Ontologie in der Philosophie
Hier wird der Versuch unternommen, die Ontologie im Lichte des vorherrschenden philosophischen Denkens darzustellen, zu dem die theologische Sichtweise auf dieses Thema nicht gehört.
Es sei darauf hingewiesen, dass das philosophische Konzept der Ontologie (in erster Linie die Ontosophie, die der aristotelischen “ersten Philosophie” entspricht) weder im Oströmischen Reich formuliert wurde, obwohl die Fachleute etwa 1000 Jahre zur Verfügung hatten, noch in Griechenland, sondern in Deutschland.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde sie ebenso in Deutschland erstmals von R. Goclenius (Lexicon philosophicum, Frankfurt 1613) und A. Calonius (Metaphysica divina, Rostock 1636) und etwas später von J. Caramuel Lobkowitz (Rationalis et realis philosophia, Löven 1642) erwähnt.
Die Ontologie ist teilweise an die Stelle der Metaphysik getreten, wurde aber von einigen Philosophen als Teil der Metaphysik betrachtet. Die Ontologie war also nicht allgemein eine Theorie der Prinzipien des Seins, sondern in erster Linie eine Theorie des Wesens und der Bedeutung des Seins (des Seienden). Diese theoretische Interpretation wurde jedoch von dem deutschen Philosophen Christian Wolff (Universität Leipzig und später Universität Halle) zu einem Wissenschaftszweig weiterentwickelt. Warum wurde dies in byzantinischer Zeit nicht getan? Wolff weist in seinem berühmten Werk Philosophia prima sive ontologia (Frankfurt, Leipzig 1730. §1) auf den Zweck der Ontologie hin, auf der Grundlage der Logik alle determinierten Elemente des Seins so zu formulieren, dass sie die höchste Qualität der Allgemeinheit erlangen.
Der Philosoph I. Kant hat diese Auffassung abgelehnt und eine andere Definition vorgeschlagen: Die Ontologie ist eine Wissenschaft, die ein System aller logischen Prinzipien und Begriffe enthält, aber nur unter der Bedingung, dass diese sich auf Gegenstände beziehen, die durch die Sinne identifiziert worden sind und daher mit Hilfe der Empirie bewiesen werden können Preisschrift über die Fortschritte der Metaphysik, Akad.-Ausg. XX, 255, 260).
Die Ontologie war und ist ein weiterer Gegenstand der Beschäftigung der Erkenntnistheorie, in der deutsche und amerikanische Philosophen, insbesondere N. Hartmann, teilweise M. Heidegger und W.V.O. Quine, international führend sind. Hartmann bewertet die Ontologie als eine Theorie des Seins an sich. Andere ähnliche Ansichten werden zur Kenntnis genommen. Der gemeinsame Punkt ist der folgende: Die Ontologie befasst sich sowohl mit dem Sein als auch mit allen wichtigen und unmittelbaren Elementen, die zum Sein gehören. Der Philosoph Jacoby macht folgende interessante Feststellung: Ontologie ist “die Theorie dessen, was per se unabhängig vom Bewusstsein des Erkennenden existiert”.
Daher unterscheidet sich die Ontologie von der theologischen Sichtweise (Neo-Thomismus) des “göttlichen Seins”, die zur theologischen Metaphysik gehört, und der ontologische Ansatz war ein prägender Teil der philosophischen Theorien von Platon, Aristoteles, Plotin, die mittelalterliche Scholastik, Wolff und Leibnitz. Es wird der Vesuch konstatiert, ausgehend von der Grunderfahrung, das Sein als Sein zu definieren. Das heißt, es handelt sich um eine Logik, um eine Gesamtheit der Erkenntnisse über die Begriffe um die Wirklichkeit, was stark an den objektiven Idealismus erinnert.
Die größten Gegner der Ontologie waren die englischen und französischen Materialisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert spielte die Ontologie keine Rolle, aber im frühen 20. Jahrhundert wurde sie von einem deutschen Philosophen wiederentdeckt (H. Pichler, Über Chr. Wolffs Ontologie, 1910). Der Begriff “Neue Ontologie” wurde bereits formuliert als Antwort auf die starken Tendenzen des Subjektivismus und Mystizismus (Positivismus, Neokantrianismus, Lebensphilosophie, Existenzialismus) innerhalb der Philosophie bewertet.
Die wichtigsten Vertreter der Neuen Ontologie sind N. Hartmann, G. Jacoby, Husserl (“Universale Ontologie”), Heidegger (“Funtamentalontologie”), Sartr (“Phänomenologische Ontologie”) und H. Conrad-Martius (“Realontologie”). Sehr interessant ist Hartmanns Definition: Ontologie bedeutet dass das Wissen nicht eine Schöpfung, Einpflanzung oder Konstruktion eines Objekts ist, wie der Idealismus versucht, zu sagen, sondern die Lokalisierung von etwas, das dem Wissen darüber vorausgeht. Hartmann macht eine weitere Unterscheidung zwischen dem realen und dem idealen Sein und versucht, den Gegensatz zwischen Idealismus und Materialismus zu überwinden.
Der amerikanische Philosoph O. Quinn war der wichtigste Vertreter der Analytischen Philosophie und vertrat eine eigentümliche Sicht der Ontologie ohne metaphysische oder theologische Dimensionen: Die Wahrheit einer Theorie kann die Existenz von Objekten oder die Erfüllung der Werte bestimmter Eigenschaften zur Voraussetzung haben (The Ways of Paradox and Other Essays, New York 1966, Cambridge Mass. 1976). Das übergeordnete Ziel seiner Theorie ist die Verwissenschaftlichung der Welt und des Lebens. Dies ist das Gegenteil von Heideggers Ansicht (Sein und Zeit, Halle 1927, Tübingen 1979).
Es seien auch die Vertreter der Neo-Scholastik genannt ( die Scholastik stützt sich im Allgemeinen auf die Bibel), die versuchen, die völlig überholte Ontologie des Mittelalters wiederzubeleben. Der Neoklassizismus befasst sich in erster Linie mit Fragen wie der philosophischen Rechtfertigung kirchlicher Lehren, der Versöhnung des Glaubens mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, der Religion mit der Wissenschaft oder dem Kampf gegen alle fortschrittlichen philosophischen Ideen, insbesondere gegen Atheismus und Pantheismus.
Weitere Literatur-Quellen
-Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Edit. J.
Mittelstraß, Band 2, Stuttgart. Weimar, 2004, S. 995, 1077-1079.
-Philosophisches Wörterbuch, Edit. G.Klaus-M. Buhr, Band 2,
S. 784-785, 806-808.
- M. Heidegger, M. Sein und Zeit, Halle 1927, Tübingen 1979.
-J.NB. Lotz, Ontologia, Barcelona 1963.
-R. Zocher, Die philosophische Grundlehre, Eine Studie zur
Kritik der Ontologie, Tübingen 1939
-J. Habermas, Auch eine Geschichte der Philosophie, Bd. 2 Vernünftige Freiheit. Spuren des Diskurses über Glauben und Wissen, Berlin 2019
-T. Honderich, Ontology, in: The Oxford Companion to Philosophy, Oxford University Press 2005
-M. Battista, Ontologia, metafisica, Bologna 1905
-A. Pescador, Ontología, Buenos Aires 1966
Veröffentlicht in Griechisch in Καθημερινή (Kathimerini ), 23.11.16 als Auseinandersetzung mit dem Philosophen und Theologen Christos Giannaras
Aus meinem Buch: Παναγιώτης Δημητρίου Τερζόπουλος (Panos Terz), Εγκυκλοπαιδική και Κοινωνική Μόρφωση, Εκλαϊκευμένα: Φιλοσοφία, Διεθνές Δίκαιο, Διεθνείς Σχέσεις, Πολιτολογία, Πρώτος Τόμος (Enzyklopädische und Allgemeinbildung, populärwissenschaftlich: Philosophie, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Politik, Erster Band) ), ISBN: 978-620-0-61337-0, Saarbrücken 2020, 289 Seiten, S.66