. Rousseau vertreten (“contrat social”: “Gesellschaftsvertrag”): Das Interesse ist Teil der Natur des Menschen, aber es wäre möglich, es durch Erziehung zu einer Triebfeder für moralische Handlungen zu machen (“interet moral”, “amour de l ordre”), was die “volonte general” (allgemeiner Wille) als eine allgemeine psychologische Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft hervorbringen könnte. Während die Franzosen sich vor allem mit den philosophischen und moralischen Aspekten des Interesses befasst haben, hat der Engländer Jeremy Bentham etwas Originelles getan, indem er das Interesse mit der Ökonomie verbunden hat! International bekannt wurde er als Begründer des Hedonistischen Utilitarismus (Hedonistische Nützlichkeit). Nach dem Utilitarismus -Prinzip hängt die moralische Qualität menschlicher Handlungen davon ab, ob sie das Glück aller Individuen maximieren, die in irgendeiner Weise mit ihnen in Verbindung stehen (sehe sein Hauptwerk “An Introduction to the Principles of Morals and Legislation”).
Nach seinem Konzept des “Wohls des Ganzen” hängt dies von den Interessen der Bürger ab. Im Utilitarismus wird das menschliche Handeln theoretisch in dem Sinne interpretiert, dass das Erreichen des Nutzens das treibende Motiv seines Handelns ist. Auch John Mill hat zur Weiterentwicklung des englischen Utilitarismus beigetragen (z.B. in seiner berühmten Abhandlung “Utilitarianism”) und schreibt u.a.: “I would like to reiterate that the opponents of the Utilitarian Principle seldom acknowledge it”: Die Glückseligkeit, die für den utilitaristischen Moralisten das moralische Maß ist, ist nicht die Glückseligkeit des Handelnden selbst, sondern die aller, die gemeinsam handeln.” Ihre wichtigste Botschaft ist folgende: Es gibt keinen Widerspruch zwischen individueller und allgemeiner Glückseligkeit, d.h. das einzelne Individuum denkt natürlich an seine eigenen, aber gleichzeitig an den Nutzen für die ganze Gesellschaft. Gerade dieser entscheidender Aspekt wird seitens der allgemein moralisierenden Theologen und der Kleriker der christlichen Orthodoxie nicht berücksichtigt.
Bentham und Mill haben den englischen Utilitarismus begründet, von dem eine interessante Botschaft ausgeht: „ the greatest happines of the greatest number“ (“das größte Glück der größten Zahl”). Aber gerade durch diese theoretische Positionierung wurde der Liberalismus gerechtfertigt, demzufolge die Vergrößerung des Nutzens eines Einzelnen die Vergrößerung des Nutzens der gesamten Gesellschaft bewirken kann. Insbesondere Benthams Ansicht hat immer wieder zum Credo der verschiedenen Schulen des Realismus geführt. Bentham hätte sich nicht vorstellen können, dass seine Theorie unter völlig anderen Umständen (Globalisierung) zu dem teuflischen Neoliberalismus und den monströsen “Hedgefonds” verzerrt wurde, die die Wirtschaft vor allem der schwachen Länder zerstört haben. Es wäre jedoch falsch und unfair, daraus zu schließen, wie Herr Giannaras es tut, dass der gesamte Westen ausschließlich utilitaristisch denkt und keine moralischen Grundsätze hätte, und dass die orthodoxen Bevölkerungen der armen Länder eine “moralische Überlegenheit” besäßen.
Der vorliegende Text ist eine sehr kurze Zusammenfassung des folgenden Aufsatzes, der dem genialen Epikur gewidmet ist: Panos Terz, Interessentheorie. Eine Studie im Koordinatensystem von Philosophie, Epistemologie und Völkerrechtsphilosophie, In honorem philosophi Graeci, praestabilis Epicuri, in : Papel Politico, Pontificia Universidad Javeriana, Facultad de Sciencias Politicas y Relaciones Internacionales, 1/14/2009, pp. 223-272.
veröffentlicht von 2014 bis 2017 oft in Καθημερινή (Kathimerini) in Auseinandersetzung mit dem griechischen Theologen und Philosophen Christos Giannaras
aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht,

Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN:
978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S.107ff.

Werte und Meritokratie

Werte und Meritokratie, Meritokratie, Eine systematische Annäherung an das Thema
Das Konzept der Meritokratie in Verbindung mit Werten weist als komplexes Phänomen vor allem die folgenden Dimensionen auf: sprachliche, philosophische, historische, religiöse, ethnologische und politische.
1. Linguistische (etymologische und semantische Dimension)
Der Begriff der Meritokratie in der griechischen Sprache ist als Produkt der englischen Kultur lediglich eine Übersetzung des englischen Wortes meritocracy, das sich aus dem lateinischen (meritum) und dem griechischen Wort -kratia zusammensetzt (vgl. Handwörterbuch Englisch/ Deutsch, hrsg. von A. Neubert und E. Gröger, Leipzig, 1988, S.492). Meritum (vom Verb merere, mereo) bedeutet Leistung oder auch Verdienst und beschäftigte bereits Cicero. Aus einer Leistung erwächst die Forderung nach Anerkennung und Ehre durch die Gesellschaft (vgl. K. E. Georges, Handwörterbuch, Lateinisch-Deutsch, Leipzig 1890, S. 1574). Die wesentliche Bedeutung der Meritokratie liegt in der Macht der Tüchtigsten im Sinne der verdienstvollsten Menschen und sozialen Gruppen mit der besten Ausbildung und den größten Leistungen für die gesamte Gesellschaft (vgl. Duden, Das große Fremdwörterbuch, Mannheim, Leipzig u.a., S. 85), d.h. das höchste Kriterium für den verdienten Menschen ist seine spezifische Leistung. Normalerweise sollte die Studie an dieser Stelle abgeschlossen werden, aber eine Betrachtung des Verdienstes ist meines Erachtens notwendig, um besser zu verstehen, warum der Begriff der Meritokratie in England geprägt worden ist, während er in den linguistischen Wörterbüchern der neulateinischen (romanischen) Sprachen (Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch), d.h. des europäischen Südens, auch heute noch expressis verbis nicht erwähnt wird.
2.Philosophische Dimension
Wert (value, valeur, valor, valore) ist ein besonderer Aspekt der Beziehung zwischen dem Subjekt (Mensch) in seiner Eigenschaft als soziales Wesen und dem Objekt (Natur, Gesellschaft), in dem die Bedeutung des Objekts für das Leben des Menschen insgesamt und insbesondere für sein materielles und geistiges Leben deutlich wird. Auf diese Weise werden Ideale bzw. Prinzipien und Regeln geschaffen, die für die Grundordnung des menschlichen Verhaltens eine entscheidende Rolle spielen. Im Großen und Ganzen lassen sich die folgenden Wertkategorien unterscheiden: moralische, soziale, politische, nationale, religiöse, kulturelle und ästhetische Werte.
3. Historische Dimension
Jedes soziale System hatte seine eigenen Werte, und darüber hinaus unterschieden sich die Werte zwischen den sozialen Klassen und Schichten innerhalb desselben Systems weiter. Dies lässt sich an den Auffassungen führender Philosophen in fortgeschrittenen Gesellschaften wie der athenischen ablesen. Während z.B. Platon als Vertreter der Sklavenhalterklasse sehr idealistisch an allgemeinen Werten “an sich” interessiert war, war der Materialist und Demokrat Demokrit konkreter, während die zynischen Philosophen als Vertreter des antiken “Proletariats” sich vor allem mit den praktischen und materiellen Bedürfnissen der ärmeren Gesellschaftsschichten beschäftigten. Sie betrachteten Arbeit als den höchsten Wert! Die aufstrebende Bourgeoisie hat nahezu universelle Werte proklamiert, z. B. Liberte, Egalite, Fraternite (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), aber in Wirklichkeit war für sie das Eigentum das Höchste (“sacree”: “heilige”) soziale und politische Wert, während die Proletarier 100 Jahre später durch die “Commune de Paris” (“Pariser Kommune”) vergeblich versuchten, ihren eigenen höchsten Wert, die soziale Gerechtigkeit, zu verwirklichen, die von der “Großen Sozialistischen Oktoberrevolution” 1917 angestrebt wurde, aber schließlich verschwand das kommunistische sozio-politische System und mit ihm seine utopischen Werte und sein Voluntarismus für immer. Die bürgerliche Revolution in Frankreich (1789) hat den citoyen (Bürger) geformt, der von sich aus den Zusammenhang seiner Rechte und Pflichten erkennt und daher ein soziales, staatliches und rechtliches Bewusstsein besitzt. Auch das Unternehmertum ist ein Produkt der bürgerlichen Revolution. In den Balkanländern hat es solche Entwicklungen jedoch nicht gegeben, was enorme negative Auswirkungen hat.
4. Religiöse Dimension
Ausnahmslos alle Weltreligionen haben seit jeher wichtige Werte verkündet, die sich positiv auf den Menschen auswirken. Die orthodoxe christliche Religion zum Beispiel lehrt so entscheidende Werte wie Nächstenliebe (“Liebe deinen Nächsten wie dich selbst”), Solidarität und Mitgefühl. Die Realität war und ist allerdings ganz anders, zum Teil sogar konträr. Der Protestantismus als praktische christliche Religion des gesunden Menschenverstandes und ohne Sentimentalität und Mystik hat auch etwas von größter Wichtigkeit etabliert, nämlich die Liebe zur Arbeit (Fleiß) als moralischen Wert von höchstem Rang eines jeden Gläubigen: Luther: Ein gläubiger Christ hat die heilige Pflicht, fleißig zu sein, oder ein guter Christ darf nicht faul sein. Dies ist zweifellos von weltgeschichtlicher Bedeutung, denn sie wurde von fast halb Europa, Nordamerika und Australien angenommen und praktiziert und hat Eingang in das politische Leben, die Literatur und die europäische Philosophie gefunden. Um ein paar Beispiele zu nennen: Deutscher idealistischer Philosoph J.G. Fichte (18./19. Jahrhundert): Arbeit ist “Selbstverwirklichung” des Menschen. Karl Marx: “Die Arbeit ist die Sonne, um die sich alles, Mensch und Gesellschaft, dreht”. Aber er hat nie in seinem Beruf gearbeitet! August Bebel: “Die Strahlen der Sonne lassen die Früchte unserer Arbeit reifen”. Der evangelische Dichter Georg Maurer: Arbeit ist die “Selbstbegegnung” des Menschen. Es ist kein Zufall, dass der größte Soziologe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Max Weber, die Entstehung des Kapitalismus indirekt mit der protestantischen Arbeitsethik in Verbindung gebracht hat (z. B. in seinem international bekannten Buch “Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus”). Calvinus (16. Jahrhundert) fügte die folgenden Gedanken hinzu, die einen bedeutenden Einfluss auf den Handelskapitalismus der Niederlande und später auf den Industriekapitalismus (Industrielle Revolution) Englands hatten: α) Es ist möglich, das Reich Gottes auf der Erde zu errichten. b) Auf jeden Fall werden nur die Fleißigen in den Himmel kommen, und zwar vor allem diejenigen, die Leistungen erbringen und vor allem Gewinn erzielen. Die Erzielung von Gewinn gilt für jeden (calvinistischen) Protestanten als höchster Wert und Grundsatz. Schon die alten Römer sagten: “Salve lucrum”: “Es lebe der Gewinn”. Solche Gläubigen stehen bereits an der Schwelle zum Himmel. Das heißt, dass alle faulen und erfolglosen Gläubigen in die Hölle kommen werden. Zwei weitere Religionen haben ebenfalls den Fleiß als einen höheren religiösen Wert anerkannt, nämlich der Konfuzianismus und die Sikhs in Nordindien.
5. Ethnologische Dimension
Hier richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Mentalität einiger Völker, die sich in einem langen Prozess entwickelt hat (siehe in meinem Blog die Studie “Deutsche und Griechen, Mentalität, Eine komparative Studie”). Klima, Lebensbedingungen, Tradition, Religion usw. haben zur Bildung der Mentalität beigetragen. Es ist natürlich nicht notwendig, hier alle entscheidenden Merkmale zu nennen, sondern nur diejenigen, die für unser Thema unmittelbar relevant sind. Zwei Grundzüge des modernen Griechen sind der Lebensgenuss im Sinne des Eudaimonismus und Hedonismus, der in der Zeit nach der Unabhängigkeit monströse Formen und Dimensionen angenommen hat, und das Prinzip der geringen Anstrengung, ein diplomatischer Ausdruck für Faulheit. Beides ist das genaue Gegenteil der oben genannten protestantischen Grundsätze. Die anderen Völker Südeuropas haben im Wesentlichen ähnliche Lebensvorstellungen. Es ist sicher kein Zufall, dass in unseren Sprachen die Ausdrücke “Liebe zur Arbeit” und “Leistungsprinzip” fehlen, die die Grundlage der Leistungsgesellschaft bilden. Im Allgemeinen werden auch vage moralische Werte genannt, wie z. B. geistige Vitalität, Fröhlichkeit, Selbstvertrauen, Mut und Tapferkeit (siehe Benselers Wörterbuch Griechisch-Deutsch, Leipzig 1981, S.78). In den protestantischen Ländern werden die beiden Grundprinzipien des Protestantismus auch heute noch gelebt, ebenso wie andere Werte wie Gesetzestreue, Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein und der Vorrang der Interessen des Ganzen vor den Interessen des Einzelnen (Gemeinwohl). Der Konfuzianismus betont unter anderem besonders Fleiß, Disziplin und Wettbewerbsfähigkeit als treibende Kräfte für den Erfolg in der Gesellschaft. Das heißt, die wirtschaftlichen und sonstigen Erfolge von China, Japan, Südkorea, Taiwan und inzwischen auch Vietnam, also in den Ländern mit konfuzianischer Tradition haben starke ethnologische, religiöse und traditionelle Grundlagen.
6. Ethnische Dimension
Seit dem 19. Jahrhundert betrachten wir den Patriotismus (Philopatria), der auf einem gesunden Nationalbewusstsein beruht, als einen hohen Wert, weil er eng mit der Existenz der Nation verwoben ist. Aber aus der Philopatria leiten sich Verpflichtungen gegenüber dem Vaterland als Ganzes ab, während der verbale und billige Patriotismus der Mehrheit der Griechen etwas Verachtenswertes ist (siehe in meinem Blog den Artikel “Patriotismus, Philopatria”). Der echte Patriort erkennt das Wechselverhältnis von Rechten und Pflichten, was jedoch den meisten Griechen ein Buch mit sieben Siegeln ist
7.Politische Dimension
Was die Werte in Griechenland betrifft, so herrschten dort fast normale Verhältnisse. Doch Anfang der 1980er- ahre begann ein allmählicher Verfall und eine Zerstörung der traditionellen Werte auf allen Ebenen. Was geschehen ist, hat die Dimension eines großen moralischen, nationalen und sozialen Verbrechens angenommen, denn es ist noch schlimmer als die wirtschaftliche Katastrophe. Es stellt sich die Frage, mit welchen Politikern und mit welchen Menschen die Erneuerung Griechenlands auf neuen gesunden Grundlagen erreicht werden kann, wenn die größten Werte fehlen? Auf der Grundlage des “Gesellschaftsvertrags” a la grec ist das griechische Volk negativ beeinflusst worden (siehe in meinem Blog den Artikel “Gesellschaftsvertrag des gegenseitigen Korrumpierens”). Natürlich gibt es ein paar Ausnahmen, aber der moralische Niedergang ist so groß, dass die Politiker der alten Parteien ohne Scham aus kleinlichen Parteiinteressen die Fehler der Vergangenheit wiederholen, indem sie 2012einen völlig ungeeigneten Politiker alten Stils in die Weltbank schickten, der weder Dynamik, noch Fähigkeiten, noch Durchhaltevermögen, noch Intellektualität ausstrahlt, obwohl er zeitweise Minister der PASOK war. Vor einigen Wochen hat die Neue Demokratie ähnliche Fehler begangen, indem sie inkompetente Rentner in wichtige Positionen berufen hat, natürlich mit fetten Gehältern. Diese Phänomene sind für die im Ausland lebenden Griechen, die in leistungsorientierten Gesellschaften leben, unverständlich, unvorstellbar, widerlich und beschämend.
Es wird sicherlich neue Politiker oder Technokraten geben, die weitaus bessere Aussichten und Möglichkeiten für eine solch herausragende Position mit entsprechendem Gehalt haben. Was geschehen ist, ist eine Hybris im Sinne der antiken griechischen Tragödien, sodass es nicht lange dauern wird, bis die verantwortlichen Politiker zur Rechenschaft gezogen werden.
Schlussfolgerungen
α) In der Geschichte, der Tradition und der Gesellschaft Griechenlands fehlen seit 200 Jahren die notwendigen Voraussetzungen für eine wirkliche, d.h. nicht nur verbale Meritokratie. Noch schlimmer: Es gibt keine meritokratische, sondern eine faulokratische, kleptokratische, teilweise sogar pseudomeritokratische politische Tradition. Als die britische Regierung in den 1830er Jahren Admiral Gordon fragte, was er von griechischen Politikern halte, die ein Darlehen von England erhalten wollten, gab er die folgende hochinteressante und vielsagende Antwort: Mit Ausnahme des Ministerpräsidenten Zaimis, sind alle anderen Lügner und Diebe. Das Schicksal des Darlehens hat seine Einschätzung bestätigt.
b) Die Positionierung im Namen der Regierung von Mr. Papoutsis in der Weltbank und die Ernennung nutzloser ehemaliger Politiker in wichtige Positionen ist nach modernen griechischen Maßstäben (Zerstörung der Werte) normal,aber sie steht im Widerspruch zu den Werten des fortgeschrittenen Europas (siehe in meinem Blog den Artikel “Europa, Nord-Süd, Geschichte, Vergleich”). c) Auf diese Weise wird bekräftigt, dass Griechenland kulturell nicht zu dem entwickelten Europa, sondern auf dem ewig rückständigen Balkan und teilweise sogar zum Nahen Osten gehört, wo es weder das Individuum noch den bewussten Bürger (citoyen) gibt, daher gedeihen Bürokratie, Egoismus, Familienherrschaft, Korruption, Anarchokratie und Faulokratie, teilweise sogar Kleptokratie (siehe in meinem Blog die Artikel “Korruption, Südeuropa” und “Griechenland, Ost, West”., und “Junger Grieche, Balkan-Ostländer”). Bemerkung: Was ich über Griechenland schreibe, gilt für alle Balkanländer.
veröffentlicht von 2013 bis 2016 oft in Kathimerini (Καθημερινή) und in Vima (Βήμα)
aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S. 95

Mensch, Individuum, Bürger, Anthropozentrismus, Individualismus, Individuum und Gesellschaft, Bürger und Staat

Mensch, Individuum, Bürger, Anthropozentrismus, Individualismus, Individuum und Gesellschaft, Bürger und Staat
A) Ausgangspunkt und Grundlage für die Formulierung einer einheitlichen Betrachtungsweise ist die Sicht des Menschen als genus humanum (menschliche Gattung) mit ihren konstituierenden Elementen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen weist der Mensch die folgenden grundlegenden Erscheinungsformen auf:
α) Der Mensch ist in erster Linie ein biologisches Wesen. Obwohl dies eine Selbstverständlichkeit ist, hat der Marxismus in den ehemaligen “sozialistischen” Ländern bis Ende der 1970er-Jahre diese menschliche Eigenschaft mit folgenden Argumenten abgelehnt: (1) Die menschliche Kriminalität im Kapitalismus hat ausschließlich soziale Wurzeln. Da aber auch im “Sozialismus” Kriminalität festgestellt wurde, und zwar nicht wenig, war der Staat gezwungen, alle Beweise für Kriminalität zu Staatsgeheimnissen zu erklären! (2) Auch die Kriege wurden ausschließlich durch den Kapitalismus verursacht, aber in Wirklichkeit gab es Kriege zwischen sozialistischen Ländern (z.B. zwischen China und Vietnam und heftige Kämpfe an der Grenze zwischen der damaligen Sowjetunion und China in der Nähe des Amur-Flusses). Das war eine unvorstellbare Heuchelei auf höchster staatlicher Ebene, obwohl die Kommunisten das Monopol auf absolute Wahrheit und Moral für sich beanspruchten. Die Neuronen gehören durch das Gehirn zu der biologischen Manifestation des Menschen und bilden als Ganzes ein ontologisches System durch Billionen von Synapsen von maximaler Mobilität. Das Gehirn als Ganzes ist die komplexeste, komplizierteste und vollkommenste Schöpfung der ewigen Energie oder Kraft, auf der sowohl das Universum als auch der Mensch beruhen. Im Gehirn des Menschen, und nicht in einem anderen Organ des menschlichen Körpers, werden sowohl das rationale Denken als auch die Gefühle, einschließlich der Glaube, geboren. Aber der Glaube als Produkt des menschlichen Gehirns unterliegt Einflüssen sozialer, politischer und kultureller Art.
b) Der Mensch ist ein soziales Wesen, zwischen dem und der Gesellschaft eine dialektische Wechselwirkung besteht. Der Marxismus erkennt diesen Aspekt als den vorherrschenden an und betont die wirtschaftliche Dimension stark und einseitig.
c) Der Mensch ist ein politisches Wesen (Aristoteles: “zon politikon”, (ζώον πολιτικόν”), zwischen dem in seiner Eigenschaft als Individuum einerseits und als Staatsbürger andererseits zumindest theoretisch dialektische Wechselbeziehungen bestehen.
d) Der Mensch ist ein kulturelles Wesen, was bedeutet, dass Kultur als etwas absolut Notwendiges zu seinem Leben gehört. Die vorgenannten Erscheinungsformen des Menschen bilden im Lichte der Systemtheorie ein kognitives System, dessen Elemente eng miteinander verbunden sind (jedes mit allen anderen). Auf diese Weise entsteht ein qualitativ höheres Gebilde, das eine große Dynamik entwickelt, was bedeutet, dass mit der Zeit allmählich Wandlungen stattfinden, die einer bestimmten Form des Evolutionsgesetzes entsprechen. Das bedeutet insbesondere, dass das menschliche Gehirn mit seinen 100 Milliarden Neuronen und zwei Billionen Synapsen in seiner Gesamtheit als zentrales Organ des Menschen in seiner Eigenschaft als biopsychologisches Wesen dynamische Wechselbeziehungen mit den anderen Erscheinungsformen des Menschen unterhält. Andere Ausdrücke wie homo economicus (der ökonomische Mensch: der Mensch, der in erster Linie an die Wirtschaft denkt), homo consumens (der Mensch, der vor allem an den Konsum denkt, wie z. B. das primitive Konsumverhalten) und homo violens (der gewalttätige Mensch) sind eher journalistisch, allenfalls soziologisch, haben aber noch nicht die Qualität von wissenschaftlichen Begriffen (termini scientifici) erreicht.
B) Anthropozentrismus, Atomozentrismus, Individualität, Individualismus, Egoismus
Der Ansatz ist philosophisch und basiert auf dem Menschenbild des westlichen Kulturkreises, das eng mit den individuellen (subjektiven) Rechten des Menschen verwoben ist. Der Ansatz kann nicht theologisch sein, obwohl er bekannt ist, denn es gibt viele Religionen mit ihrer jeweiligen Theologie und ihrem jeweiligen Menschenbild. Der Anthropozentrismus wurde im alten Griechenland entwickelt. Der Sophist Protagoras (Πρωταγόρας) hat den folgenden weltgeschichtlichen Satz formuliert: „Πάντων χρημάτων μέτρον εστίν άνθρωπος“.
Man könnte diesen berühmten Satz wie folgt interpretieren:
(1) Ersetzung des theozentrischen durch ein anthropozentrisches System.
(2) Der Mensch ist ein aktives Wesen, das seine soziale und physische Umwelt verändert.
(3) Es besteht eine Wechselwirkung zwischen der Umwelt und dem Menschen.
(4) Der Mensch erobert seine Umwelt und entwickelt sich im Verhältnis zu ihr weiter.
(5) Der Mensch ist der Maßstab, an dem Gesellschaft, Regeln, Gesetze und Sitten gemessen werden.
(6) Das Zitat drückt eine kritische Haltung gegenüber der Religion aus.
(7) Es wird klargestellt, dass die rechtlichen Regeln des Staates und die moralischen Regeln der Gesellschaft relativ sind. Der stoische Philosoph Poseidon (Ποσειδών) ging noch weiter: “So wie unser Körper aufrecht und zum Himmel aufrichtet, so ist es auch unser Geist, der betrachten kann, was er will; die Natur hat ihn so geschaffen, dass er dasselbe will wie die Götter, sofern er seine Kräfte einsetzt…” ( meine Übersetzung aus dem Altgriechischen).
Diese für seine Zeit revolutionäre Auffassung könnte folgendermaßen interpretiert werden:
(1) Kriecht nicht wie die Tiere, sondern geht mit erhobenem Kopf. Dies kommt in dem Begriff anthropos (Mensch, άνθρωπος: άνω θρώσκω όπωπα: nach oben schauen) deutlich zum Ausdruck.
(2) Verhaltet Euch mit Würde und Selbstvertrauen.
(3) Erlaubt niemandem, Euch zu beleidigen und zu demütigen.
(4) Lasst Euch nicht unterdrücken.
(5) Fordert und verteidigt Euere Rechte.
(6) Seid Euch der eigenen Stärke und der eigenen Entwicklungsmöglichkeit bewusst. (7) Verteidigt Euere Selbstbestimmung (Autonomie). Erlaubt niemals Fremdbestimmung durch andere, weder durch Götter noch durch Menschen. Meine Studenten (Studenten, Doktoranden) aus islamischen Ländern waren erschrocken, als sie solche “Blasphemien” im Rahmen einer speziellen Universitätsvorlesung hörten. Sie teilten mir mit, dass Protagoras und Poseidon, wenn sie in einem islamischen Land gelebt hätten, hätte man sie sofort enthauptet. Dies ist der große kulturelle Unterschied zwischen dem westlichen Kulturkreis einerseits und dem islamischen Kulturkreis (Theozentrismus und teilweise Theokratie) andererseits.
Der römische Dichter Lucretius Carus lobt in seinem philosophischen Gedicht “De rerum natura” (“Von der Natur der Dinge”) den forschenden Geist des Menschen: “Unten kroch vor den Augen aller das entehrte menschliche Leben, verkrüppelt durch die Last der Religion, die vom Himmel herab ihr schreckliches Gesicht zeigte und die Sterblichen bedrohte. Dann, als erster ein Grieche, wagte er es, seine Augen darauf zu richten und ihm zu widerstehen. Weder die Mythen der Götter, noch die Donnerschläge, noch das bedrohliche Rauschen des Himmels hielten ihn auf. Sie stärkten kaum den Mut seiner Seele, und er durchwanderte das weite Universum in Gedanken und im Geist. Und er kam siegreich zu uns zurück, um uns zu sagen, was möglich ist und was nicht. Und ferner, dass die Finsternis des Geistes nicht durch die Strahlen der Sonne, noch durch die hellen Pfeile des Tages zerstreut werden, sondern durch die Betrachtung der Natur und den Logos”(meine Übersetzung aus dem Lateinischen). Der Anthropozentrismus hat im fortgeschrittenen Europa das Individuum und den Bürger, die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit hervorgebracht. Aber im Allgemeinen ist der Mensch nicht ausschließlich ein “homo homini lupus”(“der Mensch ist für den Menschen ein Wolf,” Demophilos (Δημόφιλος), Plautus), auch nicht ausschließlich “homo res sacra homini” (“der Mensch ist für den Menschen etwas Heiliges”, Seneca). Hier gilt der Grundsatz der Mitte (Μεσότης) des Aristoteles, den die Römer in “aurea mediocritas” (“Goldener Mittelschnitt”) nannten.
C) Atomon, Individualität
Der Begriff Individuum wurde von dem italienischen Philosophen und Theologen Thoma von Aquin (Aquinas, 13. Jahrhundert) geprägt. Er ist die wörtliche Übersetzung des griechischen Begriffes Atomon (Unteilbares).
Die prägenden Merkmale des modernen Individuums sind heute die folgenden: Autonomie, eigener Wille, Entscheidungsfreiheit, Würde, Selbstvertrauen, Selbstachtung, Selbsterkenntnis, Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein (andere sind nicht schuld am eigenen Versagen), Gesellschaftsbewusstsein.  Genau dieses Individuum war und ist noch in der Gegenwart die conditio sine qua non Voraussetzung und Grundlage für den modernen Bürger (citoyen), ein Produkt der europäischen Aufklärung und insbesondere der französischen bürgerlichen Revolution.
Die Individualität eines Menschen kommt in seiner Persönlichkeit und in seiner Besonderheit zum Ausdruck. Die europäischen Historiker sind fast einhellig der Ansicht, dass die Individualität der alten Hellenen eines der “Geheimnisse” ihrer welthistorischen vielfältigen Errungenschaften war. Dies gilt auch für die Gegenwart: Die Individualität (nicht Individualismus) ist eine der entscheidenden Voraussetzungen für die große Kreativität der Wissenschaftler des westlichen Kulturkreises bei der Verwirklichung der dritten großen Revolution der Produktivkräfte in der Menschheitsgeschichte(z.B. die atemberaubenden Leistungen vorwiegend der amerikanischen Forscher auf dem Gebiet der Hochtechnologien). Die Individualität wird von ihren Gegnern, hauptsächlich vom Katholizismus und von der Orthodoxie, absichtlich mit dem Individualismus verwechselt, der ein negatives Phänomen ist, weil er den absoluten Vorrang des Individuums vor der Gesellschaft akzeptiert. Dies wurde bereits in der römischen Komödie “Andria” von Terentius erwähnt: “Proximus sum egomet mihi” (“Jeder denkt nur an sich selbst”), sowie in Sophokles’ Ajax und Euripides’ Medea. Eine besondere Ausprägung des Individualismus ist der Egoismus, der vor allem die Durchsetzung der eigenen Interessen mit legitimen oder illegitimen Mitteln, auch gegen die Mitmenschen, bedeutet. Im Laufe der Zeit wurde der Individualismus durch die Wechselwirkung von Rechten und Pflichten des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft und dem Staat eng mit der Gesellschaft verbunden. Demokrit (Δημόκριτος), der Begründer des antiken hellenischen Materialismus und philosophischer Gegner Platons, hat diesen Zusammenhang bereits unterstrichen. Individualität ist etwas ganz anderes als Individualismus, der in Wirklichkeit Egoismus ist. Täglich (2.2.20)
D) Individuum und Gesellschaft, Bürger und Staat
1. Antike griechische Philosophen
Nach den großen Reformen von Kleisthenes (Ende des 6. JH. v.Chr.) und der Demokratisierung des politischen Lebens in Athen wurde die Polis (Πόλις, Stadtstaat) zu einem Zentrum der Ansichten über soziale und moralische Werte. Das demokratische Gemeinwesen wollte ein Bewusstsein für das Ganze schaffen und verlangte daher von jedem Bürger als Tugend den Nutzen für das Gemeinwesen. Dieses gesellschaftliche Nützlichkeitsprinzip ist das entscheidende Kriterium für die Bewertung eines jeden Bürgers und nicht mehr seine Herkunft. Das war unbestritten revolutionär.
Auf diese Weise entstand allmählich das Modell des demokratischen Bürgers, der das Bewusstsein der Verantwortung für das gesellschaftliche Ganze besaß. Jeder Bürger betrachtete sich als Teil eines einzigen Organismus, nämlich der Polis. Im Allgemeinen bestand ein Gleichgewicht zwischen den Interessen der Allgemeinheit und den wirtschaftlichen Interessen des Einzelnen.
Die Sophisten waren die Ersten, die das Interesse des Ganzen als ein besonderes moralisches Prinzip für jeden Bürger betrachteten. Die kynischen Philosophen, als Vertreter der unteren sozialen Schichten, waren in der Lage, die bestehenden Klassenwidersprüche zu erkennen und versuchten, eine wirkliche soziale Befreiung der Menschen zu erreichen. Vor allem Epikur (Επίκουρος) und die kynischen Philosophen betrachteten in der Zeit der Krise der Stadt den Menschen als ein individualistisches Wesen. Epikur vertrat die Ansicht, dass es so etwas wie eine Gesellschaft nicht gibt, sodass jeder für sich selbst sorgen muss und formulierte den berühmt-berüchtigten Satz “λάθα βιώσας” (“latha wiosas”: “lebe im Verborgenen”, d.h., kümmert Dich nicht um die Gesellschaft und die anderen Menschen.) Dies bedeutete jedoch eine Ablehnung der Teilnahme am sozialen und politischen Leben der Polis und stand im Widerspruch zum idealen Modell des Polisbürgers. Mit anderen Worten: Der Mensch war seiner Meinung nach kein “zoon politikon” (Aristoteles), sondern ein Wesen mit egoistischen Tendenzen. Epikur hat die individuelle Lehre des Demokrits auf die sozialen Beziehungen übertragen. Er betrachtete Demokrits atomon als ein Bild des einzelnen Menschen in der Gesellschaft mit dem Selbstbewusstsein des Einen und Besonderen. Individualismus und Egoismus waren für Epikur die Hauptantriebskraft für das Handeln eines jeden Menschen. Genau 2300 Jahre vor dem Schweizer Philosophen J.J.Rousseau (“contrat social”: “Gesellschaftsvertrag”) hat Epikur die Theorie de Syntheke ( Συνθήκη, Vertrag) in der Gesellschaft, also den Gesellschaftsvertrag aufgestellt. Er hat die bestehenden sozialen und Klassenprobleme erkannt und war deswegen völlig verzweifelt. Aber er ist noch nicht so weit gegangen, um die konsequentere Schlussfolgerung zu ziehen, nämlich die Veränderung des sozialen und politischen Status quo durch den Kampf. Er zog stattdessen die Verwirklichung der “individuellen Glückseligkeit” in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten vor. Die theoretische Prämisse für Epikur war die Autonomie des Individuums als souveränes moralisches Prinzip.
Der Individualismus der Vertreter des antiken “Proletariats”, der kynischen Philosophen, war stärker, weil er tief in der Gesellschaft verwurzelt war. Im 4. Jahrhundert vollzog sich durch die Verschärfung der Unterschiede zwischen den reichen und den armen Bürgern ein Wandel der sozialen und politischen Beziehungen. Dieser Wandel führte zu neuen philosophischen Positionen, wie etwa der Ersetzung des Begriffs Bürger durch den Begriff Mensch. Die kynischen Philosophen versuchten, die Mitglieder der Polis dazu zu bewegen, durch Bildung und Selbsterziehung eine individualistische Bewusstseinsveränderung zu erreichen. Sie haben mit einem zynischen Individualismus bewusst ein Gegengewicht zum vorherrschenden Prinzip des Allgemeinwohls geschaffen, das für die unteren sozialen Schichten bereits an Wert verloren hat. Doch die kynischen Philosophen sahen nicht die Gesellschaft, sondern den Staat als Feind, verteidigten die Rechte und die Individualität ihrer Persönlichkeiten gegen den Staat und forderten die Befreiung von Gesetzen, Pflichten, Sitten, Bedrängnissen, religiösen Funktionen und Traditionen. So wurde die städtische Gesellschaft in die normale “Bürgergesellschaft” und die Gemeinschaft der Armen als kollektive soziale Kraft aufgeteilt. Allmählich reifte das Bewusstsein für den Wert des Einzelnen, aber es gab keine Organisation für arme Menschen, die ihre Rechte einfordern konnten. So haben sie ein psychologisches Mittel erfunden, nämlich den Individualismus. Politisch gesehen handelte es sich um eine Protestbewegung, die im 18. Jahrhundert einen großen Einfluss auf die europäischen Konzepte der Menschenrechte hatte. Noch heute kann man in modernen Verfassungen Gedanken der kynischen Philosophen erkennen, die vom Establishment verleumdet wurden, daher der beleidigende Name Kynische Philosophen (Hundephilosophen von Κυν: Hund).
2. Europäische Philosophen
Gerade diese individualistische Ethik Epikurs hatte im 18. Jahrhundert großen Einfluss auf die bürgerliche Aufklärung in England und Frankreich und (Hobbes, Hutcheson, Hume, Rousseau, La Mettrie, Helvetius, Holbach). Ihnen gefiel vor allem Epikurs Auffassung, dass der Egoismus die stärkste Triebkraft des Menschen sei, sie versuchten aber, ihn für die Gesellschaft nützlich zu machen.
Die beiden wichtigsten Vertreter des englischen Utilitarismus J. Bentham und J. Mill versuchten, auf der Basis des individualistischen Hedonismus einen sozialen Eudaimonismus (“das größte Glück für die größte Zahl”) zu etablieren, d.h. durch individualistischen Hedonismus möglichst viele Mitglieder der Gesellschaft glücklich zu machen.
E) Bürger und Staat
Das Individuum mit den bereits erwähnten Charakteristika sind seit der Bürgerlichen Französischen Revolution 1789 die unabdingbare Voraussetzung für den citoyen(Bürger), der folgende essenzielle prägende Merkmale aufweist: Staatsbewusstsein, Rechtsbewusstsein, Steuerbewusstsein, Umweltbewusstsein, Gemeinwohl und Anerkennung des dialektischen Wechselverhältnisses von Rechten und Pflichten.
Nach jahrelangen Untersuchungen konnte ich jedoch feststellen, dass solche Bürger in erster Linie in den Staaten mit protestantischer Tradition leben. Umsonst könnte man nach ihnen hingegen in Ländern mit der christlich- orthodoxer Tradition suchen. Dieser Unterschied ist der eigentliche Grund für die nicht zu übersehenden Probleme innerhalb der Europäischen Union.
Literatur-Quellen
-Αριστοτέλης, Ηθικά Νικομάχεια, Θεσσαλονίκη 2000
-Der Mensch als Maß der Dinge, hrsg. von H. Müller, Akademie der Wissenschaften, Berlin1976
-J.-P. Vernant, Der Mensch der griechischen Antike, Frankfrt/aM.1996
-W.Jaeger, Paideia, Die Formung des griechischen Menschen, Berlin1954
A. GIardina (Edit.), L, Uomo Romano, Rom 1989
A. Gurjewitsch, Das Individuum im europäischen Mittelalter, München 1934
-J. Le Goff (Hrsg.), Der Mensch des Mittelalters, Frankfurt a.M.,1996
-E.Garin (Hrsg.), Der Mensch der Rennaissance, Essen 2004
-F. Furet,Der Mensch der Romantik, Essen 2004
-M. MacDnald,DEin Gehirn, Ein Missing Manual,Handbuch, Köln 2008
-Στέλιου Ράμφου, Ο Καημός του Ενός (Die Wehmut des Einzelnen), Αθήνα  2000. In diesem beeindruckenden Werk (400 S.) gelingt es dem Philosophen Stelios Ramfos als Einzigem, in das punctum quaestionis des Menschenbildes der christlichen Orthodoxie einzudringen. Mir hat er geholfen, den orthodoxen Christen, in erster Linie, den Griechen und den Russen, besser zu verstehen. Ihm gebührt dafür Dank.
-Panos Terz, Die internationale Rechtssubjektivität des Individuums im Kontext der Verwirklichung von Individualrechten. Zur Begriffsbestimmung der Menschenrechte, in: “Menschenrechte in unserer Zeit”, Konferenz der Universitäten Amsterdam und Leipzig, Juristische Fakultäten, (1.2.89) Kluwer, Deventer 1990, S. 236- 242. Hierin zum ersten Mal die Interpretation der Zitate von Protagoras und Poseidonios.
-P.Terz, Menschenbild und Recht in den alten Hochkulturen: Eine universalhistorische und komparative Betrachtung, ISBN: 978-620-0-27129-7, Saarbrücken 2019, 223 S.(Vollständiger Titel: Menschen- und Gesellschaftsbilder sowie Rechts- und Gerechtigkeitsvorstellungen in den Schriftdokumenten der alten Hochkulturen, Eine komparative philosophiehistorische Untersuchung)
veröffentlicht in Griechisch in Kαθημερινή (Kathimerini) von 2012 – 2017 als Auseinnandersetzung mitdem griechischen Theologen und Philosophen Christos Giannaras
aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Erster Band ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 S., hier S.113 ff., Griechisch.

Freiheit im Lichte der Philosophie,der Ideengeschichte, der Politikwissenschaft, der Soziologie und des Rechts

Freiheit im Lichte der Philosophie, der Ideengeschichte, der Politikwissenschaft, der Soziologie und des Rechts

Die Komplexität des Themas erfordert eine systematische Herangehensweise, da sonst die Gefahr besteht, in Dutzende von Themen abzudriften. Ich beabsichtige nicht, im Folgenden alle zahlreichen Meinungen aufzuführen, die in der Vergangenheit zum Thema Freiheit geäußert wurden, sondern nur die wichtigsten Richtungen in Theorie und Praxis.
Im Lichte der Philosophie
Freiheit bedeutet im Allgemeinen vor allem das Verhältnis des Menschen zur objektiven Notwendigkeit (Gesetzmäßigkeit) in Natur und Gesellschaft und insbesondere den Grad und die Qualität des Wissens darüber und seiner Anwendung. Um dieses Ziel zu erreichen, sind vor allem wirtschaftliche, politische, rechtliche und ideologische Voraussetzungen erforderlich. Nach den vorherrschenden philosophischen und politischen Wissenschaften in Europa wird die folgende Unterscheidung getroffen: α) Negative Freiheit, das heißt Freiheit von etwas: die Abwesenheit von Zwang und Unterdrückung von außen, vor allem durch Staat, Gesellschaft und andere Individuen, und Handlungsfreiheit, nach I. Kant “politische Selbstbestimmung”, nach Hegel ohne Unterdrückung, aber durchaus “Einsicht in die Notwendigkeit”). b) Positive Freiheit, die Freiheit für etwas bedeutet: Durch die von der Gesellschaft und vom Staat zu schaffenden Bedingungen kann der Bürger die grundlegenden Bestrebungen seines Lebens verwirklichen: Willensfreiheit oder Autonomie. Es kommt jedoch auf die Qualität der Bedingungen an, z. B. ob sie ausreichen, damit der Bürger seine Fähigkeiten entwickeln kann.
Im Rahmen der Geschichte der Philosophie und der Ideengeschichte werden wir nur die wichtigsten Ansichten über die Freiheit erwähnen. Aristoteles (Αριστοτέλης) unterschied zwischen freiwilligem und unfreiwilligem menschlichem Verhalten: Unfreiwillig ist, was unter Druck oder aus Unwissenheit getan wird. Freiwillig ist das, dessen Grundprinzip auf den handelnden Menschen gerichtet ist, der sich der Umstände seines Handelns voll bewusst ist (Ηθικά Νικομάχεια, III, 3). Hier wird ein Zusammenhang zwischen der freien Wahl aufgrund des eigenen Willens und dem entsprechenden Bewusstsein konstatiert. Auf diese Weise wurde zum ersten Mal die Theorie der Willensfreiheit aufgestellt. Während Platon (Πλάτων), ein Gegner der Demokratie, ein Übermaß an Freiheit ablehnt (“Η άγαν ελευθερία έοικε εις άγαν δουλείαν μεταβάλλειν”: “Das Übermaß an Freiheit ist zu einem Übermaß an Sklaverei geworden”, Πολιτεία, 564A), weist der Redner Isokrates (Ισοκράτης) in seiner Rede vor dem Obersten Gerichtshof (Αρειος Πάγος) auf einige Schwächen der Demokratie in Verbindung mit der Freiheit hin: “Denn diejenigen, die damals die Stadt regierten (d.h. zur Zeit von Solon (Σόλων) und Kleisthenes, Κλεισθένης), haben keine Verfassung geschaffen, die nur dem Namen nach als die liberalste und sanfteste von allen gilt, während sie in der Praxis denen, die sie leben, anders erscheint; auch keine Verfassung, die die Bürger so erzieht, dass sie Anarchie für Demokratie halten, Freiheit von der Gesetzlosigkeit, Gleichheit von der Anmaßung und Glückseligkeit von der Macht eines jeden, zu tun, was er will, sondern eine Verfassung, die, indem sie ihren Abscheu vor denjenigen zeigt, die diese Dinge tun, und sie bestraft, alle Bürger besser und intelligenter macht.” Im Original Altgriechisch: «Οἱ γὰρ κατ’ ἐκεῖνον τὸν χρόνον τὴν πόλιν διοικοῦντες κατεστήσαντο πολιτείαν οὐκ ὀνόματι μὲν τῷ κοινοτάτῳ καὶ πραοτάτῳ προσαγορευομένην, ἐπὶ δὲ τῶν πράξεων οὐ τοιαύτην τοῖς ἐντυγχάνουσι φαινομένην, οὐδ’ ἣ τοῦτον τὸν τρόπον ἐπαίδευε τοὺς πολίτας ὥσθ’ ἡγεῖσθαι τὴν μὲν ἀκολασίαν δημοκρατίαν, τὴν δὲ παρανομίαν ἐλευθερίαν, τὴν δὲ παρρησίαν ἰσονομίαν, τὴν δ’ ἐξουσίαν τοῦ ταῦτα ποιεῖν εὐδαιμονίαν, ἀλλὰ μισοῦσα καὶ κολάζουσα τοὺς τοιούτους βελτίους καὶ σωφρονεστέρους ἅπαντας τοὺς πολίτας ἐποίησεν». Dieser interessante Gesichtspunkt zeichnet sich immer noch von einer hohen Aktualität aus.
Der niederländisch-jüdische Philosoph Baruch Spinoza, der als erster eine dialektische Beziehung zwischen Freiheit und objektiver Notwendigkeit herstellte, leistete einen bedeutenden Beitrag zur Bildung des europäischen Freiheitsbegriffs: “Ich nenne also ein Ding frei, wenn es nur durch die Notwendigkeit seiner Natur existiert und funktioniert”(Briefwechsel 228 ff.). Auf diese Weise wird die Freiheit als Bewusstsein der Notwendigkeit interpretiert. Der große deutsche Philosoph Hegel hat fast die gleiche Ansicht vertreten. Freiheit ist ihrem Wesen nach konkret, selbstbestimmt für die Ewigkeit und damit zugleich notwendig (Hegel, Werke, 8, S.110ff.).
Aus der Geschichte der Philosophie ist bekannt, dass Karl Marx viele Ideen Hegels übernommen, mit dem Materialismus kombiniert und den Dialektischen Materialismus begründet hat, der auch auf die marxistische Auffassung von Freiheit angewandt wurde. Die Hauptbestandteile dieser Auffassung sind auch a) die dialektische Beziehung zwischen Notwendigkeit und Freiheit, b) die Freiheit als Bewusstsein der objektiven Notwendigkeit, c) die Anwendung dieser Notwendigkeit auf das soziale Handeln, d) die Freiheit ist ein konkreter historischer Begriff und e) die Freiheit ist nie und nirgends absolut. Die Anwendung jedoch dieser beeindruckenden  Gedanken in der Realität des kommunistischen Totalitarismus war völlig ausgeschlossen.
Im Lichte der praktischen Philosophie und der politischen Wissenschaft ist die Freiheit ein grundlegendes Kriterium für die Organisation der Gesellschaft und insbesondere ihrer politischen Institutionen, die unter anderem die Aufgabe haben, die Freiheit der Bürger gegenüber anderen Bürgern sowie gegenüber der staatlichen Macht zu schützen. Überdies muss eine liberale (bürgerliche) Gesellschaftsordnung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung der Bürger beitragen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist ein demokratisches System, was im Allgemeinen das Recht auf politische Beteiligung der Bürger am politischen Prozess bedeutet.
Im Lichte der Soziologie wird die liberte civile von der liberte naturell unterschieden. Beide Begriffe wurden ursprünglich von dem großen französischen Aufklärer J.J. Rousseau formuliert. Die Liberte civile bedeutet, dass sich der Bürger des Umfangs der bestehenden Möglichkeiten seines Handelns auf der Grundlage der Achtung der gesellschaftlichen Regeln und des Gesetzes bewusst ist. Das heißt, der bewusste Bürger ist sich der Regeln und Gesetze bewusst und respektiert sie freiwillig, denn nur so kann eine Gemeinschaft von Menschen existieren und funktionieren. Auf diese Weise entsteht eine stabile Beziehung zwischen allen Bürgern. Die Liberte naturell (natürliche Freiheit) bezieht sich auf den Rahmen der Möglichkeiten jenseits der gegenseitigen Verpflichtungen, gemeinsame Werte, Regeln und Wege der Bedürfnisbefriedigung zu respektieren. Die natürliche Freiheit besteht also in der Fähigkeit des Menschen, seine legitimen Wünsche im Rahmen seiner Möglichkeiten zu verwirklichen.
Die berühmte “Allgemeine Erklärung der Menschenrechte” der Vereinten Nationen (1948) behandelt das inzwischen festgeschriebene Recht ohne Einschränkung: “Jeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Der “Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte” (1966) ist jedoch konkreter und enthält in den Artikeln 19 und 20 auch rechtliche Einschränkungen. Erster Absatz des Artikels 18 : ” 1. Jeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit…”. In den folgenden Absätzen gibt es jedoch Einschränkungen: “1. Jeder hat das Recht, seine Meinung endgültig zu äußern. … 3. “Die Ausübung dieses Rechts ist mit besonderen Pflichten und einer besonderen Verantwortung verbunden. Sie kann daher begrenzt sein. Beschränkungen müssen jedoch gesetzlich vorgeschrieben und absolut notwendig sein (a) für die Rechte und den guten Ruf anderer und (b) zum Schutz der nationalen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung, der öffentlichen Gesundheit oder der Moral. Wir empfehlen den Anarchisten, dies sehr sorgfältig zu lesen. Ähnlich sind auch die Artikel 19 und 20 formuliert. Aber es gibt auch einen äußerst interessanten Aspekt der Freiheit, wenn wir ihr Verhältnis zur Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft und des Bürgers gegenüber dem Staat betrachten, während Freiheit in Verbindung mit Individualismus (nicht Individualität), Egoismus und Eigennutz für eine Gesellschaft und für einen Staat zweifellos destruktiv ist. Genau das ist seit 200 Jahren auf dem Balkan und in Lateinamerika der Fall.
Literatur-Quellen
-Πλάτων, Πολιτεία, Αθήνα 2004
-Platon, Der Staat, Stuttgart 2004
-Αριστοτέλης, Ηθικά Νικομάχεια, Αθήνα 2011, σ. 43-61 (Γ Βιβλίο)
-Aristoteles, Nikomachische Ethik, Köln 2009, S. 55-87 (Drittes Buch)
-Ισοκράτης, Απαντα, Αθήναι 1992
-I.Kant, Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Frankfurt 1986 (Erste Ausgabe, Riga 1786)
-J.S. Mill, Über die Freiheit (Orig. On Liberty), Stuttgart 2013
-C. Taylor, Negative Freiheit, Zur Kritik des neuzeitlichen Individualismus, Frankfurt /M. 1999
-E. Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, München 1995
-G. Keil, Willensfreiheit und Determinismus, Stuttgart 2009
-J. Schapp: „Freiheit, Moral und Recht“, Tübingen 2017
-C.Bay, The Structure of Freedom, Stanford1965
-Ilustrierte Geschichte der westlichen Philosophie (The Oxford illustrated History of Western Philosophy, edit. by Anthony Kenny et Oxford University Press, 1994 ),  Köln 1995, S. 133 (Descartes), S.211, 359 (Fichte), S. 219ff., 360 f. (Hegel), S. 198-200 (Kant), S. 169 f. (Leibniz), S. 163 f. (Spinoza), S. 337 f. (Hobbes), S. 344 f. (Locke), S. 364 (J.St. Mill),S. 340 (Milton), S. 347 (Montesquieu), S. 352 (Paine), S. 349 f. (Rousseau)
-Philosophisches Wörterbuch, hrsg. von Georg Klaus / Manfred Buhr, Band 1, Leipzig 1969, S.374-377

-Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, hrsg. von J. Mittelstraß, Band 1., Stuttgart 2004, S.675- 682

-Lexikon zur Soziologie (128 Autoren), hrsg. von Werner Fuchs – Heinritz et alt., Opladen 1995, S. 213

-Kleines Politik-Lexikon, hrsg. von C. Lenz / N. Ruchlak,  München / Wien 2001, S.67/68.

-Geschichte des wissenschaftlichen Denkens im Altertum, hrsg, vonFritz Jürss, Akademie der Wissenschaften, Berlin 1982, S. 167,S.182, S.328, S.385, S.588. -Kulturgeschichte der Antike, Griechenland, hrsg. von R. Müller, Akademie der Wissenschaften, Berlin 1976, S.21, S.202, S.224, S. 249, S.252.

-Kulturgeschichte der Antike, Griechenland, hrsg. von R. Müller, Akademie der Wissenschaften, Berlin 1976, S.21, S.202, S.224, S. 249, S.252.

veröffentlicht von 2012 bis 2018 oft in der griechischen Zeitung Kathimerini (Καθημερινή)  in Auseinandersetzung mit dem griechischen Theologen und Philosophen Christos Giannaras

aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S.83ff.

 

Ελευθερία στην Φιλοσοφία, στην Πολιτολογία και στην Κοινωνιολογία

Η Ελευθερία υπό το πρίσμα της Φιλοσοφίας, της Ιστορίας των Ιδεών, της
Πολιτολογίας, της Κοινωνιολογίας και της Νομικής Επιστήμης

Η πολυπλοκότητα του θέματος απαιτεί μία συστηματική θεώρηση ειδάλλως υφίσταται κίνδυνος διολίσθησης σε δεκάδες θεμάτων.Παρακάτω δε σκοπεύω να αναφέρω όλες τις πολυάριθμες διατυπωθείσες γνώμες γύρω από την Ελευθερία στο παρελθόν, αλλά μόνον τις σημαντικότερες κατευθύνσεις στη θεωρία και στην πράξη.
Υπό το πρίσμα της Φιλοσοφίας
η ελευθερία σημαίνει σε γενικές γραμμές πρωτίστως τη  σχέση του ανθρώπου με την αντικειμενική αναγκαιότητα (νομοτέλεια) στη φύση και στην κοινωνία και ιδιαιτέρως το επίπεδο και την ποιότητα της γνώσης περί αυτής και περί της εφαρμογής της. Για την επίτευξη αυτού του σκοπού είναι απαραίτητες πρωτίστως οικονομικές, πολιτικές νομικές και ιδεολογικές προϋποθέσεις.
Σύμφωνα με τις επικρατούσες φιλοσοφικές και πολιτικές επιστήμες στην Ευρώπη συντελείται ο εξής  διαχωρισμός:
α) Η αρνητική ελευθερία που σημαίνει ελευθερία από κάτι: ανυπαρξία εξαναγκασμού και καταπίεσης έξωθεν πρωτίστως εκ μέρους του κράτους, της κοινωνίας και άλλων ατόμων και  ελευθερία των πράξεων, σύμφωνα με  I.Kant „πολιτική αυτοδιάθεση“, Hegel: Ναι μεν χωρίς καταπίεση, αλλά οπωσδήποτε «Einsicht in die Notwendigkeit“: „επίγνωση της αναγκαιότητας»).
β) Η θετική  ελευθερία  που σημαίνει ελευθερία για κάτι: Μέσω συνθηκών που πρέπει να δημιουργηθούν εκ μέρους της κοινωνίας και του κράτους ο πολίτης δύναται  να υλοποιήσει τις βασικές επιδιώξεις του βίου του: ελευθερία της βούλησης ή και αυτονομία. Εξαρτάται όμως από την ποιότητα των συνθηκών, εάν π.χ αυτές  είναι επαρκείς για να εξελίξει ο πολίτης τις ικανότητές του.
Υπό τον φακό της Ιστορίας της Φιλοσοφίας και της Ιστορίας των Ιδεών θα αναφέρουμε μόνο τις καθοριστικές απόψεις περί την Ελευθερία.
Ο Αριστοτέλης έκανε διάκριση μεταξύ της εκουσίας και της ακουσίας ανθρώπινης συμπεριφοράς: Ακούσιο είναι ό,τι γίνεται υπό πίεση ή λόγω άγνοιας. Εκούσιο θεωρείται αυτό του οποίου η βασική αρχή εστιάζεται στον ενεργούντα άνθρωπο, ο οποίος έχει πλήρη επίγνωση των συνθηκών της ενέργειάς του (Ηθικά Νικομάχεια, ΙΙΙ, 3). Εδώ σημειώνεται μία σύνδεση μεταξύ της ελεύθερης επιλογής επί τη βάσει της ιδίας βούλησης και της ανάλογης επίγνωσης. Τοιουτοτρόπως έχει εμπεδωθεί για πρώτη φορά η Θεωρία της ελευθερίας της βούλησης.
Ενώ ο Πλάτων, ένας αντίπαλος της δημοκρατίας, αποκρούει την υπερβολική ελευθερία (“Η άγαν ελευθερία έοικε εις άγαν δουλείαν μεταβάλλειν”:”φαίνεται πως η υπερβολική ελευθερία μετατρέπεται σε υπερβολική υποδούλωση”,Πολιτεία 564Α), ο ρήτωρ Ισοκράτης εφιστά στο λόγο του προ του Αρείου Πάγου την προσοχή επί μερικών αδυναμιών της δημοκρατίας σε συνδυασμό με την ελευθερία: «Διότι εκείνοι που διοικούσαν την πόλη τότε (εννoεί στην εποχή του Σόλωνα και του Κλεισθένη), δε δημιούργησαν ένα πολίτευμα το οποίο μόνο κατ’ όνομα να θεωρείται το πιο φιλελεύθερο και το πιο πράο από όλα, ενώ στην πράξη να εμφανίζεται διαφορετικό σε όσους το ζουν· ούτε ένα πολίτευμα που να εκπαιδεύει τους πολίτες έτσι ώστε να θεωρούν δημοκρατία την ασυδοσία, ελευθερία την παρανομία, ισονομία την αναίδεια και ευδαιμονία την εξουσία του καθενός να κάνει ό,τι θέλει, αλλά ένα πολίτευμα το οποίο, δείχνοντας την απέχθειά του για όσους τα έκαναν αυτά και τιμωρώντας τους, έκανε όλους τους πολίτες καλύτερους και πιο μυαλωμένους» («Οἱ γὰρ κατ’ ἐκεῖνον τὸν χρόνον τὴν πόλιν διοικοῦντες κατεστήσαντο πολιτείαν οὐκ ὀνόματι μὲν τῷ κοινοτάτῳ καὶ πραοτάτῳ προσαγορευομένην, ἐπὶ δὲ τῶν πράξεων οὐ τοιαύτην τοῖς ἐντυγχάνουσι φαινομένην, οὐδ’ ἣ τοῦτον τὸν τρόπον ἐπαίδευε τοὺς πολίτας ὥσθ’ ἡγεῖσθαι τὴν μὲν ἀκολασίαν δημοκρατίαν, τὴν δὲ παρανομίαν ἐλευθερίαν, τὴν δὲ παρρησίαν ἰσονομίαν, τὴν δ’ ἐξουσίαν τοῦ ταῦτα ποιεῖν εὐδαιμονίαν, ἀλλὰ μισοῦσα καὶ κολάζουσα τοὺς τοιούτους βελτίους καὶ σωφρονεστέρους ἅπαντας τοὺς πολίτας ἐποίησεν»). Αυτή ή ενδιαφέρουσα άποψη αναδεικνύει μεγάλη επικαιρότητα. Στη διαμόρφωση της ευρωπαϊκής αντίληψης περί την ελευθερία έχει συμβάλλει σημαντικά ο ολλανδοεβραίος φιλόσοφος Baruch Spinoza, ο οποίος διεπίστωσε ως πρώτος μία διαλεκτική σχεση  μεταξύ της ελευθερίας και της αντικειμενικής αναγκαιότητας: «Ονομάζω λοιπόν ένα πράγμα ελεύθερο, εάν αυτό υφίσταται και λειτουργεί μόνον μέσω της αναγκαιότητας της φύσης του» (Briefwechsel 228 ff.). Με αυτό τον τρόπο η ελευθερία ερμηνεύεται ως επίγνωση της αναγκαιότητας. Σχεδόν την ίδια άποψη έχει διατυπώσει και ο μεγάλος Γερμανός Φιλόσοφος Hegel: Μία ελευθερία, η οποία δε θα είχε ουδεμία αναγκαιότητα, και μόνον η αναγκαιότητα χωρίς ελευθερία, αυτά είναι αόριστοι και ουχί αληθείς ορισμοί. H ελευθερία είναι στην ουσία της συγκεκριμένη, για την αιωνιότητα αυτοκαθορισμένη και έτσι ταυτόχρονα αναγκαία (Werke, 8, S.110ff.).
Από την Ιστορία της Φιλοσοφίας είναι πασίγνωστο, ότι ο Karl Marx έχει παραλάβει πολλές ιδέες του Hegel, τις έχει συνδυάσει με τον υλισμό και εμπέδωσε τον Διαλεκτικό Υλισμό, ο οποίος εφαρμόσθηκε και στη μαρξιστική αντίληψη περί την ελευθερία. Τα κύρια συστατικά στοιχεία αυτής της άποψης είναι επίσης α) η διαλεκτική σχέση μεταξύ της αναγκαιότητας και της ελευθερίας, β) η ελευθερία ως επίγνωση της αντικειμενικής αναγκαιότητας, γ) η εφαρμογή αυτής της αναγκαιότητας στην κοινωνική πράξη, δ) η ελευθερία αποτελεί μία συγκεκριμένη ιστορική έννοια και ε) η ελευθερία ουδέποτε και πουθενά είναι απόλυτη.
Υπό το πρίσμα της Πρακτικής Φιλοσοφίας και της Πολιτολογίας η ελευθερία αποτελεί ένα βασικό κριτήριο για τη διοργάνωση της κοινωνίας και ιδιαιτέρως των πολιτικών θεσμών της, οι οποίοι έχουν μεταξύ άλλων το καθήκον να προστατεύσουν την ελευθερία των πολιτών έναντι άλλων πολιτών καθώς και έναντι της κρατικής εξουσίας. Πέραν τούτου πρέπει ένα φιλελεύθερο (αστικό) κοινωνικό σύστημα να συμβάλλει στα πλαίσια των δυνατοτήτων του στην υλοποίηση της αυτοπραγμάτωσης των πολιτών. Η πιό σημαντική προϋπόθεση για αυτό είναι το δημοκρατικό σύστημα που σημαίνει γενικά το δικαίωμα της πολιτικής συμμετοχής των πολιτών στο πολιτικό γίγνεσθαι.
Υπό το πρίσμα της Κοινωνιολογίας διαχωρίζεται η liberte civile από την liberte naturell. Αρχικά έχουν διατυπωθεί και οι δύο εκφράσεις από το μεγάλο Γάλλο διαφωτιστή J.J. Rousseau. H liberte civile σημαίνει, ότι ο πολίτης έχει συνειδητοποιήσει το πλαίσιο των υπαρχουσών δυνατοτήτων των ενεργειών του επί τη βάσει του σεβασμού των κοινωνικών κανόνων και του νόμου. Δηλαδή ο συνειδητός πολίτης γνωρίζει τους κανόνες και τους νόμους και τους σέβεται αυτοβούλως, γιατί μόνον έτσι μπορεί να υπάρξει και να λειτουργήσει μία κοινότητα ανθρώπων.Τοιουτοτρόπως δημιουργείται μία σταθερή σχέση μεταξύ όλων των πολιτών. Η liberte naturell  (φυσική ελευθερία) αφορά το πλαίσιο των δυνατοτήτων πέραν των αμοιβαίων υποχρεώσεων σεβασμού των κοινών αξιών, κανόνων και τρόπων προς ικανοποίηση των αναγκαιοτήτων. Ετσι  η φυσική ελευθερία έγκειται στην ικανότητα του ανθρώπου, να υλοποιήσει στα πλαίσια των δυνατοτήτων του τις θεμιτές επιθυμίες του.
Η περιφημη „Γενική Διακήρυξη των ανθρωπίνων δικαιωμάτων „ του Οργανισμού των Ηνωμένων Εθνών ( 1948 ) ασχολείται με το εν τω μεταξύ διευρεθέν δικαίωμα χωρίς περιορισμό: „ Κάθε άνθρωπος εχει την απαίτηση για ελευθερία της σκέψης, της συνείδησης και της θρησκείας. …“(άρθρο 18 ). Αλλά η „Διεθνής Σύμβαση περί των πολιτικών και των αστικών δικαιωμάτων (1966) είναι πιό συγκεκριμένη και εκτός τούτου εμπεριέχει περιορισμούς δια νόμου στα άρθρα 19 και 20. Πρώτα το άρθρο 18 : « 1. Ο καθείς έχει το δικαίωμα για ελευθερία της σκέψης, της συνείδησης και της θρησκείας… „. Στα παρακάτω άρθρα υπάρχουν όμως περιορισμοί : „1. Ο καθείς έχει το δικαίωμα, να εκφράζει τη γνώμη του οριστικά. … 3. „Η άσκηση του δικαιώματος συνεπάγεται ιδιαίτερες υποχρεώσεις και ιδιαίτερη υπευθυνότητα. Γι αυτό μπορεί να περιορισθεί. Οι περιορισμοί όμως πρέπει να προβλέπονται δια νόμου και να είνα απόλυτα απαραίτητοι α) για τα δικαιώματα και την καλή φήμη άλλων και β ) για την προστασία της εθνικής ασφάλειας, της δημόσιας τάξης, της υγείας του λαού ή της ηθικής“. Συνιστούμε στους αναρχικούς να το διαβάσουν αυτό πολύ προσεκτικά.
Αλλά υπάρχει και μία άκρως ενδιαφέρουσα πτυχή της ελευθερίας, εάν λάβουμε υπ` όψη τη σχέση της με την υπευθυνότητα του ατόμου έναντι της κοινωνίας και του πολίτου έναντι του κράτους, ενώ η ελευθερία σε συνδυασμό με ατομικισμό (όχι ατομικότητα), εγωϊσμό και συμφεροντολογία είναι για μίαν κοινωνία και για ένα κράτος αναμφιβόλως καταστροφική. Ακριβώς αυτό συμβαίνει στα Βαλκάνια και στη Λατινική Αμερική εδώ και 200 χρόνια .
Πηγές
-Αριστοτέλης, Ηθικά Νικομάχεια, Αθήνα 2011, σ. 43-61 (Γ Βιβλίο)
-Aristoteles, Nikomachische Ethik, Köln 2009, S. 55-87 ( Drittes Buch )
-I.Kant, Grundlegung der Metaphysik der Sitten,  Frankfurt 1986 (Erste Ausgabe, Riga 1786)
-J.S. Mill, Über die Freiheit (Orig. On Liberty), Stuttgart 2013
-C. Taylor, Negative Freiheit, Zur Kritik des neuzeitlichen Individualismus, Frankfurt /M. 1999
-E. Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, München 1995
-G. Keil, Willensfreiheit und Determinismus,Stuttgart 2009
-J. Schapp: „Freiheit, Moral und Recht“,Tübingen 2017
-C.Bay,The Structure of Freedom, Stanford1965
-Ilustrierte Geschichte der westlichen Philosophie (The Oxford illustrated History of Western Philosophy, edit. by Anthony Kenny et Oxford University
Press, 1994 ),  Köln 1995, S. 133 (Descartes), S.211, 359 (Fichte), S. 219ff. ,360 f. (Hegel), S. 198-200 (Kant), S. 169 f. (Leibniz), S. 163 f. ( Spinoza ), S. 337 f. (Hobbes), S. 344 f. ( Locke ), S. 364 ( J. St. Mill),S. 340 (Milton ), S. 347 (Montesquieu), S. 352 (Paine), S. 349 f. (Rousseau)
-Philosophisches Wörterbuch, hrsg. von Georg Klaus / Manfred Buhr, Band 1, Leipzig 1969, S.374-377
-Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, hrsg. von J. Mittelstraß, Band 1., Stuttgart 2004, S.675 – 682
-Lexikon zur Soziologie (128 Autoren), hrsg. von Werner Fuchs – Heinritz et
alt., Opladen 1995, S. 213
-Kleines Politik-Lexikon, hrsg. von C. Lenz / N. Ruchlak,  München / Wien 2001, S.67/68.
-Geschichte des wissenschaftlichen Denkens im Altertum, hrsg, vonFritz Jürss,
Akademie der Wissenschaften, Berlin 1982, S. 167,S. 182, S. 328, S. 385,S. 588.
-Kulturgeschichte der Antike, Griechenland, hrsg. von R. Müller, Akademie der Wissenschaften, Berlin 1976, S. 21, 202, 224, 249, 252.